Tichys Einblick
Kolonialismus heißt nun Geoökonomie

Mario Draghi als EU-Sondergesandter in Brüssel im Gespräch

Mario Draghi, soll nach dem Willen mehrerer EU-Mitgliedstaaten, Deutschland eingeschlossen, als Sondergesandter die Leitung der 300 Milliarden Euro schweren Infrastruktur-Initiative "Global Gateway" übernehmen.

IMAGO / ZUMA Wire

Der frühere italienische Premierminister und ehemalige Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, soll nach dem Willen mehrerer EU-Mitgliedstaaten, Deutschland eingeschlossen, als Sondergesandter die Leitung der 300 Milliarden Euro schweren Infrastruktur-Initiative „Global Gateway“ übernehmen, wie das „Handelsblatt“ in seiner Dienstagausgabe unter Berufung auf „hochrangige EU-Diplomaten“ schreibt.

Global Gateway ist das wichtigste geoökonomische Projekt der EU. Sie will ihr wirtschaftliches Gewicht nutzen, um Chinas wachsenden globalen Einfluss zurückzudrängen. Dafür sollen EU-Institutionen, Mitgliedstaaten und Privatwirtschaft eng abgestimmt große Infrastrukturprojekte in Partnerländern durchführen. Ein Staudamm in Kamerun, eine Partnerschaft zur Förderung von Lithium mit Argentinien oder Chile und ein Unterseekabel zwischen der EU und Nordafrika: Diese Beispiele finden sich auf einer Liste mit 70 möglichen Global-Gateway-Projekten, über die in Brüssel derzeit beraten wird.

Das Dokument liegt dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe) vor. Mit Draghi würde Global Gateway ein prominentes Gesicht und die nötige Durchschlagskraft erhalten, so das Kalkül der Diplomaten, die sich für ein Comeback des Italieners aussprechen. Kommissionschefin Ursula von der Leyen zeigt Sympathien für die Idee.

Aus dem Umfeld von Draghi heißt es, die Spekulationen entbehrten „jeder Grundlage“. Sein Name wird dennoch weiter diskutiert. Die kühle Reaktion muss nicht heißen, dass Draghi sich die Rolle nicht vorstellen kann, erläutern Diplomaten.
Vielmehr sei es bisher zu früh, sich öffentlich zu positionieren.

Merke: Kolonialismus heißt nun Geoökonomie.

(dts Nachrichtenagentur)

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