Abgewählte Kanzler haben es nicht leicht, eine neue Rolle zu finden: Nach seinem Sturz irrte Kohl irrlichternd durch die Gegend, ein Kanzler ohne Land, von seiner Partei verstoßen, von Merkel verfolgt und bald durch schwere Krankheit gelähmt.
Helmut Schmidt zog sich auf die Position des Oberlehrers zurück und erteilte auf dem Umweg über die Wochenzeitschrift DIE ZEIT unerbetene Ratschläge; eine Haltung, die die ZEIT auch nach seinem Tode weiterpflegt – nur eben ohne Schmidts Klugheit.
Gerhard Schröder, der Filou unter den Kanzlern, nutzte die Chance, um reich zu werden und sich ehelich rundzuerneuern. Niemand hat den Machtverlust so gut bewältigt wie er, der hoch gespielt und verloren hat. Aber es gibt ja Schöneres im Leben, wie man an Kim sieht.
Merkel war nie weg
Und Merkel? War nie weg. Die Ampel hat im großen und ganzen ihre Politik weitergeführt. Die Grenzen für wilde Einwanderung offengehalten und jede Steuerung blockiert. Die Zerstörung der Energiewirtschaft beschleunigt, durch Sprengung von Kraftwerken und Abschaltung von Kernkraftwerken auch in Zeiten höchster Energienot. Die Spaltung der Gesellschaft entlang der Brandmauer verschärft. Das Leichentuch der EU-Bürokratie und ihres Verbrennerverbots über die Wirtschaft gezogen und an allen Ecken festgezurrt.
Merkel war nie weg, ihre Politik wurde weitergeführt. Eine bleierne Erschöpfung liegt über dem Land. Frustration sucht sich Auswege über X und andere soziale Medien. Auch dagegen hat man ein Merkel-Rezept, Corona-erprobt: Das Grundgesetz wird vom Schutzrecht des Bürgers vor dem Staat zum Schutzrecht des Parteienstaates vor dem Bürger verkehrt. Wer ein freches Wort wagt, riskiert Hausdurchsuchung und Strafe, Beschlagnahmung von Handy und PC – rechtlich vollkommen daneben. Aber das stört keinen. Es wird endlich durchregiert. Das eigene Volk wird kolonialisiert durch eine rotgrüne Ideologie, exekutiert zunächst von und mittlerweile nach den Rezepten einer gewesenen Kanzlerin. Die von ihr geförderte Elite herrscht über das Land wie ein fremder Statthalter, dessen Aufgabe die Organisation der Plünderung des Landes ist.
Nun wuchs angesichts der katastrophalen Lage von Wirtschaft und Gesellschaft der Widerstand so stark, dass die Ampel geplatzt ist. Jetzt wäre der Zeitpunkt für Notmaßnahmen: Wirksame Einwanderungssteuerung, Umkehr der Energiewende, Stopp mit der EU-Bürokratie.
Friedrich Merz könnte, aber er traut sich nicht
Friedrich Merz könnte mit der Mehrheit des Bundestages den gröbsten Unsinn stoppen. Wer braucht das Heizungsgesetz? Ein paar Wärmepumpenhersteller, sonst niemand. Warum ein Verbrennerverbot gegen die Bevölkerung und zum Ruin der Autoindustrie? Wir wissen alle, was falsch läuft. Das Land kann nicht warten, und die Bürger werden ab Januar mit einer Welle von Steuer- und Abgabenerhöhungen überschüttet, die sich aus dem Netto begleichen müssen und als Inflation der Grundbedürfnisse erleiden werden.
Aber was macht Friedrich Merz? Er duckt sich weg. Bundestag findet nicht mehr statt. Die parlamentarische Demokratie ist buchstäblich ausgesetzt wie eine Kaffeemaschine, die man gerade entkalkt. Statt die ihm zufallende Mehrheit zu nutzen, werden die Abgeordneten in eine Art vorweihnachtlichen Heilschlaf geschickt.
Auch das will Merkel so. Sie hat Markus Söder zusammengestaucht, der meinte, mal wider den Stachel löcken und die Zusammenarbeit mit den Grünen ablehnen zu könne. „Ich finde es nicht in Ordnung, dass Markus Söder und andere in CSU und CDU derart abfällig über die Grünen sprechen“, sagte die frühere CDU-Vorsitzende und gewesene Kanzlerin dem „Spiegel“.
Sie will eben die Fortsetzung der grünen Ideologie mit den Stimmen der CDU. Noch immer reicht ihre Macht, dass alle CDU-Granden über das Stöckchen springen wie eifrige Pudel. Viele verdanken Merkel ihre Jobs, Mandate, fetten Pöstchen in Verbänden und Behörden. Das verpflichtet und schürt wohl die Angst, dass die Gewesene noch ein paar Akten in ihrer Büroflucht bereit hält, die ihr vom Steuerzahler nebst neun Mitarbeitern bezahlt wird. Damit kann man viel Schaden anrichten, die Tage sind lang und die Wege unergründlich, jeder zuckt zusammen, wenn die unheimliche Kanzlerin anruft.
Wutanfälle statt Machen
Friedrich Merz hat sich zwar als Anti-Merkel verkauft – aber auch nach drei Jahren Parteivorsitz ist er nur ein Statthalter von Gnaden der Ex. Dazu kommt seine Angst, von der Merkel-gefälligen Medienlandschaft beschimpft zu werden, sollte er nur ein klitzekleines Steinchen aus der Brandmauer brechen und es gar in den Garten der Grünen werfen. Kritik hält er nicht aus. Jähzornsausbrüche sind überliefert. Jähzorn aber ist immer ein Eingeständnis der Machtlosigkeit. Es brüllt herum, wer hilflos ist. Wer Macht hat, schweigt und handelt.
Merz versteckt sich, statt vor Parlament und Volk zu treten und zu fordern, was nötig ist. Er fürchtet sich vor ein paar Leitartiklern der Schrumpfpresse und des öffentlich-rechtlichen Altenheimfunks. Dabei wäre ihm der Jubel derer gewiss, die zuschauen müssen, wie das Land den Bach runtergeht. Statt zu handeln, ist er sich nicht zu schade, dem ablaufenden Bundeskanzler Scholz noch ein paar Monate Restlaufzeit zu schenken, damit der sein Zerstörungswerk vollenden kann.
Und so stolpert das Land nach 16 lähmenden Merkeljahren durch eine bald nach Jahrzehnten zu bemessende Stagnations-Ära Merkel. Mit einer Marionette, die gelegentlich Wutanfälle produziert und doch nur kuscht, wenn es Ernst wird. Merz hat seine historische Chance verspielt. Er kann es nicht.