Amtsübernahme im Gesundheitsministerium – und der neue Minister ist voll des Lobes für seinen Vorgänger. Karl Lauterbach lässt keinen Zweifel daran, dass Jens Spahn in seiner Amtszeit das Möglichste getan hat. Als Spahn mit seiner Ansprache aufgehört habe, da hätte sich Lauterbach gewünscht, dass er bleiben würde. Denn: „Zwei Minister könnte das Haus gut brauchen.“ Das klang in den Talkshows, die Lauterbach in den letzten beiden Jahren einer Tournee gleich besucht hat, freilich etwas anders. Aber im Angesicht der neuen Aufgabe – Lauterbach wirkt sehr zufrieden – gibt sich der neue Minister dankbar. Es habe immer eine gute Zusammenarbeit gegeben. Er dankt Spahn persönlich vor dem gesamten Ministerium.
Der gebürtige Dürener bekräftigt damit das Bild, das die Medien von ihm zeichnen: Lauterbach, der Wissenschaftler, der die Studien kennt und besser als andere abwägt. Was bei „Aktentasche“ Edmund Stoiber mal ein langweiliger Makel war, gilt nun als flott und sexy. Wie es um das vermeintliche Faktenwissen steht, hat zwar Lauterbach erst jüngst unter Beweis gestellt, als er die Omikron-Variante für besonders gefährlich für Kinder einstufte, dafür aber keine Belege hatte.
Die wichtigste Aufgabe für das Haus, so legt Lauterbach fest, sei „die Pandemie für Deutschland zu beenden“. Der Nußknacker dafür, den habe Lauterbach „heute“ mitgebracht, der liege vor dem Publikum, das sei – das Haus. Das hört sich gut an, aber ist weniger durchdacht, als es sich zuerst anhört. Lauterbach hat das Ministerium mitgebracht als Lösung? Und das Ministerium hat als erste Aufgabe, die Pandemie zu lösen – mithilfe des Ministeriums? Darauf soll Spahn noch nicht gekommen sein? „Wir werden es schaffen, mit dem Haus die Pandemie zu Ende zu bringen, in den nächsten Monaten.“
Wie das Ende der Pandemie aussieht, erklärt Lauterbach nicht. Impfen und Boostern bis in die Ewigkeit – oder doch nur in den „nächsten Monaten“, in denen man sie zu Ende bringen will? In der „Bild“ revidiert Lauterbach nur anderthalb Tage später diese Positionen. Corona werde uns noch über seine eigene Amtszeit, also mindestens vier Jahre, begleiten. Deswegen entscheide ein dichtes Impfnetz über die Zukunft. Eine vierte Impfung steht im Raum. Das Ende der Pandemie rückt nicht nur in weite Ferne – dass es sich mittlerweile um keine medizinische Einordnung, sondern eine politische Entscheidung handelt, geht komplett unter. Eine Anfrage an das Bundesgesundheitsministerium, wie der neue Gesundheitsminister denn das von ihm in Aussicht gestellte „Ende der Pandemie“ definiert, blieb bislang unbeantwortet. TE reicht sie nach, sobald sie eintrifft.