Tichys Einblick
Zum Tod eines Aufrechten

Michael Fuchs war ein Wirtschaftspolitiker der Praxis

Der Koblenzer Politiker und Unternehmer Michael Fuchs (CDU) ist tot. Fuchs hat als Kolumnist und Ratgeber auch mitgeholfen, TE zu gründen.

IMAGO/photothek

Der frühere stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Bundestag, Michael Fuchs, wurde 73 Jahre alt. Nach Angaben der CDU Rheinland-Pfalz starb der Politiker am ersten Weihnachtsfeiertag nach schwerer Krankheit.

Überrascht hat Michael Fuchs eigentlich nur, was andere überrascht hat: Die Fehler der Energiewende hat er früh erkannt und thematisiert. Schon 2016 schrieb er, „dass wir bei Windstille und Dunkelheit immer mehr Strom aus dem europäischen Ausland beziehen werden. Und zur Wahrheit gehört, dass dies auch Kohle- und Atomstrom sein wird – aus Kraftwerken, die zum Teil deutlich schlechtere Umwelt- und Sicherheitsstandards haben als ihre deutschen Pendants. Für den europäischen Klimaschutz ist also nichts gewonnen. Wir hübschen nur die nationale CO2-Bilanz auf. Gleichzeitig verlieren wir Wertschöpfung und Arbeitsplätze in einem essenziellen industriellen Bereich – der Großkraftwerkstechnologie.“

Mittlerweile hat sich seine Prognose bewahrheitet – schlimmer als erwartet. Die Technologie ist längst zerstört, und die Kohle feiert eine Renaissance in Deutschland – trotz immer größer, immer höherer und immer teurerer Windmühlen. Fuchs selbst kämpfte in seiner Partei gegen Windmühlen. Mehrheitsfähig waren seine Ansichten in der CDU weder unter Angela Merkel, und auch Friedrich Merz hätte mit ihm wenig anfangen können. Fuchs hat das gewusst. Er wurde 2002 erstmals in den Bundestag gewählt und war ab November 2009 stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

Zur Bundestagswahl 2017 trat er nicht mehr an. Um persönliche Freiheit zurückzugewinnen und noch ein bisschen das Leben genießen zu können, erklärte er. Was er nicht ausdrückte, ist seine Frustration über die immer weiter nach links driftende CDU, in der wirtschaftlicher Sachverstand nicht mehr gehört wurde und die dem grünen Zeitgeist hinterherhechelte. Immer häufiger musste er aus Parteiräson Entscheidungen mittragen, von denen er nicht überzeugt war. Nicht nur um die Energiepolitik allein ging es, sondern auch um zunehmende Regulierung und nicht zuletzt die Finanz- und Eurokrise.

Fuchs war zuletzt einer der wenigen Wirtschaftspolitiker in der Union und war selbst erfolgreicher Unternehmer. In seiner Heimatstadt Koblenz saß der Apotheker und Unternehmer von 1990 bis 2006 im Stadtrat. Er hatte führende Positionen in mehreren Handelsverbänden inne und war von 1992 bis 2001 Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels. Es hat ihn persönlich verletzt, dass er für seine hohen Einkünfte als Unternehmer kritisiert wurde. Fuchs war eben Wirtschaftspolitiker der Praxis, nicht irgendeiner verquasten Ideologie, der Abgeordnete anhängen, die keinerlei Berufserfahrung und schon gar keine unternehmerische Erfahrung vorweisen können.

Er beobachtete den intellektuellen Niedergang im Deutschen Bundestag, in dem immer weniger Praktiker, Unternehmer und echte Gewerkschafter aufeinandertrafen und dafür immer mehr Studienabbrecher und Subventionskarrieristen ohne Lebenserfahrung und Bodenhaftung. Mit harten Argumenten konnte er umgehen, mit leeren Sprüchen aus dem grünen Poesiealbum nicht. Fuchs wusste, wie Erfolg und Wohlstand gemacht werden. Erhards Auftrag, „Wohlstand für Alle“ zu schaffen, war ihm Auftrag. Nicht um ihn selbst ging es ihm, sondern um seine unmittelbare Heimat und dann um Deutschland und Europa. Die Reihenfolge hat er nie durcheinandergebracht, und Michael Fuchs kannte die Welt, war weit gereist.

Der Schrumpf-Ideologie, nämlich dass der Wohlstand reduziert werden muss für ein vages Klimaziel, konnte er nichts abgewinnen. „Deutschland braucht Wachstum, Innovation und einen hohen Grad an Beschäftigung“, davon war er überzeugt und nicht von der Segnung des Verzichts, hoher Arbeitslosigkeit und stagnierender Innovationskraft.

Damit wurde er auch in seiner Partei immer einsamer, stand ihr fremd gegenüber, aber kritisierte loyal nur im kleinen Kreis, auch wenn er temperamentvoll poltern konnte. Er war ein harter Arbeiter, führte sein Unternehmen zum Erfolg und versuchte über die Politik, andere an seinem Erfolg teilhaben zu lassen. Er liebte den Rhein, den weiten Blick über das große Wasser und die Weinberge. Seine zweite Heimat war Venedig; dort hätte er noch gerne länger gelebt, unabhängig von Politik und Verpflichtungen. Es ist der allgegenwärtige Blick über das flirrende Wasser, die ständige Bewegung, die ihn faszinierte. Im Wettbewerb des Genusses konnte er sich nicht entscheiden zwischen italienischen Tropfen und den Gewächsen von Mosel und Mittelrhein. Man muss ihn erlebt haben auf einem Rheinschiff auf dem großen Strom mit einem Glas Rheinwein: die Liebe zur Landschaft und ihren Produkten, die Menschen, und das Bild in der warmen Abendsonne eines späten Sommertags.

Michael Fuchs war ein großzügiger Freund, ein kluger Beobachter und ein wertvoller Ratgeber. Wir vermissen ihn.

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