Die Abschiedsshow von Monika Gruber in der ausverkauften Olympiahalle vergangenen Freitag in München war das, was man einen Riesenerfolg nennt. 16.000 Fans kamen und zeigten sich hellauf begeistert: Jubel, Applaus, Zugaben, das ganze Programm.
Nicht so die „Süddeutsche Zeitung“, die Monika Gruber gerade auf die Palme treibt. Zu recht. Das einstmals deutsche Qualitätsmedium attackierte in einem Bericht nämlich nicht nur die Star-Kabarettistin selbst, sondern ihr Publikum. Unter dem Titel „Die Jeanne d’Arc aus Tittenkofen dankt ab“ werden Grubers Fans wegen ihres Äußeren, ihres Alters, ihrer Kleidung und ihrer Liebe zum Sänger Andreas Gabalier attackiert. Heute suchen sich die Zeitungen ihre Leser aus, nicht die Leser ihre Zeitung, lautet die Botschaft. Wer Gruber gut findet, findet keine Gnade vor der Süddeutschen. Das ist so, seit die Gruberin in Erding im bayerischen Sommer-Wahlkampf 2023 eine Demonstration mitorganisiert hat.
Auf der sprach der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger und sagte Sätze wie den folgenden: „Jetzt ist der Punkt erreicht, wo die große schweigende Mehrheit sich die Demokratie zurückholen muss und denen in Berlin sagen: ‚Ihr habt ja wohl den Arsch offen da oben‘!“.
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der alles tut, um den Redakteuren der Süddeutschen nach der Feder zu sprechen, wurde ausgepfiffen. Das gefiel der Süddeutschen gar nicht. „Die Jeanne d’Arc aus Tittenkofen dankt ab“ – als „Pegida Moni“, schrieb sie zum Abschiedskonzert. Die SZ ist zwar die größte Tageszeitung in Oberbayern, aber ihr Herz schlägt in und für Berlin. Im Ostblock hätte man sie früher als „halbamtlich“ bezeichnet – was dort steht, gibt auch ohne ausdrückliche Nennung die Meinung der Regierung wieder.
Seit Erding jedenfalls rümpft man im Glaspalast der Süddeutschen die Nase über die Bauernlümmel und die Kabarettistin, die allerdings so etwas wie Schutzheilige der von Heizungsgesetzen Entrechteten in Bayern geworden ist. Und beim Abschied langte sie noch mal ordentlich hin: Sie schimpfte über Menschen ohne Arbeit und sagte: „Die müssen einfach nur arbeiten wollen. Aber bei manchen wäre es besser, wenn sie zu Hause bleiben würden. So ein Robert Habeck richtet doch deutlich mehr Schaden an, wenn er arbeiten geht.“
Und Gruber wagt den Zweikampf mit dem medialen Riesen, dessen Eigentümer übrigens längst nicht mehr erdverwurzelt in der bayerischen Scholle verankert sind, sondern zu einem schwäbischen Medienkonglomerat gehören wie die Stuttgarter Zeitung oder die Stuttgarter Nachrichten.
Und so lässt die Gruberin die Beleidigung ihres Publikums und ihrer Person nicht auf sich sitzen. Zuvor gibt es emotionale Abschiedsworte und Tränen: „Ich bin einfach nur dankbar für 20 Jahre auf der Bühne“, wendet sich Monika Gruber in einem Video auf ihrer Instagram-Seite an ihre Fans. „Danke dafür, dass ihr all die Jahre immer da wart. Trotz Shitstorm hin oder her, oder was weiß ich, was alles geschrieben wird über mich. Ihr wart immer da und das kann man eigentlich sonst nur von der Familie und engen Freunden sagen.“ Es sei mittlerweile „fast nicht mehr möglich, dass jemand mal eine andere Meinung hat“, sagt die Kabarettistin in der Doku „Der letzte Tanz? Monika Gruber persönlich“, die bei Servus TV zu sehen ist.
Ungelenk und in jahrelang bekanntem Muster insinuiert die Süddeutsche die Buchstaben AfD in die Menge, wie bei allem, was den SZ-Redakteuren gegen den Strich geht – weit genug entfernt, um einer Klage zu entgehen, und nahe genug, um Gruber zu diskreditieren zu versuchen. Die sei auch Rassistin, weil sie sich gegen eine Bloggerin zu wehren wagt, die genau das behauptet: Du bist eben Rassist, weil Du dich dagegen wehrst, einer genannt zu werden, lautet die SZ-Logik, und im Übrigen habe sie mehr Zuschauer als eine Antisemitismus-Demonstration, was für eine Schande! So kreuzt in kruder Logik die Süddeutsche Zeitung durch die Halle auf der Suche nach dem ultimativen Vergehen der „umstrittenen“ Kabarettistin. Und das Publikum? Es benutzt süßliches, schweres Parfüm, notiert die SZ, viele Leopardenprints seien zu sehen – sowas aber auch. Die Gesichter seien „von einer angenehmen, kompromissermatteten Langeweile gezeichnet“.
Via Instagram verteidigt die Gruberin ihre Fans – und ruft zu einem Boykott der SZ auf: „Das jetzt mein Publikum diskriminiert und beschimpft wird, wegen seines Äußeren, wegen seines Alters, wegen der Kleidung oder weil sie einfach Andreas Gabalier geil finden, das hat eine neue Qualität und ich glaub, dass braucht sich keiner gefallen lassen.“
Und weiter: “Also alle, die sich gegen Diskriminierung und für Toleranz stellen wollen, einfach mal das SZ-Abo kündigen. Schönen Dienstagabend!”
Die verkaufte Auflage der Süddeutschen Zeitung (SZ) lag im vierten Quartal 2023 bei rund 280.700 Exemplaren. Das stellt gegenüber dem vierten Quartal 2015 einen Auflagenrückgang um mehr als 100.000 Exemplare dar, der nur zum Teil durch weniger gut bezahlte elektronische Abos ausgeglichen werden konnte. Der Auflagenverlust beschleunigt sich und liegt bei derzeit 6 Prozent im Jahr.
Ob die Gruberin der Süddeutschen noch mehr Leser abjagen kann? Vermutlich schon, denn kaum eine Zeitung schreibt so konsequent an ihren Lesern vorbei; und das Herz der Bayern hat sie schon lange verloren, seit sie die Eröffnung jedes Nagelstudios in Berlin als Beitrag zur Weltkultur feiert, aber die ohne Zweifel großartige Hochkultur in München und Umgebung als provinzlerisch niedermacht.
Da stampft Grubers Ausbruch jede Imagekampagne in die oberbayerische Schotterebene. Und vermutlich geht es weiter, nur der Tag steht noch nicht fest:
„Ich möchte aber nicht zu 100 Prozent ausschließen, dass mir in fünf Jahren alles ‚auf den Oasch geht‘, wie der Österreicher sagt, und meine Familie sagt: ‚Bitte bleib nicht immer daheim. Schleich dich, geh wieder auf die Bühne‘.“
Bis dahin kann man die Gruberin lesen:
Dieser Beitrag basiert auch auf einem Beitrag, der zuerst bei exxpress.at erschienen ist.