Tichys Einblick
Meyer Werft:

Ein Schiffsbauriese mit löchrigem Rumpf

Die Erfolgsmeldung geht um, dass die deutsche Meyer Werft den größten Auftrag ihrer Geschichte erhält. Doch das Unternehmen steckt in einer Krise. Mitverantwortlich daran ist auch Rot-Grün. Exorbitant hohe Kosten für Energie und Stahl machen ihr zusätzlich zu schaffen.

Das Kreuzfahrtschiff „Disney Treasure“ verlässt 3. August 2024 das Baudock der Papenburger Meyer Werft

picture alliance/dpa | Lars Penning

Die Meyer Werft in Papenburg hat den Auftrag über den Bau von vier Kreuzfahrtschiffen erhalten. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um den bisher größten Auftrag der Werftgeschichte. Das Volumen der Bestellung nannte die Werft nicht. Die vier Schiffe für den Disney-Konzern sollen zwischen 2027 und 2031 abgeliefert werden.

Die Meyer Werft steckt dennoch derzeit in ihrer bisher schwersten Krise. Das wichtigste Geschäft derzeit des fast 230 Jahre alten Unternehmens ist der Bau von Kreuzfahrtschiffen. Bis Ende 2019 lief das sehr gut, teilweise mussten Aufträge sogar aus Kapazitätsgründen abgelehnt werden. Doch während der Corona-Pandemie lag die Kreuzschifffahrt darnieder.

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Im Auftragsbuch der Meyer Werft stehen jetzt insgesamt zehn Kreuzfahrtschiffe, ein Forschungsschiff sowie der Stahlbau von vier Offshore-Konverterplattformen; das seien Aufträge in Höhe von mehr als elf Milliarden Euro, so die Werft.

Allerdings: Der volle Kaufpreis wird erst zu 80 Prozent bei Übergabe eines Schiffes beglichen. Zur Vorfinanzierung bereits bestehender Aufträge müssen jetzt 2,7 Milliarden Euro aufgebracht werden.

Bund und Land Niedersachsen prüfen Bürgschaften und fordern auch eine Beteiligung am Unternehmen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) nutzt den politisch geschaffenen Druck, unter dem das Unternehmen steht, aus. Er hatte bereits vor Wochen gefordert, dass sich die Werft angeblich »neu aufstellen« müsse.

Ihm und dem rot-grünen Spektrum mitsamt Gewerkschaften in Niedersachsen ist vor allem ein Dorn im Auge, dass Seniorchef Bernard Meyer 2015 in Luxemburg eine Holding gegründet hat, die über die Geschicke der Werft bestimmt und sich so Aufsichtsrat und Mitbestimmung vom Hals halten konnte.

Meyer hat so selbst flexibel und schnell nach Marktlage entscheiden können. Das war das Erfolgsrezept wie das einer Reihe erfolgreicher mittelständischer Unternehmen wie etwa die Landmaschinenhersteller Krone oder Grimme. Sie alle sind meist aus kleinen Dorfschmieden hervorgegangen und konnten sich nur mit dem vollen Einsatz der Eigentümer Weltgeltung verschaffen.

Historische Krise
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Das wird jetzt rückabgewickelt. Wie die Meyer Werft auf TE-Anfrage klarstellte, wird sie von einer GmbH & Co. KG zu einer GmbH mit Sitz in Papenburg und nicht zu einer AG umgewandelt. Dies befindet sich derzeit in Vorbereitung und wird bis Ende August umgesetzt. Anschließend werden die mit Betriebsrat und IG Metall vereinbarten Dinge wie die Einführung eines Konzernbetriebsrats und Aufsichtsrats angegangen.

Jetzt freuen sich SPD, Grüne und Gewerkschaftsfunktionäre darauf, gut dotierte Aufsichtsratsposten unter sich aufteilen zu können. Das Grundproblem, das auch der Meyer Werft eine kostengünstige Produktion fast unmöglich macht, wollen auch die nicht lösen: exorbitant hohe Kosten für Energie und Stahl.

So konnte es dem derzeitigen Wirtschaftsminister Lies früher als Umweltminister nicht schnell genug gehen, die Energiequelle der Meyer Werft, das Kernkraftwerk Grohnde, abzuschalten. Als früherer Unweltminister peitschte er das Aus durch, lehnte Laufzeitverlängerungen ab. Er will stattdessen noch mehr Windräder in die verschandelte Landschaft stellen lassen. Zusätzlich hat der SPD-Mann mit der Landesregierung in Hannover voller Begeisterung das KKW Emsland abgewürgt. Das versorgte die Werft zuverlässig mit preiswertem Strom.

Aus der Meyer Werft wird also eine Art VEB Meyer Werft.

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