Nachrichtliche Texte zu Wahlen folgen einer einfachen Dramaturgie: Wer hat gewonnen, wer verloren und wie hoch war die Wahlbeteiligung. Alles weitere ist erst einmal Zierrat. Doch die Wahlbeteiligung ist aus dem Kreis der Kernnachrichten ausgeschieden. In manchen Medien muss sie regelrecht gesucht werden.
Dabei ist die Wahlbeteiligung in Niedersachsen eigentlich das Thema. Es ist der Schlüssel, den der braucht, der das Ergebnis verstehen will: 6.064.092 Menschen waren laut Landeswahlleiter zur Wahl aufgerufen. 2.455.509.haben demnach keine gültige Stimme abgegeben. Rechnet man die als eigenen Block, die gar keine oder keine gültige Stimme abgegeben haben, kommt man auf 40,5 Prozent. Es wäre die mit Abstand stärkste Kraft im Landtag.
Trotzdem war die Wahl in den öffentlich-rechtlichen Medien und ihnen politisch nahestehenden Zeitungen eine Bestätigung für die Ampel in Berlin. Zumindest für deren rot-grünen Teil. Die FDP zum Wahlsieger zu erklären, wäre schwierig gewesen. Bei Anne Will behalfen sich die Experten damit, dass die FDP halt nicht genug rot-grün gewesen sei.
Die Analyse von der bestätigten Ampel ließe sich nicht halten, würden die Analytiker die Wahlbeteiligung in ihre Rechnung aufnehmen. Das mag ein Grund dafür sein, dass über diese immer weniger geredet wird und warum sie nachrichtlich immer schwerer zu finden ist. Die Erzählung vom bestätigten rot-grünen Teil der Ampel gefällt ARD, ZDF und politisch verbündeten Medien so gut, dass sie diese nicht durch Fakten zerstören wollen. Das nennen sie übrigens Einordnung – nicht Unterdrückung von Nachrichten.
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