München. Die Bundesregierung schützt die Juden in Deutschland nur mit Worten, aber nicht durch Taten. Der Historiker Michael Wolffsohn, selbst jüdischer Mitbürger, unterstellt der Regierung mit Blick auf die neuen antisemitischen Wellen vor allem muslimischer Demonstranten zwar guten Willen. „Sie will, aber sie kann nicht. Und das liegt an der Gesellschaft. Die bundesdeutsche Gesellschaft verkennt seit Jahrzehnten, dass eine Demokratie wehrhaft sein muss“, beschreibt Wolffsohn die aktuelle Situation der Juden in einem Gespräch mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick. „Einerseits heißt es: „Wir lassen Antisemitismus nicht zu.“ Sie lassen es mit ehrlich gemeinten Worten nicht zu. Aber ihre nicht wehrhaften Taten widersprechen ihren Worten. Diese führen zu nichts, und die Antisemiten lachen sich ob der verbalen Großspurigkeit des Papiertigers ins Fäustchen.“
Wer sich nur auf einen konzentriert, wird Antisemitismus und Antisemiten nicht wirksam bekämpfen können.“ Der politischen Linken attestiert der Historiker „eine lange antijüdische Tradition – angefangen bei Karl Marx, der zwar jüdischer Herkunft war, aber die übelsten antisemitischen Klischees bedient hat. Und das geht dann tief hinein in die unterschiedlichsten kommunistischen Bewegungen und auch in die Sozialdemokratie. Mit dem Zionismus und später mit dem Staat Israel hatten die kommunistischen, sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien massive Probleme, inklusive übrigens Willy Brandt.“ Auch die 1968-er Bewegung haben Antikolonialismus und Antiimperialismus mit dem Antizionismus verbunden. „In Frankreich spricht man bereits vom „IslamoGauchisme“, der Allianz von Linksradikalen und Islamisten.“