Die besten Belege für das Versagen der Bundesregierung liefern deren Angehörige selbst. Am deutlichsten tritt das bei Bundesaußenminister Heiko Maas zutage. Seine Freude am Twittern macht eine tiefere Recherche in den Akten des Auswärtigen überflüssig – ein wenig Scrollen in der Timeline reicht.
Während Maas seit dem vergangenen Wochenende alle paar Stunde Bilder aus Kabul und vor allem von sich bei Sitzungen zu Afghanistan postet, kommt das Wort bis dahin in seinen Tweets kaum vor. Während die Taliban eine Stadt nach der anderen kampflos übernahmen, bestückte der deutsche Außenminister seine Timeline mit einem Wust aus Jubiläen, Fototerminen und Eitelkeiten.
Seinen Tweet vom 7. August (nur eine Woche vor dem Einmarsch der Taliban in Kabul) mag man noch halbwegs belustigt zur Kenntnis nehmen. Auch ein Minister darf schließlich am Wochenende oder „im Urlaub“ mal aufs Fahrrad steigen, um „eine größere Runde“ zu drehen. Und natürlich kann es sich kaum ein Berufspolitiker verkneifen, sich auch im Urlaub und am Wochenende selbst seiner Wohltaten zu rühmen, wenn er nicht einfach nur eine Runde auf dem Rad dreht, sondern dies für eine Spendenaktion tut.
Lustig ist allerdings, dass Maas nur einen Tag zuvor ein Interview des Saarländischen Rundfunks mit ihm postet, in dem er behauptet, er komme nicht auf die Idee „privat auch noch in Social Media rumzuspringen“, er trenne in den Sozialen Medien Politisches und Privates „so was von strikt“. Außerdem, so Maas, „nerven“ ihn „als Wähler“ vor allem „Politiker, die sich in erster Linie Gedanken machen über ihre persönliche Zukunft. Zum denen will ich nicht gehören“.
Überhaupt kommt zwischen dem Besuch einer Fregatte, Freude über Olympia-Medaillen, Glückwünschen für den Christopher Street Day und das islamische Opferfest in dieser Timeline eines Außenministers wochen-, ja monatelang, das Wort Afghanistan überhaupt nicht vor. Dafür twitterte der Minister unter anderem mit Bild die Übergabe eines Kastens saarländischen Bieres an die britische Botschaft als Wettschuld nach der Niederlage der deutschen Fußballnationalmannschaft.
Was macht Heiko Maas eigentlich beruflich?, könnte man sich bei Durchsicht seiner Tweets fragen, wenn nicht „Regierungsvertreter*in aus Deutschland“ dabei stünde. Irgendwas mit Politik und Medien eben, bei dem man viele wichtige Leute trifft und Jubiläen feiert.
Dann, nach zig Tweets taucht am 23. Juni endlich einer über Afghanistan auf:
„#Afghanistan: Ich möchte unseren Soldat*innen danken für ihren Mut, ihre Ausdauer & ihre Tapferkeit. Gemeinsam haben wir Verantwortung übernommen: gegenüber Afghanistan, gegenüber unseren Bündnispartnern, aber auch für unsere eigene Sicherheit. (1/2)
Jeder Aufschub der Verhandlungen bedeutet nur noch mehr Gewalt & unnötige Opfer auf beiden Seiten. Die Taliban müssen zur Kenntnis nehmen, dass es kein „Zurück ins Jahr 2001“ geben wird. Dagegen steht eine selbstbewusste afghanische Zivilgesellschaft. (2/2)“