Gestern wies ich bei TE darauf hin, dass es bei dem Treffen Putin – Erdogan – Rohani in Teheran zu einem Schulterschluss zu Lasten von Kurden und radikalislamischen Syrern kommen könne. Das im Anschluss an das Treffen von IRNA (staatliche Iranische Nachrichtenagentur) veröffentlichte Statement unterstrich genau diese Vermutung: Erdogan hat seine Verbündeten in Idlib faktisch verraten und im Gegenzug die Zusage erhalten, dass es autonome Gebiete der Kurden nicht geben wird.
Offensichtlich geht die Verabredung aber jenseits der Veröffentlichung noch weiter: Seit heute Nacht greifen reguläre, iranische Revolutionsgarden den Nordirak an. In der autonomen Kurdenregion „Herema Kurdestane“ wurden Lager mit kurdischen Flüchtlingen unter Raketenbeschuss gelegt. Das Hauptquartier der Kurdistan Demokratischen Partei (KDP) in der Provinzhauptstadt Koye – rund 50 Kilometer östlich von Erbil – wurde zerstört. Gegen 12 Uhr MESZ erreichte uns von kurdischen Frontkommandeuren die Nachricht, dass der Iran nun auch international geächtete Napalm-Bomben einsetze. Die Kurden haben, so die verzweifelten Nachrichten, dem massiven iranischen Feuer nichts entgegen zu setzen.
Mit diesen Angriffen schießt sich der Iran den Weg frei nach Erbil, in dem die Kurden ihre demokratisch organisierte Verwaltung haben. Insofern deutet sich ein koordiniertes Vorgehen an: Während in Nordwest-Syrien die letzte Rebellenhochburg durch die Syrisch-russische Koalition vernichtet wird, zerstört der Iran die mit den USA verbündete, kurdische Autonomieregierung des Irak. Das ist zugleich ein unmittelbarer Angriff gegen die amerikanischen Interessen in der Region. Es offenbart gleichzeitig das Totalversagen der US-Geheimdienste, indem in den vergangenen Tagen aus dem Irak schwere Waffen nach Zentralsyrien verlegt worden waren – möglicherweise, weil mit einem türkischen Angriff auf die syrischen Kurdengebiete gerechnet und ein iranischer Vorstoß für unvorstellbar gehalten wurde.
Nehmen die USA den Iranischen Vorstoß hin, dann begehen sie nicht nur Verrat an ihren kurdischen Verbündeten – sie verlieren auch den Zugriff auf einen dann vom Libanon bis nach Pakistan reichenden, schiitischen Korridor. Nehmen die USA den Vorstoß hingegen nicht hin, dann bedeutet dieses den Einstieg in den offenen Krieg gegen das Mullah-Regime. Da Erdogan sich offenbar mit diesem zur Vernichtung der Kurden zusammengeschlossen hat, könnte sich daraus auch ein bewaffneter Konflikt zwischen der westlichen Führungsmacht und der Noch-NATO-Türkei entwickeln. Auch ist nun nicht mehr auszuschließen, dass es zwischen Russland und den USA zu direkten Auseinandersetzungen kommt.
Offen ist weiterhin die Reaktion Israels, welches bislang die Kurden aktiv unterstützt hat und einen schiitischen Korridor niemals akzeptieren kann. Insofern ist derzeit nicht auszusc hließen, dass Israel direkt gegen den Iran vorgeht. Auch die anderen Verbündeten der USA wie Saudi-Arabien und Ägypten könnten sich in einem solchen Konflikt kaum noch aus den Kämpfen fernhalten.
Was wir im Moment erleben, kann daher der Auftakt zu einem bewaffneten Konflikt sein, der nicht mehr auf den Nahen Osten beschränkt bleibt. Auch das untergerüstete Europa wird sich dann nicht mehr vornehm zurückhalten können – und sich das vollständige Scheitern seiner Appeasements-Politik gegenüber den islamischen Diktaturen eingestehen müssen.
Angesichts des hohen Anteils aus der Region stammender Personen in den Staaten Europas werden die Auswirkungen unmittelbar zu spüren sein.
Nachtrag 14:02:
Seit wenigen Minuten fliegt die Türkei Luftangriffe gegen Kurdenstellungen im Norden des Autonomen Gebiets Irak. In Idlib weiten Syrien und Russland ihre Angriffe massiv aus und setzen nun auch wieder Fassbomben ein.