Die Wirtschaft kann den Bach runtergehen. Häuser können von Fluten weggespült werden und sogar Menschen sterben. Gleich deutlich mehr als einhundert. Das ist alles aber nicht die größte Angst, die Sozialdemokraten haben. Etwas viel Schlimmeres könnte aus Sicht des Gemeinen Sozis passieren: Rechte könnten davon profitieren. Wenn es darum geht, schläft sogar eine Malu Dreyer (SPD) nicht. Aber die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin hat in der Aufarbeitung der Ahrflut in einer Weise Schaden angerichtet, die so unglaublich peinlich ist, dass es sich wie eine Glosse anhört – aber realexistierender Sozialdemokratismus ist.
Aufgeklärt haben das nicht lokale Medien, sondern Bild und Focus. Die Geschichte handelt von Malu Dreyer und ihrer Krisenmanagerin Missy Motown. Die ist weiblich, jung und links – mit Menschen diesen Profils würde die bekennende Feministin Dreyer am liebsten ganze Parlamente besetzen. Aber zur Not stellt sie die auch als Krisenmanagerinnen ein. Geht ja nur um eine verheerte Region, in der in einer Nacht 134 Menschen gestorben sind. Darunter ein Dutzend Behinderter, die auch deshalb gestorben sind, weil Malu Dreyer schlafengegangen ist, statt Evakuierungen anzuordnen.
Für den Wiederaufbau des Ahrtals verpflichtete die rheinland-pfälzische Aufsichtsbehörde ADD die 47 Jahre alte Nicole Schober als Krisenmanagerin, wie Bild berichtete. Dreyer kann zwar in Sonntagsreden herzergreifend glaubwürdig betonen, wie wichtig ihr das Ahrtal ist und dabei so große Kulleraugen machen wie ein japanisches Anime. Aber in der Mühe der Ebene überlässt die Landeschefin diese Pflicht der Behörde und die wiederum Schober. Was die qualifiziert? Sie betreibt in Frankfurt den Club „Das Bett“ und nennt sich selbst Missy Motown. Also wenn das nicht für genügend Seriosität steht.
Doch Missy Motown stand vor allem für das, was Dreyer am allerallerwichtigsten ist: den Kampf gegen Rechts. Denn dass diese Pösewichter von der Flut profitieren würden, war die größte Sorge der Regierungschefin. Den Verdacht, dass die Rechten hinter den Fluthelfern stünden, streute das Umfeld von Missy Motown, wie nun der Focus berichtet hat. Die mutmaßliche Täterin dieser Schmutzkampagne steht sogar auf der Gehaltsliste von Missy Motowns Agentur.
So stellt der Focus die Geschichte dar: Eine Gruppe um den Landwirt Markus Wipperfürth habe demnach Spenden gesammelt und vor Ort mit angepackt. Dann taucht ein „Faktencheck Ahrtal“ auf. Und routinierte Nazijäger wissen: Ein Faktencheck irrt niemals. Selbst wenn er mal daneben liegt, dann ist halt die Realität falsch – und höchst wahrscheinlich rechts. Damit die Realität aber wirklich nicht den Rechten nützt, muss die zur Not umgebogen werden: Eine Paderborner Antifa-Gruppe manipuliert ein Bild eines Helfers, ändert ein Tattoo so ab, dass es nun SS-Sprüche darstellt. Der Faktencheck Ahrtal verbreitet dieses Foto und agiert so gegen den und andere vermeintlich rechte Helfer im Krisengebiet.
Allmählich erweisen sich diese und andere Intrigen gegen andere Helfer als das, was sie sind: Fake News und eine Schmutzkampagne. Der „Faktencheck Ahrtal“ verschwindet, dafür taucht er als „FCA Redaktionsnetzwerk“ wieder auf. Redaktionsnetzwerke sind für Sozialdemokraten noch glaubwürdiger als Faktenchecker. Der Faktencheck wurde zum Thema kritischer Berichterstattung. Also seine vermeintlichen Erkenntnisse wurden in Medien verbreitet, die immer wieder gerne die Angst aufgreifen, Rechte könnten von irgendwas profitieren.
Missy Motowns „Helfer-Stab“-Team wird erst jetzt kritisch beleuchtet. Von überregionalen Medien. Im September 2021 erhielten sie den Auftrag, als Fluchthelferinnen an der Ahr zu agieren. Eine Million Euro an staatlichem Geld gab es dafür. Ohne Ausschreibung. Genehmigt von der ADD-Chefin Begona Hermann. Einer Vertrauten Malu Dreyers. Weiblich, links und mittlerweile pensioniert. Als Seriösitätsnachweis genügte, der gute Name Missy Motown und die Versicherung, nicht rechts zu sein. In Dreyers Rheinland-Pfalz genügt das.
Dreyer lädt Missy Motown im September 2022 zum Gespräch ein. Zwei Monate später zeichnete Dreyer die Club-Betreiberin mit der rheinland-pfälzischen Landesverdienstmedaille aus. So überzeugt ist die Landeschefin von deren Verdiensten. Womit nicht die eine Million Euro gemeint ist, die sie ohne Ausschreibung erhalten hat. Sondern, weil Mist Motown so viel Gutes getan hat. Wie die Landesregierung heute immer noch meint: „Initiativen wie der Helfer-Stab haben ab dem Zeitpunkt der Katastrophe Großes geleistet.“ Zitiert der Focus. Nein, nicht Malu Dreyer. Die macht die Ahr nur zur Chefinnen-Sache, wenn sie mit großen Augenkugeln Betroffenheit demonstrieren kann. Die Innenstaatssekretärin Nicole Steingaß (SPD) muss ran, um das Desaster an der Ahr schönzureden.
Denn die Meinung, dass der Helfer-Stab Großes geleistet hat, hat Dreyers Landesregierung exklusiv. Die Bild lässt Helfer zu Wort kommen, die aus der Realität berichten. Missy Motown habe keine Ahnung von Katastrophenschutz, zitiert das Blatt Tobias Kempfer, Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr. Die Stabs-Mitarbeiterinnen hätten nicht mehr gemacht, als Prospekte zu hinterlassen, schildert das Flutopfer Anke Bartelt. Die Helferinnen stammten alle aus der Künstlerszene rund um Missy Motown, schreibt Bild, auch hätten die Helferinnen entsprechend wenig Ahnung von bürokratischen Vorgängen.
Laut Focus hat Missy Motown gegenüber dem diskriminierten Helfer Wipperfürth eingeräumt, dass sie dem Kopf hinter der Schmutzkampagne in anderem Zusammenhang zwischen 15.000 und 20.000 Euro ausgezahlt habe. Diese wurde nun vom Amtsgericht Weilheim zu acht Monaten Haft verurteilt. Auf Bewährung. Obwohl ihr Vorstrafen-Register beeindruckend groß ist, wie der Focus berichtet. Damit kriegst du in Deutschland kaum mehr einen Job. Außer im Kampf gegen Rechts. Da kommt es nur drauf an, dass es nicht den Rechten hilft.