Schade. Kevin Spacey, zweifacher Oscarpreisträger, Produzent und Hauptdarsteller in der epischen Politik-Brutal-Serie „House of Cards“ auf Netflix, fehlt heute in der Komischen Oper Berlin – dabei ist das die offizielle Invasionsfeier des Videostreaming-Dienstes in Deutschland.
Es ist für Insider ein großes Ereignis. Netlix, vor 17 Jahren gegründet, fordert die traditionellen TV-Sender heraus. Gegen Gebühr gibt`s Filme und Serien auf Abruf per Internet, also eine Art virtuelle Videothek. 50 Mio. Kunden hat Netflix in den USA und in 40 weiteren Ländern; zeitweise es für ein Drittel des gesamten Datenverkehrs in den USA verantwortlich, der überhaupt durch die Kabel zum Kunden gepustet wird. Und jetzt also Deutschland. Das bewegt die Branche; Sie konnten es schon vergangene Woche hier lesen.
Der Mephisto der Politik
Kevin Spacey ist der Netflix-Superstar; House of Cards hat er für 100 Mio. Dollar produziert. Die 2. Staffel ist derzeit in den Videotheken der Renner. Dummerweise hat Netflix die Serie in Deutschland an den Bezahlender Sky verhökert. Keine Serie, kein Star. Dabei wäre Spacey der Blockbuster in der Oper.
Seine Serie ist deshalb so entscheidend, weil sie klug, witzig und intelligent ist. Sie hat damit alles, was man im deutschen Fernsehen also nicht kennt, schon gar nicht ist sie kompatibel mit dem, was die Privatsender meinen, ihrem Trash-Publikum vorsetzen zu müssen (Wobei nicht klar ist, was war zuerst: Der schlechte Geschmack des Publikums oder der Trash im TV)
In House of Cards will Francis Underwood, gespielt von Spacey, US-Präsident werden. Die Serie zeigt das Spiel um Macht ganz ohne die Demokratie-Romantik, die man aus dem Sozialkundeunterricht und aus der Tagesschau kennt. Es ist eine Art Mephisto der Politik, rachsüchtig, niemandem anderem verpflichtet als sich selbst und seinen egoistischen Zielen. Nix von Gemeinwohl, auch wenn er es immer zitiert, mit der Hand auf dem Herzen: Gleichzeitig blinzelt er dem Zuschauer zu, macht ihn zum Komplizen. Underwood: „Demokratie wird überschätzt“. Um nach vorne zu kommen, schreckt er vor keinem Trick, keiner Erpressung, keiner Lüge, keinem Manöver, ja nicht einmal vor Mord zurück. Wer sich seinen Zielen in den Weg stellt, wird massakriert. Natürlich geht es dabei um Bildungsprogramme und ähnlich nette Dinge, die Politiker gerne benutzen, um ihr Machtstreben zu bemänteln. Es ist eine geradezu bösartig-perfide Serie; illusionslos, gnadenlos. Deutsche Rundfunkräte oder Landesmedienanstalten würden in Schnappatumung fallen und sähen den Erziehungsauftrag in Gefahr.
Aber jetzt kommt Spacey nicht, dafür sein Mutterkonzern Netflix.
Deutsche Fernsehgrößen fehlen. Nur die Programmdirektorin des Bayerischen Fernsehens Bettina Reitz ist dabei; dann die üblichen Lokalgrößen der Berliner Leinwand und Fernsehfunktionäre des Regierungsapparats. Und: Die Stars der nächsten Netflix-Serie: Taylor Schilling, Kate Mulgrew, Laura Prepon, Uzo Aduba, Schauspielerinnen Orange is the New Black.
Das lässt hoffen. Es geht also um Programm, Ideen, Serien.Und Netflix ist ohne Werbung, die einen zu unfreiwilligen Pinkel- und Bierholpausen zwingt.
Ein Auszug der Gästeliste hier.
unkorrigiert vorab.
Bestätigter Auszug aus der Gästeliste
(Stand: 12. September 2014, 13.00 Uhr)
Bei der Netflix Party anlässlich des bevorstehenden Starts in Deutschland werden am Dienstag, den 16. September 2014, in der Komischen Oper Berlin, Behrenstraße 55-57, 10117 Berlin dabei sein:
Reed Hastings, Mitbegründer und CEO von Netflix (Gastgeber)
Taylor Schilling, Kate Mulgrew, Laura Prepon, Uzo Aduba, Schauspielerinnen Orange is the New Black
Robert Rodriguez, Produzent und Regisseur From Dusk Till Dawn
D.J. Cotrona, Zane Holtz, Schauspieler From Dusk Till Dawn
Eli Roth, Produzent Hemlock Grove
Famke Janssen, Schauspielerin Hemlock Grove
Als weitere prominente Gäste haben bisher ihre Teilnahme bestätigt:
Anna Loos, Schauspielerin & Sängerin
Anna Thalbach, Schauspielerin
Annabelle Mandeng, Schauspielerin
Arne Feldhusen, Regisseur
Bettina Reitz, Programmdirektorin des Bayerischen Rundfunks
Björn Böhning, Chef der Berliner Senatskanzlei
Caroline Peters, Schauspielerin
Christian Ulmen, Schauspieler
Claude Schmit, GF SuperRTL
Clemens Schick, Schauspieler
Dani Levy, Regisseur
Dominic Raacke, Schauspieler
Dorothee Bär MdB, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur
Hans Weingärtner, Regisseur
Inga Humpe, Sängerin
Jan Böhmermann, Moderator
Jana Pallaske, Schauspielerin und Musikerin
Jasmin Gerat, Schauspielerin
Jürgen Tarrach, Schauspieler
Kim Fischer, Schauspielerin und Moderatorin
Kimberly Emerson, Ehefrau des US-Botschafters
Lucas Prisor, Schauspieler
Martina Gedeck, Schauspielerin
Michael Michalsky, Modedesigner
Minkh-Khai Phan-Thi, Schauspielerin & Moderatorin
Mišel Matičević, Schauspieler
Muriel Baumeister, Schauspielerin
Natalia Avelon, Schauspielerin
Nicolai Kinski, Schauspieler
Nora Jokhosha, Schauspielerin
Oliver Berben, Filmregisseur & Produzent, GF Constantin Film Regina Ziegler, Filmproduzentin
Sönke Wortmann, Regisseur
Sonsee Neu, Schauspielerin
Suzanne von Borsody, Schauspielerin
Tim Renner, Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin Tom Wlaschiha, Schauspieler
Ulrike Folkerts, Schauspielerin
Wolf Bauer, Film- und Fernsehproduzent, CEO UFA GmbH Wolfgang Becker, Regisseur