Auf der Straße vor der evangelischen Frauenbergkirche in Nordhausen (Thüringen) sah es aus wie vor einem Sperrmüll-Termin. Da stand fast die ganze Inneneinrichtung des Gotteshauses inklusive Altarkerzen. Ein 25-jähriger Afghane, der als Flüchtling nach Deutschland kam, hatte die Kirche am Donnerstag ausgeräumt und dabei auch ein mittelalterliches Kruzifix mit hölzerner Jesusfigur abgerissen und zerstört.
Die lokale Neue Nordhäuser Zeitung machte aus der Schändung eine „Räumarbeit“ unter der Überschrift: „Unterschiedliche Glaubensbekenntnisse an der Frauenbergkirche – Kirche wegen religiöser Differenzen ausgeräumt“. Im Artikel selbst ist von einem „jungen Mann“ die Rede und davon, dass der sich „genötigt sah, ein solches Gotteshaus umzudekorieren. Er tritt dabei nicht aggressiv auf und macht seinen Standpunkt deutlich, dass er den christlichen Glauben nicht akzeptieren könne. Allerdings ist er so einsichtig, dass er seine Räumarbeit beendet, nachdem ihn Pfarrer Müller zur Rede gestellt hat.“ Erst ganz am Ende des Artikels steht: „Für alle, die es interessiert: Der Mann stammt aus Afghanistan und war 2017 nach Deutschland gekommen.“
Lapidar heißt es in der Lokalzeitung: „Eine Christusfigur am Kreuz wird es vorerst nicht geben, denn die ging bei den ‚Transportarbeiten’ zu Bruch. Ob absichtlich oder versehentlich, lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen.“ Der MDR berichtet heute unter der Überschrift „Religiöse Gründe: Muslim räumt Frauenbergkirche in Nordhausen aus“, der materielle Schaden sei geringer als der „ideelle“. Das zerstörte Kruzifix war im Zweiten Weltkrieg nach einem Bombenangriff gerettet worden.
Weniger verständnisvoll als die thüringischen Lokal-Journalisten zeigte sich der Landrat des Landkreises Nordhausen, Matthias Jendricke (SPD). Nach Lektüre des Artikels meldete er sich bei der Neuen Nordhäuser Zeitung mit folgenden für einen SPD-Politiker eher überraschenden Worten: „Ich verurteile diesen Hausfriedensbruch mit Sachbeschädigung auf das Schärfste. Solche Verhaltensweisen sind der Grund dafür, weshalb ich schon im Sommer dafür plädiert habe, keine weiteren Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen. Die meisten von ihnen lehnen unsere Kultur ab. Es ist ein Irrglaube zu denken, sie würden sich gut integrieren wollen, wie der gestrige Vorfall einmal mehr beweist. Außerdem haben wir momentan überhaupt keine Möglichkeit, straffällig Gewordene in ihr Heimatland abzuschieben, weil es gar keine Flugverbindungen mehr nach Afghanistan gibt. Wir brauchen kein neues Aufnahmekontingent für Thüringen und lösen die Probleme Afghanistans nicht, wenn wir die Leute in unbegrenzter Anzahl zu uns holen.“