Tichys Einblick
Linkes Wohnprojekt in Berlin

Die autonome Linke versuchte gewaltsam, die Räumung des „Köpi“ zu verhindern

Die Räumung des Wohnprojektes "Köpi" konnte nur mit massivem Polizeiaufgebot und mit Hilfe eines Räumpanzers erfolgen. Die linke Szene kündigte weitere Eskalation in den nächsten Tagen an.

IMAGO / xcitepress

Seit Tagen rollt eine Welle linker Gewalt und Zerstörungswut durch Berlin: Mehrfach brannten Autos, Müllcontainer und Reifen auf den Straßen. Gebäude wurden beschädigt, Barrikaden errichtet und Feuerwehrleute und Polizeibeamte mit Steinen angegriffen – alles für den großen „Tag X“: Die Räumung des besetzten Grundstücks und alternativen linken Wohnprojektes Köpi in Berlin-Mitte. Und die verlief heute ausgesprochen gewaltsam.

Nachdem der Versuch der „Bewohner“ des Wagenplatzes, die Räumung in letzter Minute durch ein Eilverfahren vor Gericht zu stoppen am Mittwoch vor dem Berliner Kammergericht gescheitert war, richtete die Polizei am Donnerstag eine sogenannte „rote Zone“ rund um das Köpi ein. Etwa 2.000 Beamte waren im Einsatz – 700 von der Bundespolizei und aus anderen Bundesländern – und sicherten die Sperrzone gegen das Eindringen Unbefugter ab. Nachdem die ersten Kundgebungen um 5 Uhr morgens weitgehend friedlich verliefen, kam es bereits wenige Stunden später zu ersten Rangeleien zwischen der Polizei und Demonstranten, die versuchten, mit Gewalt in die Sperrzone einzudringen und die Absperrungen zu überwinden. Wenige Minuten vor der geplanten Räumung wurde die Stimmung immer aggressiver. Aus dem Köpi schallten Lautsprecherdurchsagen, Bengalos und Pyrotechnik ließen dichten roten Nebel aus der Wagenburg aufsteigen und die Demonstranten stimmten Sprechchöre an.

— rbb|24 (@rbb24) October 15, 2021

Wie erwartet wurde die Gerichtsvollzieherin um 10 Uhr nicht in das Gebäude gelassen. Ihre Forderung die Wagenburg zu räumen, wurde nur mit aggressivem Geschrei beantwortet, man werde sie „auf keinen Fall freiwillig aufgeben“. Minuten später flogen die ersten Flaschen aus dem Köpi in Richtung Polizei, während die Demonstranten von außen versuchten in die Sperrzone einzudringen. Barrikaden wurden eingerissen, es kam zu heftigen Auseinandersetzungen und ersten Festnahmen. Einige Demonstranten schlugen mit Baustellen-Absperrungen auf Polizisten ein, die daraufhin Pfefferspray einsetzten.

Während sich die Gerichtsvollzieherin aufgrund der aufgeheizten Lage unter Polizeischutz zurückgezogen hatte, sammelte sich die Polizei vor der Wagenburg, baute ein Gerüst vor die Mauer und versuchte mit Äxten, Hämmern, Kettensägen und einem Räumpanzer die meterdicken verstärkten und teils mit Nato-Stacheldraht versehenen Wände zu durchbrechen – wobei die Beamten aus dem Innern des Geländes immer wieder mit Flaschen, Gegenständen, einem Wasserstrahl und Pyrotechnik attackiert wurden. Aufgrund der gewalttätigen Gegenwehr der Bewohner und der Angriffe von außen ging der Durchbruch nur sehr langsam voran – je näher die Polizei kam, desto aggressiver wurden die Aktivisten. Einsatzkräfte wurden mit Feuerlöschern besprüht und weiter mit Gegenständen beworfen.

Im innern des Geländes hatten sich derweil einige Aktivisten an Bäume gekettet und ihre Sicherung mit den Barrikaden am Zaun verbunden. Sie drohten der Polizei, dass das Einreißen der Wände die Aktivisten lebensgefährlich verletzen würde, und versuchten die Beamten so zum Ablassen zu zwingen. Es tönte: „Wenn ihr die Barrikaden räumt, nehmt ihr in Kauf, dass Leute sterben“. Die Information sei laut Polizeipressesprecherin aber nicht zu verifizieren, man ließe sie aber in die Planung einfließen.

Trotz der Drohungen und Gegenwehr gelang es der Polizei etwa eine Stunde nach dem eigentlichen Räumungstermin, eine Stelle am Zaun zu durchbrechen und mit Schutzschilden und Feuerlöschern bewaffnet auf das Grundstück vorzudringen. Nur etwa 50 Meter weiter sammelten sich vor den Absperrungen immer mehr schwarz gekleidete vermummte Gestalten – der sogenannte schwarze Block stand mit rund 300 Leuten vor der Polizei und begann Feuerwerkskörper auf die Beamten zu schmeißen. Nach kurzer Zeit beruhigte sich die Lage jedoch wieder etwas, sodass immer mehr Beamte in die Wagenburg vordringen konnten und um 11:30 Uhr die ersten Bewohner vom Gelände führten. Die Aktivisten, die sich auf den Bäumen verschanzt hatten, sollten von Höhenrettern der Polizei heruntergeholt werden.

Linkes Wohnprojekt in Berlin
Polizeisprecherin Anja Dierschke gab um kurz nach zwölf bekannt, dass nun überall auf dem Gelände Polizeikräfte im Einsatz wären und das Gelände sicherten. Trotz der Angriffe mit Flaschen, Steinen und Feuerlöschern sei bis dato kein Polizist verletzt worden. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sprach gegenüber der Bild derweil davon, dass für die Beamten erhebliche Gefahr bestehen würde: „Die, die direkt am Objekt sind, wissen natürlich, dass sie in Lebensgefahr sind, wenn sie dort eingesetzt werden. Denn diejenigen, die sich dort zur Wehr setzen, von denen geht ja gelegentlich eine hohe Tötungsbereitschaft aus.“

Gegen Mittag hatte die Polizei 37 Bewohner vom Gelände geführt, 9 Personen saßen noch immer auf den Bäumen, es gab 21 Festnahmen. Die Lage hatte sich aber soweit beruhigt, dass die Gerichtsvollzieherin das Köpi betreten konnte.

Während die Kundgebungen um den Köpi-Platz langsam schrumpften, kündigten Aktivisten des schwarzen Blocks, also der Antifa, an, sich am Abend erneut versammeln zu wollen. Etwa 500 Teilnehmer werden zur „Tag X“-Demo erwartet, bei der es wahrscheinlich zu weiteren schweren Ausschreitungen kommen wird. Schon am Abend zuvor hatten vermummte Aktivisten in den Straßen randaliert und zahlreiche große Müllcontainer und Autoreifen angezündet. In der Ritterstraße sammelten sich Autonome zu einem „Scherben-Sponti“, bei dem sie eingehüllt in roten Bengalo-Nebel durch die Straßen rannten, Barrikaden errichteten, elf Autos schwer demolierten, die Scheiben eines Bürogebäudes einschmiessen und das Haus mit Farbbeuteln beworfen haben. Unbekannte demolierten am Morgen außerdem das Bürgeramt Mitte und zerstörten die Verglasung aller sechs Eingangstüren – aber nicht ohne mit einem „Köpi bleibt“ Tack klarzumachen, wem man die Zerstörung zu verdanken hatte. Linksautonome propagieren im Internet Sprüche wie „Macht ihr unsere Räume platt, stürmen wir die Innenstadt!“. Nachdem das langumkämpfte Köpi tatsächlich geräumt wurde, könnte die Randale bei der Demonstration am Abend also noch viel heftiger eskalieren als zuvor.

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