Tichys Einblick
MDR rechnet nach:

Fast genau so viele Geboosterte wie Ungeimpfte auf Intensivstationen

Eine Recherche des MDR zeigt, wie schlecht die Daten des RKI zur Impfeffektivität sind. Rechnet man selbst nur mit den Zahlen der DIVI zeigt sich, dass der Booster nur mit gut 60 Prozent vor einem sehr schweren Verlauf schützt.

IMAGO / Lobeca

Maßnahmen wie die „2G Plus-Regel“ fußen auf der angeblichen Notwendigkeit und Effektivität der Booster-Impfung. Das Robert-Koch-Institut meint, die dritte Impfdosis schütze mit 90-prozentiger Effektivität vor einem coronabedingten Aufenthalt auf der Intensivstation. Was zahlreiche andere Medien darunter auch TE bereits schrieben, rechnet nun auch der MDR nach, Ergebnis: diese RKI-Zahlen sind höchst fraglich. Doch auf dieser unsicheren Grundlage soll der Bundestag nach Wunsch von Regierungspolitikern in wenigen Wochen eine allgemeine Impf- und Boosterpflicht beschließen.

„MDR Wissen“ stellt fest, dass der Anteil der Ungeimpften auf den Intensivstationen im Februar nur 2,4 Prozentpunkte höher war als der Anteil an Geboosterten. Bezogen auf die Bevölkerung bedeutet das, dass selbst eine Booster-Impfung nach offiziellen Zahlen lediglich zu gut 60 Prozent vor einer schweren Covid-Erkrankung schützt, die auf der Intensivstation behandelt werden muss.

Corona-Update 06. September 2021
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Wie kommt der MDR auf diese Zahlen? Die Antwort ist so banal wie bezeichnend: Die Journalisten greifen auf eine andere, vollständigere Datenbasis zurück. Das RKI nutzt für seine Angaben nach wie vor die notorisch falschen Zahlen, die durch die Gesundheitsämter an die Behörde übermittelt werden. Seit Jahren sind erhebliche Mängel bei diesen Zahlen bekannt.

Trotzdem gibt das RKI anhand dieser Daten eine geschätzte Impfeffektivität an, also mit welcher Wahrscheinlichkeit die Impfung vor symptomatischer Infektion, Hospitalisierung, Intensivstationsaufenthalt und Tod schützt. Anhand dieser RKI-Einschätzung wird Politik gemacht. Dabei gibt es deutlich sicherere Zahlen. Denn seit Mitte Dezember 2021 wird im DIVI-Intensivregister der Impfstatus von neu aufgenommenen Covid-19-Intensivpatienten erfasst. Während dem RKI in der Statistik lediglich bei 4,6 Prozent der Intensivpatienten der Impfstatus bekannt ist, sind es beim DIVI über 80.

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Auch „MDR Wissen“ räumt wahrscheinliche Lücken in der eigenen Rechnung ein. Bei den Intensivpatienten werde nicht unterschieden, ob sie wegen oder mit Covid-19 auf der Intensivstation liegen. „Insofern kann es sein, dass es eine Anzahl Patienten gibt, die zwar Covid-19-positiv, aber aus anderen Gründen intensivpflichtig sind. Diese Anzahl ist leider unbekannt“, heißt es im Bericht. Dennoch ist die deutlich vollständigere Datenbasis des Intensivregisters eine stabilere Berechnungsgrundlage als die quasi wertlosen Zahlen des RKIs. Dieses windet sich auf MDR-Anfrage und meint, es könne „Berechnungen von anderen Stellen nicht nachprüfen“. Die Behörde weißt darauf hin, dass man die allseits bekannten Impfquoten nicht einfach vergleichen könne – welche man sonst nehmen soll, verschweigt das RKI jedoch. Die Antwort könne man sich „nicht logisch erklären“, schreibt der MDR.
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