Die Zahl der Lockdown-Kritiker in Deutschland nimmt immer weiter zu, während sich die Bundeskanzlerin zunehmend einigelt und fast ausschließlich von Lockdown-Hardlinern beraten lässt. Doch der wissenschaftliche Diskurs ist breiter als die ausgewählte Anzahl an „Zerocovid“-Anhängern, die Merkel um sich schart. Forschungsberichte der Ludwig-Maximilians-Universität München stellen nun ebenfalls die Lockdownstrategie als solche in Frage.
Der aktuellste, siebte CoDAG-Bericht betrachtet die Lockdown-Maßnahmen der vergangenen Monate, sowohl den „Teil-Lockdown“ als auch den verschärften Lockdown Anfang Dezember. Anhand des ungefähren Infektionsdatums von Corona-Infizierten wird die Wirksamkeit der Maßnahmen statistisch unter die Lupe genommen. So weisen die Statistiker die Effekte direkt, und nicht zeitversetzt nach. Die Forscher Cornelius Fritz und Göran Kauermann konstatieren zunächst: „Es zeigen sich sehr starke Unterschiede zwischen den Bundesländern.“ Insbesondere in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen habe zunächst der Teil-Lockdown keine nennenswerte Kertwende bei den Infektionszahlen hervorgerufen.
In ihrem Fazit stellen die Forscher daher fest, dass die Maßnahmen von Land zu Land unterschiedlich wirken – und dass die Verschärfungen des Dezembers kaum Wirkung zeigten. Doch anstatt, im Merkelschen Sinne, einfach noch härtere Maßnahmen zu fordern, konstatiert der Bericht: „Die Forderung nach bundeseinheitlichen Maßnahmen ist (…) daher kritisch zu hinterfragen.“ Dies steht in scharfem Kontrast zu Äußerungen von Politikern wie Markus Söder, die bereits seit langem ein hartes, bundesweites Corona-Regime fordern, und zu den Beschlüssen des letzten Coronagipfels, der sogar einheitliche Maßnahmen auf europäischer Ebene anstreben wollen. Eine sinnvollere Rechenmethodik, als die teils willkürliche des RKI, zeigt erneut auf: Es gibt wissenschaftlich fundierte Alternativen zur einfältigen Dauerlockdown-Strategie Merkels. Man muss sie nur wollen.