Der Berliner Senat macht Ernst. Der „Mietendeckel“ kommt. Die Mieten sollen, so heißt es von der rot-rot-grünen Regierung, in den kommenden fünf Jahren „grundsätzlich“ nicht steigen dürfen. Dennoch soll der Wohnungsmarkt in bestimmten Grenzen „atmen“ dürfen.
Den „atmenden Deckel“ – semantisch und logisch natürlich Quatsch – kennen wir in anderen Zusammenhängen: Etwa als ein Instrument, um den Zubau der Onshore-Windenergie in Deutschland steuern. Oder von der Einigung von CDU und CSU zur jährlichen Migranten-„Obergrenze“. Wir „wollen erreichen“, so hieß es im Jahr 2017, dass die Aufnahmen die Gesamtzahl von 200.000 Menschen im Jahr nicht übersteigt.
Also werden alle, in dem Fall alle „positiv betroffenen“ Mieter zu den Bürgerämtern eilen. Eine Flut von Anträgen wird den Ämtern ins Haus flattern. Von diesem Bürokratiemonster einmal abgesehen – der Mietendeckel könnte in Berlin eine Wohnungsknappheit befördern, unter der also vor allem Neumieter leiden. Unterm Strich dürfte das Gesetz, gültig ab März 2020, vor allem den Besserverdienenden etwas bringen.
Die Wohnungswirtschaft schlägt Alarm. 25 Verbände und Organisationen, darunter die Baukammer Berlin, der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) und die Elektroinnung Berlin haben einen offenen Brief unterzeichnet, um noch auf den letzten Metern den Mietdeckel zu verhindern. Doch der Appell verpuffte – das Gesetz ist bereits vom Senat beschlossen. „Mit dem Mietendeckel wird die Wohnungswirtschaft ihre Investitionen in den Bestand drastisch – nämlich um bis zu 90 Prozent – reduzieren“, heißt es in dem Schreiben. Ihr Befürchtung: Der Neubau werde nicht angekurbelt, Investoren konzentrierten sich stattdessen auf Gewerbe- und Eigentumswohnungsbau. Eine Mietenentspannung finde daher nicht statt.
Die Handwerksbetriebe sorgen vor allem Auftragsrückgänge und Umsatzeinbrüche, die sie jetzt schon spüren. Nach Bekanntwerden des Eckpunktepapiers am 18. Juni von Stadtentwicklungssenatorin Lompscher habe es Stornierungen, „teilweise im kleinen, aber auch im siebenstelligen Bereich“ gegeben, heißt es in dem Brandbrief. Niemand wisse, wie es weitergehe. Das größte Problem sei die Verunsicherung. „Wir haben keine Planungs- und Investitionssicherheit mehr“.
Ähnliche Stornierungen seien auch bereits im Neubaubereich festzustellen. „Insgesamt gehen der Baubranche in Berlin damit vorsichtig geschätzt im kommenden Jahr 590 Millionen Euro an Aufträgen verloren, was einem Viertel des Gesamtumsatzes entspricht“.
Ado Properties (Luxemburg), bedankte sich höflich mit den Worten: „Wir freuen uns sehr, dass wir diesen Vertrag mit Gewobag abschließen konnten. Der Verkauf entspreche der Wertschöpfungsstrategie der Gesellschaft.“
Das letzte Wort zum Mietendeckel ist allerdings noch nicht gesprochen. CDU und FDP im Parlament kündigten bereits Normenkontrollverfahren beim Bundesverfassungsgericht an. Laut Aussage des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, ist der Mietendeckel verfassungswidrig.