Das Osterfest war für Markus Söder (CSU) gelaufen. Am 9. April meldete er unter anderem über Twitter, dass er einen positiven PCR-Test hat. Das bedeutete zu dem Zeitpunkt für ihn, dass er zehn Tage in Quarantäne muss. Diese wäre erst am heutigen Dienstag abgelaufen. Über Ostern hätte Söder zuhause bleiben müssen. Doch es wäre nicht das Fest der Auferstehung, wenn es für den bayerischen Ministerpräsidenten kein Comeback geben würde. Zum 12. April verkürzte seine bayerische Landesregierung die Quarantäne auf fünf Tage. Söders Osterfest war gerettet.
Nun ist Bayern die Heimat des „Team Vorsicht“, dessen Gründer, Chef und Maskottchen Söder ist. Folglich hat der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) die Menschen gewarnt, die durch die Regeländerung vorzeitig aus der Quarantäne durften: „Wir empfehlen deshalb, nach Isolationsende noch eine Zeit lang eine Maske zu tragen und Kontakte zu reduzieren.“ Doch diese Worte scheinen bei Söder nicht angekommen zu sein.
Denn der bayerische Ministerpräsident gönnte sich ein Fun-Wochenende: mit Besuchen des Georgritts in Traunstein oder dem Plärrer in Augsburg. Die Bilder dazu lieferte er auf Twitter selbst. Es sind Bilder der „Lebensfreude pur“, wie Söder verlauten lässt. Doch dem Team Vorsicht dürften sie nicht so gefallen haben: Markus Söder sitzt mit einem Humpen in der Hand. Im Zelt. Ohne Maske. Markus Säder nimmt ein Bad in der Menge. Draußen. Markus Söder tummelt sich in einer Gruppe junger Menschen. Drinnen. Eng an eng. Keiner trägt Maske. Eine Frau nimmt ein Selfie auf. Sie hat den Mund weit geöffnet.
Söder arbeitet in der Politik. Deswegen darf er sich so in der Menge tummeln, obwohl sein positiver Test noch keine zehn Tage alt ist. Wäre Söder ein bayerischer Pfleger oder würde in einer Klinik arbeiten, hätte er diese Freiheiten nicht ohne weiteres: Pfleger und Klinik-Mitarbeiter dürfen erst wieder arbeiten, wenn sie sich freigetestet haben. Auch das musste Söder nicht. Wenn es um Taten geht, scheint Söder das Team Vorsicht verlassen zu haben. Verbal gehört er noch dazu: Die Corona-Politik verlaufe planlos, schreibt er auf Twitter: „Es ist ein Hin und Her ohne jede Form von Verlässlichkeit.“ Allerdings meint er nicht sich selbst, sondern die Ampel in Berlin.
Bayern will nun für eine komplette Aufhebung der Quarantäne-Pflicht werben: „Wir wollen die Eigenverantwortung der Menschen stärken. Lässt der Infektionsdruck weiterhin nach, soll im Rahmen einer zweiten Stufe die Isolation freiwillig werden“, sagt Holetschek. Am kommenden Montag tagt die Konferenz der Gesundheitsminister. In der will der bayerische Minister darauf drängen, dass es einen Zeitplan gibt, ab wann die Isolation nicht mehr verpflichtend ist. Wer weiß. Wenn sich der richtige Politiker kurz vor dem 1. Mai infiziert, könnte sie ja schon bis dahin fallen.