Die „Letzte Generation“ hat an diesem Dienstagmorgen vor dem Verkehrsministerium protestiert. Die Klima-Extremisten setzten dabei einen Wasserwerfer ein. Eigentlich wollten sie die Fassade des Ministeriums auch mit Farbe besprühen. Das hätte aber nicht wie geplant geklappt, erzählten Mitglieder der „Letzten Generation“ TE vor Ort.
Ziel hinter dem Ganzen sei es gewesen, Aufmerksamkeit zu erregen: „Die Proteste dürfen niemals stoppen.“ Das Ministerium von Volker Wissing (FDP) ist ins Visier der Klima-Extremisten geraten, weil der sich gegen das von der EU geplante Verbrenner-Aus stark gemacht habe und auch das Tempolimit von 100 Stundenkilometern in Deutschland noch immer nicht durchgesetzt sei.
Am Dienstag gegen halb zehn fuhren drei Mitglieder der „Letzten Generation“ mit einem Feuerwehrauto – einem Verbrennerfahrzeug übrigens – vor dem Verkehrsministerium in Berlin vor. Anschließend wollten sie mit dem Wasserwerfer des Fahrzeugs Farbe auf die Fassade des Ministeriums sprühen. Der Plan mit der Farbe sei dabei nicht wie geplant aufgegangen, so ein Sprecher der „Letzten Generation“. Sie hätten gewollt, dass die Farbe an der Fassade kleben bleibt und so auch nachfolgend Aufmerksamkeit erregt.
Das Feuerwehrauto stand am Straßenrand geparkt vor dem Haupteingang des Verkehrsministeriums, als die Reporterinnen von TE eintrafen. Abgesehen davon standen zwei Mannschaftswagen der Polizei etwas weiter ab vom Gebäude. Ein Pulk von Polizisten stand zwischen dem Feuerwehrauto und dem Eingang ins Ministerium und hielt die Extremisten fest, um die Personalien aufzunehmen. Die drei Mitglieder der „Letzten Generation“, die alle älter als dreißig und somit Mitglieder der „Vorletzten Generation“ zu sein schienen, hielten derweil ein orangenes Plakat mit der Aufschrift: „Art. 20 – Leben schützen“ vor ihrem umgebauten Feuerwehrauto hoch.
Ein wenig entfernt vom Feuerwehrauto stehen vier Jungen unterschiedlichen Alters. Auch sie gehören laut eigenen Angaben der Letzten Generation an, waren aber nicht direkt beteiligt an der Wasserwerfer-Aktion. Auf die Frage, wie erfolgversprechend solche Aktionen seien, antworteten sie mit der Analogie, dass es die Frauenrechte heutzutage auch nur wegen solcher Protestaktionen gäbe. Es wirke also, so ihre eigene Einschätzung, erstmal abstrus, aber auf lange Sicht erfülle es das Ziel.
Langfristig möchte die „Letzte Generation“ erreichen, dass sich die Klimapolitik vollständig ändert. So fordern sie beispielsweise die Einführung eines Gesellschaftsrates, in den Bürger aus ganz Deutschland gelost werden, um über Probleme wie die Klimakrise zu debattieren. Dabei, so ihre Vorstellung, werden die ausgelosten Abgeordneten von Wissenschaftlern beraten. Wer einerseits die Bürger lost, die im Gesellschaftsrat sitzen und wer andererseits bestimmt, welche Wissenschaftler für die Beratung herangezogen werden, konnte keiner beantworten. Trotzdem stehen sie vollständig hinter ihren offenbar nicht zu Ende gedachten Zielen, denn nichts sei wichtiger, als die Erderwärmung zu stoppen. Ein Land der Europäischen Union müsse vorangehen, denn bisher duckten sich alle Länder vor den Aufgaben des Klimaschutzes trotz des Pariser Abkommens. Um das zu ändern, gab einer der Vier laut Selbstauskunft vor Kurzem seine Druckerei auf und widmet sein Leben nun voll und ganz den Protesten.
Allerdings wussten die Vier nicht, wer die Protestaktionen der „Letzten Generation“ plant – wer also hinter ihren Zielen und Idealen steht. Relativ spontan bekämen sie die Informationen über die Proteste über die sozialen Medien mitgeteilt und fahren dann zu den Proteststandorten. Dort werden sie regelmäßig festgenommen und verbrachten nach eigenen Aussagen schon mal mehrere Wochen und Monate im Gefängnis. Doch das alles sei es wert – auch das Wasser und das Benzin, was nun für diese Protestaktion verwendet wurde –, um die Welt zu retten. Die Welt müsse gerettet werden, da die Modelle zeigten, dass die Welt nicht überleben könne, wenn die Politik so weitermache wie bisher. Die Klimarettung sei alles, was zähle.
Auch das Team von TE wollte die „Letzte Generation“ missionieren. Die Reporterinnen könnten an diesem Mittwoch abends zu einem Treffen der „Letzten Generation“ kommen. Sie sollten sich ein Beispiel an dem ehemaligen Journalisten Raphael Thelen nehmen, der seinen Beruf Anfang des Jahres aufgab, um sich der „Letzten Generation“ anzuschließen – wir überlegen noch, ob wir das Angebot annehmen.
Das Amtsgericht Heilbronn hat am Montag erstmals Haftstrafen gegen zwei Vertreter der „Letzten Generation“ verhängt. Die beiden Männer erhielten zwei beziehungsweise drei Monate Haft. Andere Mitglieder erhielten Geldstrafen. Das Gericht begründet das härtere Urteil damit, dass die beiden bereits auffällig waren und auch weitere Straftaten angekündigt haben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.