Tichys Einblick
Bauernproteste in Bayern

Merkel hilft dem Lebensmittelhandel statt den Bauern

Viele Bauern stehen in ihrem vielleicht letzten Abwehrkampf, bevor sie in einem Wust von Vorschriften und Verordnungen untergehen.

Symbolbild

Getty Images

In einer Reihe von bayerischen Städten blieben die Regale von Supermärkten deutlich gelichtet. In Eching, Landsberg am Lech, Gaimersheim und Straubing hatten sich insgesamt etwa 220 Traktoren vor den Zentrallagern von Edeka aufgestellt und die Zufahrtswege für Lastwagen versperrt. Wie die Polizei mitteilte, verliefen die Proteste ruhig und wurden gegen 2:00 Uhr morgens von der Polizei wieder aufgelöst.

Der Bauer – das unbekannte Wesen, für die Städter zumindest, die sich über die Proteste wundern. Da will der Bayerische Rundfunk der häufig grünen Stadtbevölkerung nachhelfen und berichtet: »Landwirt ist nicht gleich Landwirt.« Und zählt auf: »Einer hat Bioschweine, andere füttern Biogasanlagen mit Mais.« Fern für den BR, Bauern könnten nicht »Bio« anbauen.

Er vergisst allerdings dazu zu sagen, dass es den Bauern in erster Linie nicht um höhere Preise geht, sondern dass es ihr letzter Abwehrkampf ist, bevor sie in einem Wust von Vorschriften und Verordnungen untergehen. Aufgrund der neuen geplanten Düngeverordnung werden sich ihre Erträge auf dem Feld vermindern, vor allem hochwertige Getreidesorten wie Brotweizen werden sie als erstes nicht mehr anbauen können; nach den geplanten Düngeverboten in den Folgejahren können sie schließlich ihren Ackerbau einstellen. Dann verfallen ihre Felder. 

Die Städter sind bereits betroffen. Die Preise für insbesondere Schweinefleisch sind im vergangenen halben Jahr drastisch angestiegen. Der Grund: In China brach nicht nur ein Coronavirus aus, sondern dort wütet seit langem die für die Tiere tödliche Schweinepest. Millionen von Schweinen werden dort gerade gekeult, zudem kauft China auch in Deutschland radikal alles auf, was nach Schwein aussieht. Zu groß ist die Furcht der Parteiführung vor einer Hungerstnot. 

Das treibt hierzulande die Preise hoch und leert die Lager. Die Zerlegebetriebe werden zu Beginn der Grillsaison deutlich weniger anzubieten haben, weil dann auch die Tiefkühlhäuser weitgehend ausgeräumt sein dürften.

Die Preise sind also bereits gestiegen, ohne von den wohlhabenden grünen Tierschützern bemerkt worden zu sein. Da wird im Gegenteil die Diskussion wieder aufgewärmt, dass Fleisch zu billig ist. 

»Regierung will unser Essen teurer machen«, schreibt Bild und zitiert den gut verdienenden Grünen-Boss Robert Habeck: »Dieses Preisdumping im Supermarkt macht mich wütend“, sagte er BILD am SONNTAG: »Das muss die Bundesregierung untersagen!« 

Woher er das mit dem Preisdumping hat, kann er nicht belegen.

In Berlin zitiert Merkel die Chefs des Lebensmittelhandels zu sich ins Kanzleramt. Wenn die Vertreter von Aldi Nord und Süd, Lidl, Kaufland, Edeka und Rewe zusammensitzen, dann nicht, um weiter für konkurrenzfähige Preise zu kämpfen, sondern sie können sich friedlich in angenehmer Runde auf höhere Preise einigen. Würden die Lebensmittelbosse die unter sich aushandeln, würden sie gegen die Kartellgesetze verstoßen und hohe Strafen riskieren. Doch jetzt kungelt die Kanzlerin kräftig mit, die Lebensmittelketten werden also gewissermaßen »gezwungen« und verstoßen dann nicht gegen Kartellrecht. 

Höhere Preise ohne Risiko – besser kann es nicht laufen – allerdings nicht für Bürger und Bauern. Zumindest die Bauern sind schon auf den Straßen.


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