Die slowakische Atomaufsichtsbehörde (ÚJD) hat die endgültige Genehmigung für die Inbetriebnahme des Blocks 3 des Kernkraftwerks Mochovce erteilt. Der Betreiber Slovenské elektrárne will in Kürze mit dem Beladen der Brennelemente beginnen. Damit wird ein Kernkraftwerk, dessen technisches Design weitgehend aus den Siebzigerjahren stammt und in der damaligen Sowjetunion entwickelt worden ist, wahrscheinlich noch in diesem Jahr in der Slowakei in Betrieb genommen. Der WWER 400 ist hinsichtlich der Sicherheit allerdings verbessert worden, einschließlich eines verstärkten Schutzes gegen den Aufprall von Flugzeugen und Notfallmanagementmaßnahmen, die auf den Lehren aus dem Unfall von Fukushima basieren. Trotzdem hinkt das Sicherheitskonzept dem der drei Kernkraftwerke weit hinterher, die Ende dieses Jahres in Deutschland stillgelegt werden sollen.
Der Bau der vier Blöcke des Kernkraftwerks Mochovce, das 120 Kilometer westlich von Österreichs Ostgrenze und knapp 100 Kilometer nördlich von Ungarn liegt, begann schon 1986. 1998 und 1999 gingen die beiden ersten Blöcke mit einer Leistung von jeweils 471 Megawatt in Betrieb. Der Bau der Blöcke drei und vier wurde 1992 zunächst auf Eis gelegt, die Baustelle eingefroren. 2008 rückten die russischen Reaktorbauer dann wieder an, um die Blöcke drei und vier zu vollenden. Das hatte Enel beschlossen, der italienische Mehrheitseigentümer von Slovenské elektrárne.
Beim Erreichen von 100 Prozent wird Mochovce 3 etwa 13 Prozent des gesamten Stromverbrauchs der Slowakei decken und den Anteil der Kernenergie am Strommix von 52 auf 65 Prozent erhöhen. Der Betrieb werde jährlich 2,6 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen einsparen, so Mráz. „Nach dem Produktionsstart wird die Slowakei bei der Stromversorgung des Landes autark sein“, fügte er hinzu. Block vier werde im Frühjahr 2024 in Betrieb gehen.
Die österreichische Anti-Kernkraft-Bewegung Global 2000 hat vergeblich versucht, den Bau der beiden neuen Blöcke in Mochovce zu stoppen. Sie bemängelt unter anderem ein fehlendes Containment, also eine druckdichte Hülle aus Stahlbeton, die den Reaktor umschließt und im Störfall radioaktive Stoffe zurückhält. Außerdem sei die Auslegung für den Schutz vor Erdbeben nicht ausreichend. Global 2000 intervenierte bei der EU-Kommission, protestierte mit Aktionen und klagte gemeinsam mit anderen Organisationen vor dem slowakischen Verwaltungsgerichtshof gegen dieses Vorgehen, ohne Erfolg. 2010 schloss die Slowakei das laufende Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren zu Mochovce 3 und 4 einseitig ab, „ohne die von Österreich eingebrachten Sicherheitsfragen vollständig zu beantworten“, klagen die Kernkraftgegner.
Ein Expertenteam der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien sagte 2021, der Betreiber habe die Betriebssicherheit von Mochovce 3 verbessert. Das Werksmanagement habe „erhebliche Fortschritte“ bei der Umsetzung der Empfehlungen einer früheren IAEO-Überprüfung gemacht. Die Behörde empfiehlt dem Betreiber von Mochovce allerdings, nicht nachzulassen und weitere Sicherheitsverbesserungen umzusetzen.