Tichys Einblick
New normal

Krawalle und eine um Gnade bittende Polizei – die neue Normalität in Ampel-Deutschland

Die gute Nachricht: Keine Toten, in Berlin wurde kein kompletter Straßenzug abgefackelt, die Frankfurter Zeil hat unzerstörte Kaufhäuser, Hamburg steht noch. Also alles ganz normal? Die Polizei macht sich über ihre eigene Schwäche lustig und die Straßen gehören dem zugereisten Pöbel.

Bild: W. Sirsch

Ein Sprecher der Feuerwehr in Berlin sprach von einem „normalen Silvester“. Die Polizei Hamburg ebenfalls von „normalem Silvestergebaren“. „An der #Konstablerwache in Frankfurt am Main rückt eine Hundertschaft gegen Randalierer an. Von allen Seiten werden Polizeikräfte herangeführt“, meldete die Polizei in Frankfurt. Aus Berlin wiederum hieß es schon am Tag vorher:„Gestern wurden am Mehringplatz in #Kreuzberg Einsatzkräfte der @Berliner_Fw  bei Löscharbeiten von drei Männern mit Feuerwerkskörpern beschossen. Die Kräfte retteten sich in ihr Fahrzeug. Die 3 Männer flüchteten unerkannt.“

Das also ist das „normale“ und friedliche Silvester

Wer nachts durch Frankfurt fuhr, musste sorgfältig brennendes Verpackungsmaterial auf den Einfallstraßen umkurven und durfte nicht schreckhaft auf Beschuss reagieren. Da die Innenstadt an der Mainseite großräumig für den Verkehr gesperrt war und die Zufahrten mit mehreren Lagen von Merkel-Pollern und mit MPs bewaffneten Polizisten abgesperrt waren, mochten ängstliche Gemüter sich an Bürgerkriegsgegenden erinnert fühlen. Zum dumpfen Wummern der Polenböller das schnellere Stakkato von in Deutschland handelsüblichen Knallern.

Dazu Martinshorn und überall dröhnende arabische Rap-Songs zu tieffliegenden Raketen, am Rand des Innenstadtgeschehens heulende AMG-Mercedesse mit Palästinenserfahnen – friedliebend war Silvester nicht. Es gab sichtbar kaum Deutsche auf den Straßen – der öffentliche Raum gehört jungen Männern mit nordafrikanischem und arabischem Aussehen, die zum großen Teil von weit angereist waren, wie die Nummernschilder verrieten. Es krawallt sich einfach schöner in den Metropolen.

Frankfurt Innenstadt, 31.12.2023, Bild: W. Sirsch

Hohn für die Polizei

Besonders lautes Feuerwerk gab es in den Feuerwerksverbotszonen Berlins. Es ist eine offene Verhöhnung der um Gnade wimmernden Berliner Polizei: Deren angeblich zum Schutz der Bürger vorausblickend verkündeten Sicherheitsbereiche wirkten besonders unsicher. Die Polizei – Lachnummer und Prügelknabe, war die Botschaft. Als Zugabe brannten nur einige Müllcontainer und wenige Autos. Die mit 4.000 Polizisten angetretenen Sicherheitskräfte konnten Molotowcocktails beschlagnahmen, noch ehe die bereits implantierten benzingetränkten Zünder in Flammen aufgingen.

Also alles kein Problem, signalisierte die Berliner Polizei und gab sich besonders relaxed. So sandte sie folgende Meldungen in die sozialen Medien: „Wenn Sie in #NeuHohenschönhausen auf den Bus warten, passen Sie bitte auf, wo Sie hintreten. Dort wurde eine Haltestelle entglast.“ So ist das also: „Entglast“ ist die verharmlosende Erklärung für „zerstört und zerschmettert“, ein Schicksal, das auch ein Stadtbus nebst Passagieren erlitten. Stell Dir vor, Du sitzt im Bus, der mit Dutzenden Raketen beschossen wird und dann zerplatzen mit einem Knall die Scheiben, die Flammen flackern hoch – das findet die Berliner Polizei offenbar alles kein Grund zur Beunruhigung. Dafür: „In #Köpenick stressen zwei Männer im #Späti.“ Randalierer „stressen“.

„In #Mitte soll es auf einem Gehweg gebrannt und mehrere Personen Kräder ins Feuer geworfen haben. Als wir ankamen: Kein Feuer, keine Kräder, keine Personen. Nur der Gehweg war da.“ Folgt man den uniformierten Witzbolden, dann ist das alles eher belustigend und staatliches Handeln eher wie eine Ermahnung, wenn sich auf dem Schulhof ein paar Jungs prügeln: „Mehrere Jugendliche & Heranwachsende haben in #Neukölln eine Mülltonne in Brand gesetzt. Einen haben wir erwischt.“ Einen hat die Polizei erwischt. Das muss natürlich gemeldet werden von einer Institution, die sich und die öffentliche Ordnung in den letzten Jahren immer weiter aufgegeben hat.

Zur Strafe kommt Oma

Geht allerdings nicht immer so erfolgreich aus: „30-40 Jugendliche haben Müll auf zwei Fahrstreifen des Siemensdamm gezerrt und angezündet. Zusammen mit der @Berliner_Fw haben wir die Straße wieder frei gemacht. 29-39 Personen waren weg, einer sitzt hinten im Funkwagen.“ So geht das, in Berlin. Dem, der im Streifenwagen sitzt, droht auch nicht allzuviel: „In #Marienfelde wurde ein Mann festgenommen, nachdem er Böller auf unsere Kolleg. geworfen hatte. Nach den weiteren Maßnahmen wurde er Oma übergeben.“

Die Oma also als mögliche Strafmaßnahme: Ein Staat weicht zurück, versucht sich selbst als lächelnder Teilnehmer an einer Scherz-Parade zu gerieren, als eine Art uniformierter Herbergsvater in einer Jugendherberge, in der ein paar 16-jährige Schüler auf Klassenfahrt die Türen zu laut knallen.

Berlin: eine wimmernde Polizei feiert ihre eigene Lächerlichkeit. Man kann es so sehen, die Polizei – Dein Kumpel, der DuDuDu sagt, wenn Du mal schnell versuchst, einen Bus anzuzünden. Vielleicht sehen das die Polizisten vor Ort etwas anders. Immerhin sind sie ja im Getümmel zwischen brennenden Müllcontainern und randalierendem Pöbel. Respekt?

Fehlanzeige, dafür Kumpanei von oben, der Pressestelle der Polizeipräsidentin. Denn während auf der Straße die Polizisten eben doch ihre Köpfe hinhalten und ihre Knochen riskieren sowie ihre Gesundheit und ihren Körper einsetzen: Die vom regierenden Regenbogen-Oberbürgermeister Kai Wegner (CDU) gesteuerte Pressestelle der Polizei findet es ganz lustig, wenn ihre Untergebenen vor Ort nur knapp an Brandwunden, Knochenbrüchen, zerplatzen Trommelfellen und blauen Flecken vorbeikommen. Nach Angaben von Polizeisprecherin Anja Dierschke vom Montagmittag wurden 54 Einsatzkräfte der Polizei verletzt, davon 30 durch Feuerwerk. Aha. „Nur“ 54.

Die schlimmste Strafte bleibt: Die Oma des Täters übernimmt die Bestrafung. Vermutlich sind deren Ohrfeigen auch bedrohlicher als eine Maßnahme von deutscher Polizei und Gerichten.

Auch Köln hat sich aufgegeben

Und so geht das Land eben seinen Gang. In Köln ist seit Weihnachten der Dom gesperrt. Besucher müssen draußen bleiben, Gottesdienstbesucher werden mit Untersuchungen traktiert wie sonst nur Passagiere an der Sicherheitsschleuse eines Flughafens. Das ist die neue Normalität: Eine wimmernde Polizei, die ihre demonstrierte Machtlosigkeit durch dummes Gerede noch schlimmer macht, und eine Bevölkerung, die ihre selbstverständlichen Wege wie einen Kirchenbesuch nur noch durch Sicherheitsschleusen gehen kann.

Das neue Normal in Deutschland: Polizisten, die verletzt und von der eigenen Pressestelle verlacht werden. Gesperrte Kirchen, zugereister Pöbel randaliert. Alles also friedlich und ganz normal. Nein, es gab keine Toten an Silvester, insofern wird Innenministerin Nancy Faeser von einer „guten Sicherheitslage“ sprechen, und Bundeskanzler Olaf Scholz, der Lächerliche, vom neuen „Wir“ faseln, das alle Probleme Deutschland durch „Unterhaken“ löst und „keinen zurücklässt“. Klar, man muss nur seine Ansprüche an soziales Leben amtlicherseits tief genug hängen und alles ist paletti.

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