Gestern Staatsbesuch mit viel Trara. Macron glüht Trump an, dann kritisiert er ihn ein wenig bei den Hillarianern. Die Medien mit Weltverbesserungsauftrag loben die starken Worte Macrons „Zer iiis onli wan wöörldt“ vor dem Kongress. Und Donald, der kaum Zeitungen liest, freut sich über schöne TV-Bilder.
Morgen kommt The Mörkel. Eher durch die Hintertür. Merkel ist eine Art Mutter Teresa Afrikas und Asiens für CNN und Co., deshalb kann man deren Analysen beim besten Willen nicht ernstnehmen. Interessant hingegen eine Lagebeschreibung in „Foreign Policy“ zu den Besuchen der beiden Staatschefs.
Laut James Kirchick stellt Trump für die beiden wichtigsten europäischen Mächte eine fundamentale Herausforderung dar, auf die beide Länder recht unterschiedlich reagieren. Mit „typisch französischem Pragmatismus“ und mit „typisch deutscher Gereiztheit“, wobei sich eine Herangehensweise als ebenfalls „typisch ineffektiv“ herausstellte.
Kirchick lässt seine Leser noch einmal an Merkels Belehrungen für Trump über Demokratie, Freiheit und Respekt vor dem Gesetz (hahaha) teilhaben, ruft in Erinnerung Merkels heroischen Aufruf, Europa müsse für seine Zukunft nun selber kämpfen.
Sodann werden auch noch einmal die großmäuligen Attacken des inzwischen geschassten Sigmar Gabriel auf Trump hervorgeholt. Und die Narrative der globalen Schwätzerklasse („global chattering class“) von Merkel als „Führer der freien Welt“. Was, „betrachtet man Deutschlands Militärausgaben und seine Aversion, Gewalt auszuüben, nie mehr war als Fantasy“.
Das öffentliche Auftreten der Offiziellen und das hysterische Dauerfeuer der „guten Presse“ führten schließlich dazu, dass 79 % der Deutschen Trump für gefährlicher als Putin halten. Deutsche moralische Frömmigkeit gegen französische Reife. Trump sei kaum weniger unbeliebt bei den Franzosen, so Kirchick, aber das Verhältnis zu den USA ist in Frankreich nicht annähernd zerrüttet, sondern Macron pflegte freundschaftliche Nähe – mit Nadelstichen (Macron versprach US-Wissenschaftlern Millionen, die am Projekt „Make our Planet great again“ mitarbeiten wollen). Was Trump nicht stört, sieht er doch in Macron viel von sich selbst; einen Quereinsteiger und Revolutionär gegen eine korrupte Politlandschaft.
Alle Sympathien und Antipathien beiseite, gerade Deutschland hätte einen smarten Verhandlungsführer um einiges nötiger gehabt als Frankreich. Der französische Handelsüberschuss mit den USA ist nicht des Verhandelns Wert, Paris gibt mehr als 2% für sein Militär aus – wie im NATO-Vertrag vorgesehen. Außer ein paar religiösen Fragen (Klima!) trübt kaum etwas die Stimmung. Da sieht die Lage in Germany schon anders aus. Das Militär komplett von der Leine, die Exportmaschine sehen manche nicht zu Unrecht als Bedrohung an, und der Schutz der Grenzen, Trumps innenpolitisches Mantra, wird als abschreckendes Beispiel in Deutschland geradezu konterkariert. Ausgerechnet zu der Zeit, in der wirklich einmal diplomatisches Geschick gefragt ist, bietet das mächtigste Land Europas eine Pfarrerstochter und einen verhinderten Volkshochschullehrer auf (Heiko konnte noch nicht so viel zerstören), die beide außer Reden nichts vorzuweisen haben.
Dazu kommt, dass „die Deutschen“ wahre Psychos sind, was ihr Verhältnis zu Amerika anbelangt. Besiegt im Krieg, wieder aufgebaut und besetzt durch Amerika, entwickelte sich eine tiefe Hassliebe, die sich im Verhältnis der Deutschen zu den US-Präsidenten schön zeigen lässt: George W. Bush markiert bislang den Tiefpunkt, und über Obama – der US-Autor kann es gar nicht fassen – gibt es sogar ein Musical („Hope“).
Macron schleppt nicht so viel Psycho-Ballast mit sich. De Gaulle prägte Frankreich bis heute mit seiner Distanz zu den USA, selbst Obama schaffte es in Paris nie unter die Heiligen Drei Könige.
Nun sind wir gespannt, ob Merkel noch was reißen kann. Trump hat jedenfalls beim Besuch von Olaf Scholz, der eine geschlagene Stunde vor dem Weißen Haus warten musste, schon mal gezeigt, wo der Hammer hängt. Als Schulmeisterin, Schwerpunktfächer, Religion und Ethik, dürfte Merkel ein Debakel erleben. Isoliert ist sie schon, nicht nur in Ungarn, Polen, der Slowakei, Tschechien, Italien, Österreich, undundund. Selbst Macron hat sich mit seinem Besuch in Washington ein feines Hintertürchen aufgehalten. Sollte der Euro nicht rollen, nimmt Frankreich gern auch Dollars.