Der bayerische Landwirt Hans H. ist fassungslos. „Wir haben doch nur unsere Pflicht als Bürger getan. Der Mann hätte sein kriminelles Handeln bestimmt weitergeführt, wenn wir ihn nicht gestoppt hätten.“
In Oberau in der Marktgemeinde Berchtesgaden knapp vor der österreichischen Grenze hatten sich zuvor wilde Szenen abgespielt. Hans H. hatte gemeinsam mit seinem Sohn und einem Nachbarn einen Schlepper geschnappt und der Polizei übergeben. Nun hat ihr mutiges Einschreiten ein juristisches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft Traunstein prüft, ob die drei Männer auch nach dem Gesetz verhältnismäßig gehandelt haben. Der gefasste Serbe, der zuvor 18 Migranten illegal nach Deutschland gebracht hatte, war nämlich verletzt. Der Bauer unterstreicht gegenüber der „Bild“: „Wir haben den Mann nicht geschlagen. Vielleicht hat er seine Verletzungen ja erlitten, als er über den Bauzaun gebrettert ist.“
Die Anwohner im bayerischen Grenzgebiet zu Österreich erleben täglich, wie kriminelle Schlepper Migranten nach Deutschland bringen. Immer wieder kommt es dabei zu gefährlichen Verfolgungsfahrten. Tagaus, tagein gelangen Schlepper zunächst nach Österreich und können hier offenbar ungestört nach Deutschland weiterreisen, sofern sie die Migranten nicht hierzulande aussteigen lassen.
Allein die Beamten der Bundespolizeiinspektion Freilassing vereitelten über die Weihnachtsfeiertage, von 24. bis 26. Dezember, acht Schlepper-Aktionen, vier davon am Weihnachtssonntag. Insgesamt schnappten die Polizisten 91 illegal eingereiste Personen auf den Straßen und in den Zügen.
Schlepper ließt Syrer in den Wald laufen
Am Mittwoch hatte ein Serbe (39) 18 Migranten syrischer Herkunft in einem völlig überladenen Transporter über einen kleinen Grenzübergang bei Berchtesgaden illegal nach Deutschland gebracht. In den frühen Morgenstunden setzte der die Syrer unterhalb eines Bauernhofs an einer Maschinenhalle ab. Hans H. berichtet der „Bild“: „Der stand schon um 6.30 Uhr mit seinem Transporter bei uns auf dem Gelände, war dann wieder weg. Um 9 Uhr war er wieder da, dann sind die Männer alle weggerannt in den Wald, die einen links, die anderen rechts.“
Um die Flucht des Schleppers zu verhindern, sperrte der Sohn des Landwirts die Zufahrt mit dem Traktor ab. Überdies errichteten die Männer einen Bauzaun auf der Wiese. „Dann ist der Fahrer eingestiegen und hat Gas gegeben. Mit vollem Karacho ist er über den Bauzaun drüber. Überall flogen die Teile. Ich habe gedacht, der fährt uns über den Haufen.“ Doch der Serbe blieb mit seinem Auto auf dem Hang stecken, möglicherweise wegen eines Schadens. Der Vater und sein Sohn packten die Gelegenheit beim Schopf. „Mein Sohn ist rechts ins Auto, ich links, und wir haben den rausgeholt. Wir haben ihn auf die Straße gebracht und festgehalten.“
Beschuldigte der Serbe die drei Männer, ihn geschlagen zu haben?
Die Nachbarn hatten zuvor den Notruf gewählt, die Polizei war bereits in Anfahrt. Für den Schlepper wurde wegen blutiger Verletzungen im Gesicht ein Krankenwagen angefordert. Er befindet sich in U-Haft, berichtet der „Berchtesgadener Anzeiger“, gegen ihn wurde ein Haftbefehl erlassen. Die flüchtigen Syrer wurden von der Polizei geschnappt.
Doch nun prüft die Staatsanwaltschaft, ob die Festnahme durch die Privatpersonen auch verhältnismäßig abgelaufen ist. Mittlerweile besuchte die Polizei die drei Helden. „Offenbar hatte der skrupellose Schlepper angegeben, die Männer hätten ihn geschlagen, als sie ihn festhielten“, kommentiert die „Bild“.
Dieser Beitrag ist zuerst bei exxpress.at erschienen.