Tichys Einblick
Sportler als Aktivisten?

„Leute, die das anders sehen, wollen wir nicht in der Halle haben“

Bastian Doreth: "Wir hegen keine Sympathien für linksextreme Aussagen, wir stehen für die Mitte. Doch wir halten den Begriff #wirsindmehr für am geeignetsten."

Getty Images

Um nichts aus dem unmittelbaren Zusammenhang zu reißen, zitieren wir diesen Teil des Interviews von Oliver Fritsch, ZEIT ONLINE, mit dem Kapitän der deutschen Basketballnationalmannschaft und Initiator der Trikotaktion, Bastian Doreth ungekürzt. Wir gehen davon aus, dass Doreth sich der weitreichenden Bedeutung und Wirkung nicht bewusst ist, seine Verbandsoberen auch nicht. Aber wir halten es nicht für legitim, Besucher einer Sportveranstaltung für unerwünscht zu erklären, die anderer Meinung sind (diese Stelle der Antwort von Doreth heben wir hervor):

ZEIT ONLINE: Herr Doreth, die deutsche Basketballnationalmannschaft wird am heutigen Sonntag vor ihrem Spiel gegen Israel in Leipzig (18 Uhr, live auf Telekom Sport) zum Aufwärmen Shirts mit dem Hashtag #wirsindmehr tragen. Außerdem werden Sie ein gemeinsames Statement gegen Rechtspopulismus veröffentlichen. Sie sind der Initiator dieser Idee. Warum machen Sie das?

Bastian Doreth: Ich war geschockt durch die Vorfälle in Chemnitz, durch die Fremdenfeindlichkeit, den Hitlergruß, die Naziparolen. Was dort geschah, sollte man sehr, sehr ernst nehmen. Es spiegelt den Zustand unserer Gesellschaft wieder. In unserer Mannschaft gibt es auch einige Spieler mit Migrationshintergrund. Mit denen wollen wir uns solidarisieren. Wir stehen für Respekt, Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit.

ZEIT ONLINE: Es war auch Kritik an dem Hashtag #wirsindmehr zu hören, nicht nur aus rechtsradikalen Kreisen. Er trage zur weiteren Spaltung bei, außerdem seien bei dem Konzert in Chemnitz Bands, die dem linken Rand nahe stehen, aufgetreten.

Doreth: Auch das haben wir diskutiert. Um es klar zu sagen: Wir hegen keine Sympathien für linksextreme Aussagen, wir stehen für die Mitte. Doch wir halten den Begriff #wirsindmehr für am geeignetsten. Jeder versteht ihn. Leipzig ist auch ein guter Ort dafür, weil es in Sachsen liegt.

ZEIT ONLINE: Der Trainer und Sportchef des Leipziger Fußballvereins, Ralf Rangnick, sagt, der Sport solle sich aus der Politik raushalten. Wie finden Sie das?

Doreth: Das sehen wir ganz anders. Wir Sportler sind auch Bürger. Wir dürfen das, was hier geschieht, nicht mehr wortlos hinnehmen. Deutschland hat ein großes Problem und wir wollen gegen den Rechtsruck Stellung beziehen. Wir finden das ganz wichtig. In den USA gibt es ja eine ähnliche Debatte. Vielleicht hat Rangnick einfach Angst vor negativen Reaktionen im Stadion.

ZEIT ONLINE: Sie nicht?

Doreth: Wir nicht. Ich denke, die Fans werden das gut aufnehmen. Leute, die das anders sehen, wollen wir nicht in der Halle haben.

ZEIT ONLINE: Wie kam Ihr Vorschlag in der Mannschaft und im Verband an? Mussten Sie sich gegen Widerstände durchsetzen?

Doreth: Nein. Klar, manche Spieler fühlen sich von den politischen Entwicklungen in Deutschland mehr betroffen, andere weniger. Doch alle stehen hinter dem Statement. Ich muss sagen, ich bin stolz auf die Mannschaft. Und der Verband unterstützt uns. Für ihn war wichtig zu wissen: Es war eine Initiative der Spieler, nicht die einer PR-Agentur.

Die mobile Version verlassen