Tichys Einblick
Fotos und Berichte

Leseraktion: So verliefen die Demonstrationen am Wochenende

Wie waren die Demonstrationen am Wochenende? Die Einsendungen der jüngsten Leseraktion helfen bei der Aufklärung. Die Polizei verhielt sich oft zurückhaltend, viele Demonstrant fühlten sich gut beschützt.

Demo München

imago/ZUMA

Vor dem vergangenen Wochenende hatten wir um Bilder und Berichte von den  Corona-Demonstrationen gebeten, um einen möglichst umfassenden Eindruck von den Aktionen zu geben.  Auf unsere Bitte haben wieder zahlreiche Leser mit Zusendungen von Bildern und Berichten reagiert. Wir präsentieren hier eine Auswahl umkommentiert. Unten folgen Berichte.

Berlin:

„In Berlin gab es zahlreiche Demos, mein Mann und ich haben 3 beobachtet. Selbst wenn wir hätten teilnehmen wollen, wäre das wegen Überschreiten der Teilnehmerzahl von 50 bei keiner Demo möglich gewesen.

Demo an der Siegessäule (siehe Foto, zahlreiche weitere Polizeifahrzeuge standen in unmittelbarer Nähe an anderer Stelle).

Im Zentrum der Demo standen einige Bürger mit recht dunkler Kleidung. Wir haben weder Flyer noch Plakate gesehen, auch kein Hinweis, um was es bei dieser Demo ging.

Riesenaufgebot der Polizei mit etwa 50 Mannschaftswagen. Bereits 20 Minuten vor Beginn der Demo wurde mitgeteilt, die Maximalzahl von 50 Teilnehmern sei erreicht. Weitere Personen sollten sich entfernen. Wer nicht ging, wurde von Polizisten freundlich angesprochen und zum Gehen aufgefordert. Soweit wir beobachten konnten, verließen fast alle friedlich den Ort und beobachteten die Demo aus etwas weiterer Entfernung. Wenige Personen wurden abgeführt, auch in diesem Zusammenhang haben wir von keiner Seite Gewalt beobachtet. Passanten durften passieren. Was zentral geschah, konnte nicht beobachtet werden.

Der nach unser Information für 12.00 Uhr geplante Zug zum Brandenburger Tor fand während unser Beobachtungszeit von 60 Minuten nicht statt. Da nichts geschah, entfernten sich die meisten Beobachter nach einiger Zeit. Ohne massives Polizeitaufgebot hätte sich wohl niemand für die Minidemo interessiert.

Demos am Brandenburger Tor: Die AfD hatte dort augenscheinlich mehrere Demos auf verschiedenen Straßenseiten angemeldet. Die jeweils etwa 50 Teilnehmer standen ordnungsgemäß mit großem Abstand. Passanten durften passieren, interessierten sich kaum für die Demonstranten. Solange wir beobachteten (20 Minuten), verlief alles friedlich. Es gab trotz größerer Demonstrantenzahl deutlich weniger Polizisten als an der Siegessäule. Vereinzelte Plakate mit dem Namen AfD oder Rechtsstaat. Keinerlei Hinweise zu Forderungen oder Zweck der Demo.

In der Nähe des Reichstags startete eine Fahrraddemo, als wir gerade vorbeikamen. Dazu gehörte ein kleiner Laster mit Musik. Nur vereinzelte Polizisten (siehe Foto). Anwesend waren knapp 50 Radfahrer. Vereinzelte Schilder die den Begriff „Nazi“ enthielten. Was Nazis mit Corona zu tun hatten, erschloss sich nicht. Alles verlief, solange wir schauten, friedlich.

Zusammenfassung: 3 Minidemos ohne erkennbares Ziel, langweilig, friedlich.  

Zeit zum Lesen
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Im Gespräch mit anderen Beobachtenden hörte man überwiegend den Frust, dass in unserem Land Maßnahmen in der Coronakrise nicht diskutiert werden „dürfen“ bzw. jeder Kritiker der Regierungspolitik als „rechts“ oder „bescheuert“ diffamiert wird. Vielfach wird durchaus akzeptiert, dass einschneidende Maßnahmen sinnvoll waren/sind. Die behaupteten alternativlosen Maßnahmen, bei denen sich vielfach sogar Wissenschaftler gar nicht mehr trauen, ihre Meinung zu sagen, führen jedoch zu viel Unmut – auch andernorts.“

Bonn:

Etwa 60 engagierte Bürger meditierten heute, am 23.05.2020, auf der Kaiserplatzwiese in Bonn und wollten mit dieser friedlichen Aktion ein Zeichen setzen, dass mit Coronamaßnahmen nicht gegen die Bürgerrechte im Grundgesetz verstossen werden sollte. Mit dabei waren auch besonders betroffene Künstler, die derzeit keine Auftrittsmöglichkeiten haben und keinen finanziellen Ersatz bekommen.“

Ravensburg:

Wir waren heute zum zweiten Mal auf der Demo in Ravensburg bei der Oberschwabenhalle. Sie begann um 16 Uhr und dauerte bis 17.30 Uhr. Die Teilnehmerzahl schätzten wir auf 4-500. Es herrschte Dauerregen bei 10° C. Bereits ab 14.30 gab es heftigen Regen, Sturm und Gewitter. Das erklärt die deutlich geringere Teilnehmerzahl im Vergleich zur Vorwoche. Dass es sich um eine fremdgesteuerte Aktion handelte, halten wir für ausgeschlossen. Es waren keine erkennbar Rechten da und es waren auch keine Partei-Embleme zu erkennen. Zum Glück war auch die Antifa nicht vertreten. Wir hatten wirklich Angst, dass der schwarze Block auftaucht. Die Teilnehmer waren „Normalos“ aller Altersgruppen, darunter viele Familien. Es herrschte große Empörung über die Pauschalisierung und Verunglimpfung der Demonstranten durch Politik und Medien. Wir haben die Teilnehmer zur Hälfte dem links-grünen Spektrum zugeordnet, die andere Hälfte dem konservativ-liberalen Bürgertum. Irgendwelche Esoterik-Spinner konnten wir nicht ausmachen. Zwangsimpfung war ein Thema, aber nicht im Sinne einer grundsätzlichen Ablehnung von Impfungen, sondern als Ablehnung eines Impfzwangs. Über alle Teilnehmer hinweg bestand der Eindruck, dass die Politik sehr leichtfertig mit den Freiheitsbeschränkungen umgeht und die freiheitlich-demokratischen Grundrechte tatsächlich in Gefahr sein könnten.

Insgesamt eine sehr friedliche Veranstaltung von durchaus besorgten Bürgern ohne Springerstiefel und Aluhut, ohne Hass und Hetze.“

Köln:

 

„Am Samstag, 23.05.2020 zwischen 15:00 Uhr und 18:00 Uhr habe ich in Köln auf der Deutzer Freiheit an der Veranstaltung „Grundrechte schützen – Für Freiheit und Gerechtigkeit“ teilgenommen. Die Veranstaltung bestand aus Meditation, Reden, Freiheitslieder und einer Menschenkette über die Deutzer Brücke. Die Reden waren spontan, es gab einige Teilnehmer mit Plakaten, Parteien nahmen an der Veranstaltung nicht teil.

Das Veranstaltungsgelände ist nicht so zentral gelegen wie der Roncalli Platz, trotzdem haben ca. 250 Demonstranten an der Veranstaltung teilgenommen. Die Stimmung war friedlich, das Publikum waren „Menschen, wie Du und ich“, die sich am Tag des 71. Geburtstags des Grundgesetzes Sorgen um selbiges machen und die für ihre verfassungsmäßig festgeschriebenen Grundrechte eintreten, z. B. für das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Kritik wurde an dem Verhalten der Meinungsführer im Öffentlichen Rundfunk und in der Presse geübt, die ein reines Propagandainstrument der Regierung sein würden, abweichende Meinungen nicht zulassen würden und Sachverhalte durch Auslassungen und Verdrehungen falsch darstellen würden. Der WDR in seiner Lokalzeit lieferte prompt, der Bericht am Abend stellte die Teilnehmer als „Verschwörungstheoretiker und Impfgegner“ dar. Auch der Express und der Kölner Stadt Anzeiger enttäuschten nicht. Deren Berichte vergaßen zu erwähnen, dass die schwarzgekleideten Veranstaltungsstörer von der Antifa waren. Die Polizei verhinderte ein Zusammentreffen der beiden demonstrierenden Gruppen und nach ein paar Minuten war diese kleine antifaschistische Pöbelei schon wieder vorbei. Nicht einmal Transparente können sie richtig herum halten.

Insgesamt ging es bei der Veranstaltung nicht nur um die Verhältnismäßigkeit der Corona Maßnahmen, sondern besonders um das Verhalten der Massenmedien. Viele Menschen haben es einfach satt, von ihnen diffamiert zu werden. Es ist geplant, die Veranstaltung jetzt jeden Samstag ablaufen zu lassen, denn „Wir sind ein gewaltiger Widerstand, aber ein gewaltfreier“, so ein Redner.“

Frankfurt am Main:

„Am Main in Nähe der EZB gab es eine weitere Demo pro Freiheit und pro Grundgesetz. Etwa 250 Teilnehmer waren da, „durchschnittliche“ Menschen von 30 bis 60. Die Polizei war massiv vor Ort, auch berittene Polizisten, in einer Nebenstraße parkte ein Wasserwerfer. Abgetrennt auf der gleichen Wiese gab es eine Gegendemo mit etwa 40 schwarzgekleideten Antifa-Mitgliedern, die gelegentlich versuchten, die eigentliche Demo durch Sprechchöre zu stören. Auch „Die Partei“ baute sich mit einer Stör-Aktion vorm Rednerpult auf, woraufhin man sie bat, sich zurückzuziehen, da die Demo ohne Parteien-Mitwirkung auskommen solle. Die Polizei störte durch zahlreiche Lautsprecherdurchsagen in Sachen Maskenpflicht und gelegentliches „Abholen“ einiger Demonstranten ohne Maske, was mit Buhrufen quittiert wurde. Größere Zwischenfälle gab es nicht.“

Freiburg:

Ein Redner von der Demonstration in Freiburg sandte folgende Beobachtung ein:

„Durch das sehr schlechte Wetter kamen sehr viel weniger Bürger als das letzte Wochenende. Es waren ca. 150 Personen anwesend. Die Polizei war dieses mal mit einem Großaufgebot anwesend und hat mehrmals die Veranstaltung unterbrochen mit Hinweisen auf Abstand und das Tragen von Masken. Ich habe mit sehr viel Anwesenden diskutiert und ich kann folgendes sagen: Diese Menschen kamen aus der Mitte unserer Gesellschaft. Sie sind im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte und sind mit einer gesunden Skepsis ausgestattet. Außerdem wagen sie es, sich ihres eigenen Verstands zu bedienen und über unser Grundgesetz nachzudenken, das sie vor einem übergriffigen Staat schützen soll.

Auf der Veranstaltung wurde unter anderem die staatliche Finanzierung der linksradikalen Antifa und die Übernahme des Vorsitzes des Bundesverfassungsgerichts durch den Merkel Spetzl Stefan Harbarth thematisiert.“

Düsseldorf:

Seine Fotos kommentiert ein Leser ironisch:

„Lauter Nazis, als Normalbürger verkleidet.“

Hannover:

„Ich war gestern Teilnehmer einer Demonstration gegen den Lockdown. Organisiert wurde dies von der Initiative „Wir wachen auf!“ (nicht zu verwechseln mit „Wir wachen auf! – das Original“) in Hannover auf dem Waterlooplatz.

Neben verschiedenen Reden, Aufrufen zur Besonnenheit und persönlichen Ausführungen von Erzieherinnen und einer Hebamme zum jeweiligen beruflichen Alltag unter Corona, wurde auch Livemusik präsentiert.

Fotos und Berichte
Leseraktion: Wie verliefen die Demonstrationen am Samstag?
Relativ zu Beginn besetzte die Antifa den hinteren Teil des Demonstrationsplatzes, spielte ihrerseits laute Musik und reckte vielfach beidhändig die Mittelfinger in den Himmel. Die Orga-Leiterin der „Wir wachen auf!“ Initiative rief zur Ruhe auf, was auch befolgt wurde und die Polizei stellte sich zwischen die beiden Gruppen. Ein Sänger auf Seiten der Initiative intonierte als Beruhigungspuffer über die Lautsprecheranlage „O Sole mio“. Der Puls ging allgemein etwas herunter und der nächste Wortbeitrag wurde angekündigt.

Unterdessen skandierte die Antifa „Gegen den Faschismus“, woraufhin die „Wir wachen auf!“-Teilnehmer einstimmten. Das erzeugte verdutzte Gesichter und wiederum einige Mittelfinger auf der anderen Seite.

Insgesamt hat die Polizei die Situation gut kanalisiert, die Antifa konnte unter Auflagen eine Demo spontan anmelden und aus etwas größerer Entfernung weiter stören.

Der Ablauf der Veranstaltung kann somit als relativ friedlicher beschrieben werden, auch wenn sich für ungeübte Demonstranten die Situation etwas mulmig anfühlen musste. Was mir ein merkwürdiges Gefühl vermittelt, ist die Tatsache, dass überhaupt irgendjemand gegen mich als angeblichen Rechtausleger protestiert.

Als ich nach Hause komme, kann ich bereits in dar HAZ Online lesen, dass „Verschwörungsgläubige, Impfgegner und selbsternannte Grundgesetzretter“ auf „schwarz gekleidete Gegenprotestler“ getroffen seien. „Die Corona-Skeptiker unterbrachen minutenlang ihre eigene Kundgebung“. „Die Polizei musste die Lager trennen“; es seien „350 Demonstranten“ dort gewesen.

Dazu kann ich als Teilnehmer sagen, dass ich keine Verschwörungstheorie a la „Bill Gates will uns mit 5 G umbringen“ gehört habe. Niemand dort hat behauptet, dass es den Virus nicht gäbe. „Die Lager trennen“ klingt nach Rangeleien, welche nicht stattfanden. Die Initiative selbst sprach von etwas mehr als 500 Teilnehmern. Natürlich habe ich nicht mit allen gesprochen, würde aber von Menschen etwas links der politischen Mitte sprechen.

Da ich schon hörte, dass Mitglieder des o.g. Orga-teams unpassende Dinge in ihren Postkästen gefunden hätten, würde ich Sie bitten, mich nicht namentlich zu nennen.“

Hamburg:

„Auf dem für die Demonstration vorgesehenen Straßenabschnitt waren im Abstand von ca. zwei Metern Farbmarkierungen angebracht, bei denen sich je eine Person aufhalten sollte. Die Polizei kontrollierte den Zugang. 750 Teilnehmer waren insgesamt zugelassen; da der Platz bis zum Rödingsmarkt fast vollständig belegt war, werden es auch etwa so viele Menschen gewesen sein. Es ist nicht enfach, sie zu beschreiben, da sie sich keinem gängigen Stereotyp zuordnen lassen. Mein Eindruck ist, dass es sich um einen Querschnitt der Bevölkerung aus allen Altersgruppen handelt. Viele brachten ihre Kinder mit. Einige hatten selbst gefertigete Schilder dabei, meist mit Bezug auf den Verlust der Freiheitsrechte („Wer Freiheit für Sicherheit aufgibt, wird beides verlieren“). Es gab eine Reihe von Redebeiträgen, in denen u.a. die vollständige Aufhebung der Corona-Maßnahmen und insbesondere der Maskenflicht gefordert und eine Impfpflicht abgelehnt wurde. Die meisten Redebeiträge richteten sich direkt an bzw. gegen die Bundeskanzlerin. Die Stimmung auf dem Gelände blieb durchgehend friedlich.

Kurz vor 18h endete die Demonstration und die Organisatoren bedankten sich bei der Polizei. Das hatte einen guten Grund: Es gab eine offenbar nicht angemeldete Gegenkundgebung, die von einem großen Polizeiaufgebot immer weiter in Richtung St. Pauli abgedrängt werden musste, wobei schließlich auch zwei Wasserwerfer zum Einsatz kamen. Man kann das auf dem Bild im Hintergrund erkennen.“ [Siehe Bildergalerie]

Ein anderer Teilnehmer berichtet (von der Redaktion gekürzt):

„Der gesamte Platz war umstellt von Polizisten in voller Montur mit Schutzhelmen am Gürtel und auf der südwestlichen Seite mit den bekannten Mannschaftswagen der Polizei. Diese Umstellung des Platzes durch die Polizei sollte sich im weiteren Verlauf der Kundgebung als sehr vorteilhaft erweisen. Nach anfänglicher Irritation bei mir, der mit seinem großen und gut sichtbaren Plakat „Grundrechteverletzer / Existenzvernichter – Verfassungsfeinde! Raus aus dem Rathaus!“ einfach durch die Reihe der Polizisten durchgehen wollte und von diesen barsch daran gehindert wurde, fanden wir dann einen der Eingänge in den Kundgebungsplatz, […] Außerhalb des Platzes hatten sich hinter den Absperrgittern auf dem Fußweg der nördlichen Seite noch weitere Interessierte eingefunden, die bei weitem nicht die Abstandsregeln einhielten, was aber von der Polizei nicht sanktioniert wurde.

[…] Nach der Eröffnung näherte sich von Westen her eine angeblich nicht genehmigte Gegendemonstration, die mit lauten Sprechchören „unsere“ Veranstaltung“ zu stören versuchte. Nach diversen für mich nicht verständlichen Lautsprecheransagen der Polizei in Richtung der Gegendemonstranten fuhr ein Wasserwerfer, der hinter den Mannschaftswagen verborgen sein musste, mit Blaulicht vor und sehr schnell wurde es ruhig und die Ludwig-Erhard-Str. war dann bis hinauf zur Englischen Planke „leer gefegt“ , dort befindet sich der Haupteingang des Hamburger Michels.  So absurd es klingen mag, ich fühlte mich nachdem Ruhe eingekehrt war, bei der Kundgebung umgeben von der Polizei sicher und gut aufgehoben. Schließlich habe ich zusammen mit meiner Frau schon vor ca. 30 Jahren im Zuge einer von uns organisierten aber geplatzten Veranstaltung unliebsame Erfahrungen mit den Drohungen der  Antifa machen müssen, bei der schon damals die Verwaltung des Bezirksamtes Harburg eben vor dieser Antifa in die Knie ging.

Das einzig auffällige Plakat der Veranstaltung war tatsächlich diese provokante Plakat mit dem ich vor der Kundgebung allein und völlig unbehelligt vom Hauptbahnhof Hamburg aus über die Spitaler Str. – Mönckebergstr. – Bergstr. – Jungfernstieg bis zum Gänsemarkt gelaufen bin, und nur von Passanten angesprochen wurde, die die Demo gegen die Beschneidung ihrer Grundrechte suchten. Am den Samstagen davor hatte nämlich eine solche Veranstaltung als Mischung von Meditation und Kundgebung noch auf dem Hamburger Rathausmarkt stattgefunden.

Die Veranstaltung verlief sehr ruhig, weil sie geprägt war von Informationen, die uns die Qualitätsmedien, der Begriff wurde mehrfach verwendet, vorenthalten. Auch Ausschnitte und Daten aus der Ausarbeitung des Papiers des Oberregierungsrates Kohn aus dem Bundesinnenministeriums  kamen zur Sprache, ohne dass diese Quelle genannt wurde. Leicht angeheizt wurde die Kundgebung durch einen Deutschen mit Migrationshintergrund mit deutscher Mutter und wahrscheinlich türkischen Vater, der die Gabe hatte, mit seiner knackigen, einfachen und durchaus emotionalen Ansprache der Obrigkeit wegen ihrer Corona-Maßnahmen einen Spiegel vorzuhalten und viel Beifall erhielt. Zwei Ärzte hielten ihre Ansprache, davon einer mit Praxis in Hamburg-Eimsbüttel und noch eine Mutter, die ihren Brief an Frau Merkel vorlas. Ich selbst habe mit meiner Tochter um 17:20 Uhr die Kundgebung verlassen und beim Durchgang durch die Reihe der Polizisten haben wir uns noch bei denen bedankt. Eindeutig war, dass keine Rechtsextremen oder irgendwelche Parteigänger auf der Kundgebung erkennbar waren. Für mich waren es Menschen, die allein die Wahrung ihrer Grundrechte einforderten und absehbare Impfzwänge und Immunitätsnachweise ablehnten, sonst nichts. Zu Beginn der Veranstaltung glaubte die uns Begrüßende mehrfach darauf hinweisen zu müssen, dass sie, die Veranstalter sich zum Antifaschismus bekennen und ja auch die Seebrücke unterstützen würden, was nun mir als Teilnehmer gar nicht geschmeckt hat.“

Osnabrück:

In etwas kleinerer Runde als letzte Woche, etwa 120 Leute, versammelten sich Osnabrücker Bürger von jung bis alt vor dem Theater, um zu meditieren. Pünktlich zum Start ließ die Polizei verlauten, daß jeder Teilnehmer eine Maske tragen müsse; anderenfalls sei eine Geldbuße fällig und die Versammlung werde aufgelöst. Brav banden sich die Leute irgendetwas vor den Mund, um die Aktion nicht zu gefährden.

Unter den Teilnehmern ergab sich ein Gespräch über die Polizei. Einige berichteten von guten Erfahrungen, von Zuspruch durch die Polizisten und von der allgemein ruhigen Stimmung zwischen Demonstranten und Polizei.

Pappen auf dem Boden zeigten die Ziele der Demonstranten: persönliche Freiheit, sachliche Aufklärung der Corona-Krise und Wegfall des Maskenzwangs.

Die Stimmung war weltoffen, friedlich und frei. Die individuelle Selbstbestimmung war das Thema, und kritisiert wurde das Vorgehen einer kafkaesken Obrigkeit, die den einzelnen bevormunde. In keiner Weise waren Auffälligkeiten oder Skurrilitäten unter den Teilnehmern; es war ein Querschnitt aus der Bevölkerung: alt, jung, alternativ, konservativ, bunt, schlicht, lässig, straff – alles war vertreten. Die Sorge um die Freiheit trieb die Leute auf die Straße, kein links, kein rechts, keine Parteipolitik.

Am Ende der Meditation erinnerte die Polizei per Lautsprecherdurchsage noch einmal an die Pflicht, Abstand zu halten.

Einige der Demonstranten spazierten noch gemeinsam Richtung Schloßgarten. Keine hundert Meter weit waren sie gekommen, als ein Polizeiwagen angeschossen kam, und wieder wurde auf die Pflicht verwiesen, Abstand zu halten. Das war der Moment, als eine offene Konfrontation drohte, und leider schienen sich dort Fronten zu eröffnen, die niemand, sicher auch nicht die Polizei, haben wollte.

Viele der Teilnehmer hatten das Gefühl, am Scheideweg zu stehen und jetzt etwas tun zu müssen.“

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