Die umstrittene Dauerausstellung kann seit dem 7. November 2019 im Museum des Schlosses von Hamburg-Bergedorf besucht werden. Immerhin gleich bis zum 30. September 2020 soll die historisch angelegte Sammlung die Besucher erfreuen. Dazu haben die musealen Veranstalter auch einen mehrfarbigen Flyer gedruckt.
Gleich ganz oben im Prospekt ist ein Slogan abgedruckt, der sogleich ahnen lässt, welche politischen Akzente bei diesem Dauer-Projekt gesetzt werden: Der eher verwirrende Werbespruch des Museums erinnert an Kampfesrufe der früheren Außerparlamentarischen Opposition (APO), er lautet: „Leute, lasst das Glotzen sein, kommt in das Museum rein!“.
Ausstellung und Kinder-Projekte: Ideologisch links definierte Ziele stehen im Mittelpunkt
„Die Ausstellung schaut“, so heißt es offiziell im Programm, auf die Zeit zwischen 1918 und 2018. Schwerpunktmäßig geht es um „gesellschaftlichen Umsturz, Klimaproteste, Frauen- und Friedensbewegung, Anti-AKW, Arbeiterkampf und Jugendprotest“.
Dieses Museums-Projekt wird passenderweise parallel begleitet von besonderen Projektangeboten für Grundschüler. Angesprochen und regelrecht aktiviert werden sollen Schüler ab sieben Jahre. Hier lautet die viel versprechende Überschrift: „Protestprogramm für Kinder“. Laut Flyer steht vor allem die Hinführung zur Hip-Hop-Kultur im Mittelpunkt der Projektarbeit.
Vor allem folgende Haupt-Projektgruppen sind geplant, die sicherlich manchem Elternteil die Sprache verschlagen haben:
- „Wir machen Druck. Wir drucken selbst Protestaufkleber für Jacken und Taschen.“
- „Wir basteln Trommeln.“
- „Wir treffen ins Schwarze. Wir basteln Schleudern für Papierkugeln.“
- „Wir drucken Flugblätter.“
- „Von wegen Flüstertüte. Wir basteln Sprachrohre.“
- „Wir basteln Saatbomben aus Erde und Samen.“
- „Anonymus. Wir basteln Masken.
Der praxisorientierte Höhepunkt der Kinder-Aktionen ist das Graffiti-Projekt. Hier wird das Sprayen eines Graffito erlernt. Kinder sollen trainiert werden, „Styles und Tags“ zu „kreieren“. Ein bekannte Sprayer („Brozilla“) agiert als Graffito-Lehrer. Dieses Graffiti-Programm wird „älteren“ Schülern angeboten. 14 Jahre jung sollen sie mindestens sein. Ob es dabei nur um legale Graffiti oder auch um illegale Farb-Schmierereien an fremden (Haus-)Wänden gehen soll, wird nicht erwähnt.
Vorbild: „Fridays For Future“-Bewegung
Wie ist die Museumsleitung auf die Titel ihrer reichlich eigenartig anmutenden Ausstellung gekommen? „Das Thema haben wir ausgewählt, weil es omnipräsent ist“, hat die Museumsleiterin Schanett Riller einmal reichlich nebulös erklärt. An anderer Stelle ist die Museumsdirektorin schon etwas deutlicher geworden. Im Kulturausschuss der Bezirksversammlung Bergedorf sagte sie, man habe das Thema „Protest“ deshalb als Ausstellungsthematik gewählt, „weil Proteste durch etwa ‚Fridays For Future’ oder die Gelbwesten in Frankreich allgegenwärtig sei“ (Hamburger Morgenpost).
Solche Dauer-Programme sollen, so Riller, das Museum für Erwachsene, aber eben auch für (Grund-)Schüler zu einem „spannenden Ort“ machen. An der Mitwirkung der Ausstellung waren angeblich „Schülerinnen und Schüler der Stadtteilschule Bergedorf [einer Gesamtschule] und der Klasse 10 k des Luisen-Gymnasium“ beteiligt.
Empfangen wird der Besucher mit dem „sozialistischen Gruß“
Die museale Schau wird präsentiert in mehreren Räumlichkeiten des altehrwürdigen Schlosses – Parterre und im 1. Stock. Kommt der Besucher ins Foyer der Ausstellung, so wird er empfangen durch mehrere lebensgroße Gruppen-Skulpturen, sie sollen demonstrierende Erwachsene darstellen, die teils ihre Arme in die Luft recken – mit geballten Fäusten. Offensichtlich geht es um den sozialistischen – oder kommunistischen – Gruß.
Man fragt sich, warum schon in der Eingangshalle etliche denkmalsartige Figuren den Raum beherrschen, die sich offensichtlich für die Ziele des Sozialismus oder des Kommunismus begeistern. Würden diese Skulpturen nicht die geballte Faust in die Luft recken, sondern den rechten Arm mit flacher Hand auf Augenhöhe schräg nach oben strecken, hätte es sicherlich einen politischen Skandal par excellence gegeben. Riesige Schlagzeilen wären zumundest bundesweit die Folge gewesen. Demonstrativ sozialistisch-kommunistische Grüße aber sind im Museum en vogue.
Die Bild-Zeitung hat offiziell bei der Museumsleiterin Dr. Schanett Riller um Erläuterungen für das umstrittene Projekt nachgefragt. Die Antwort? Keine. Es hat auch eine Anfrage im Bergedorfer Bezirksamt gegeben, das von Arne Dornquast (SPD-„Bürgermeister“) seit 2011 geleitet wird – auf der Grundlage eines Bündnisses der dortigen Fraktionen von SPD und Grünen. Für das Amt antwortete der Pressesprecher, Dr. Sebastian Kloth. Er rechtfertigte das museale Projekt uneingeschränkt.
Gefragt, warum ausgerechnet Kinder ab sieben Jahre etwa mit dem Schleuder-Handwerk vertraut gemacht werden müssen, antwortete der Sprecher des Verwaltungsamtes: „Die (…) Redewendung ‚Ins Schwarze treffen‘ hat ihren Ursprung im Bereich des Bogensports und bedeutet: Die Zielscheibe in der Mitte treffen. Die Kinder lernen hier etwas über gesellschaftliche Auseinandersetzungsformen im Mittelalter.“ Seltsam nur, dass in der Gesamtausstellung und in den Kinderprojekten bisher vom Mittelalter kaum oder gar nicht die Rede ist. Träumt der Pressesprecher? Oder lügt er?
Wer will den Bürger für dumm verkaufen?
Der Leser reibt sich verwundert die Augen darüber, mit welcher Chuzpe Kritiker des Museumsprogramms für dumm verkauft werden. Nicht Erkenntnisse zum ‚Mittelalter stehen im Fokus des Museums. Vielmehr sollen in den Projekten besonders kleine Kinder lernen, aufzubegehren und handfest zu demonstrieren. Gegen Dinge oder Personen, über die sich Siebenjährige nicht einmal annähernd ein realistisches Bild machen können. Auch linke Pädagogen wissen dabei nur allzu genau, dass man besonders ganz junge Menschen sehr leicht – und dies sehr nachhaltig – ideologisch indoktrinieren kann.
Auch einzelne Politiker haben sich gefragt, warum sich nicht mal achtjährige Kinder bereits ausgiebig – und handlungsorientiert – mit (linken) „Protest-Aktionen“ beschäftigen sollen. Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Dennis Thering zeigte sich entsetzt. Er erklärte: „Unfassbar. Gerade in Zeiten von Hass und Hetze sollte Kindern von einem staatlich finanzierten Museum nicht beigebracht werden, wie man Schleudern bastelt oder sich anonymisiert.“ Thering weiter: Natürlich „leben wir in einer Demokratie, in der jeder seine Meinung frei äußern kann“. Aber das doch bitte „ohne Schleudern oder Masken“.
Der Museumsskandal ist auch im kommunalen Parlament, der Bezirksversammlung Bergedorf, diskutiert worden. Der Versuch der bürgerlichen Parteien zu erreichen, dass die Museumsleitung eine Kurskorrektur vornimmt, ist von SPD, den Grünen und der Linken mit Brachialgewalt abgeschmettert worden.
Die Hoffnung, Hamburger Zeitungen würden sich der linken Museumspädagogik kritisch annehmen, ist weitgehend nicht in Erfüllung gegangen. Die im Medienspektrum links positionierte Hamburger Morgenpost konnte kaum ihre Begeisterung über den musealen Kurs verbergen. Die Bergedorfer Zeitung, die inzwischen zur Funke-Mediengruppe gehört, hegt offensichtlich auch Sympathien für die Bergedorfer Projekte. Die Bild-Zeitung, die in ihrem Hamburg-Teil zweimal kritisch berichtete, kann ohne die Hilfestellung der „Politik“ auf Dauer wenig ausrichten.
Die Medienberichterstattung von Bild hat die Museumsleiterin übrigens anscheinend völlig kalt gelassen: „Eine bessere, kostenlose Anzeige können wir nicht bekommen.“ Offensichtlich kann die promovierte Leitung bis heute nicht nachvollziehen, warum sich Eltern über die Aktionen des Museums von Bergedorf empören könnten. Wenn sie es verstünde, wäre ihr der Protest wohl auch völlig egal. Linke „Haltung“ geht offenbar vor seriöser, ausgewogener museumspädagogischer Arbeit.
Dieses Projekt des Bergedorfer Museums zeigt exemplarisch, dass die deutsche Kulturszene seit längerer Zeit schon sehr weitgehend von politisch grünrot positionierten „Kulturschaffenden“ geprägt wird. Denn in der Welt der Theater zum Beispiel ist nicht viel anders. Von politisch neutraler Kultur-Arbeit kann zumeist längst nicht mehr die Rede sein.