Gerade erst verkündete die Sea-Eye NGO ihren vorübergehenden Rückzug aus dem Seenotrettungsgeschäft, da fuhr die Sea-Eye am 14. August laut AIS-Tracking Webseite Vesselfinder erneut 5-10 Kilometer weit in libysche Hoheitsgewässer ein. Aktuell bewegt sich das Schiff wieder Richtung Malta. Es kann also durchaus nicht die Rede davon sein, dass sich die NGOs aus dem Seerettungs-Geschäft zurückgezogen hätten. Oder man wollte ein letztes Mal demonstrieren, dass man kann, was einem untersagt wurde. Oder vesselfinder hat falsche Daten weitergegeben. Auch das wollen wir hier nicht gänzlich ausschließen. Denn erstaunlicherweise ist diese untersagte Annährung an die libysche Küste im marinetraffic-Portal nicht nachvollziehbar.
Die C-Star der Identitären Bewegung beobachtet derweil drei weitere NGO-Schiffe, die allerdings respektvollen Abstand zur libyschen Küste halten. Unterwegs sind hier zur Zeit die Phoenix, die Aquarius und die Golfo Azzuro, die sich gestern von Malta kommend heute bis auf wenige hundert Meter an die C-Star heran navigiert hat. Offensichtlich wollte man den Spieß umdrehen und dem Schiff der „Rechten“ einen unangemeldeten Besuch abstatten. Vielleicht ja kreisen sogar die Rettungsschiffe um die C-Star in der Hoffnung auf einen Maschinenschaden um dann ihrerseits zu Helden der Seerettung an der C-Star zu werden.
Aber das alles sind offensichtlich Nebenkriegsschauplätze in Sandkastenformat. Denn einer der mächtigsten Akteure in Libyen, General Chalifa Haftar, hat der EU gerade ein Grenzsicherungspaket geschnürt, dessen Preis mehr als drei Mal so hoch sein soll, als jenes von fünf Milliarden Euro, welches man dem gestürzten Machthaber Gaddafi einst verweigerte bevor man gegen ihn in den Krieg zog. Haftar will damit punkten, dass er nach eigenen Angaben mehr als dreiviertel des Landes kontrolliere. Also auch die Küsten schützen könnte und so weitere Migration nach Europa verhindern. Dafür wünscht er sich auf die kommenden 20-25 Jahre verteilt 17 Milliarden Euro in Waffen, Munition, gepanzerten Fahrzeugen, Hubschraubern, Nachtsichtgeräten und für befestigte Anklagen zur Küstensicherung. Sein Argument: „An die Türkei werde ja mehr bezahlt.“
Bedenkt man nun, dass laut der – im wesentlichen von westlichen Regierungen, Stiftungen und Konzernen finanzieren – International Crisis-Group das Schleppergeschäft alleine in Libyen 1-1,5 Milliarden Dollar jährlich einbringen soll, bekommen die Blätter in diesem Poker um die Ärmsten der Armen eine neue Hausnummer.
Dabei sollen es nicht nur die Schlepper sein, die profitieren, auch viele kleine Leute vom Taxifahrer bis zum Lebensmittelhändler verdienen ordentlich am gewaltigen Migrationsstrom Richtung libysche Küste. Die Interessenlage ist also auf allen Ebenen kontrovers, eine Lösung des Problems kaum in Sicht. Zudem müssen sich auch bei den Schlepperorganisationen mittlerweile große Vermögen angehäuft haben, von denen man leider annehmen muss, dass diese ebenfalls zukünftig ansteigend eingesetzt werden, um den Geldhahn am Laufen zu halten.
Das Geplänkel der NGOs mit den Identitäten vor der Küste ist in diesem Gerangel dann sicher das allerkleinste Problem. Dennoch bleiben die Helferschiffe wichtiges Nadelöhr dieses milliardenschweren Geschäftsmodells. Bleiben die Transferschiffe weg, wird sich das irgendwann auch bei jenen Afrikanern herumsprechen, die einen der teuren Plätze auf den unsicheren Schlauchbooten der Schlepper buchen. Aber bis diese Boote nicht mehr bestiegen werden, bis die Küsten Kilometer für Kilometer militärisch gesichert sind, werden weitere tausende Menschen elendig ertrinken ohne je eine Chance gehabt zu haben, ihr Traumziel Europa zu erreichen. Wer will dieses Opfer nun der Weltöffentlichkeit erklären oder gar moralisch vertreten?
Wie unsere Reporterin aus Spanien berichtet suchen sich die Schlepperorganisationen neue Routen via Spanien nach Deutschland.