Tichys Einblick
Endstufe Kinderbespitzelung

Fünftklässler in Sachsen zu politischen Meinungen ausgehorcht

Mit einem ministerial finanzierten Fragebogen möchte man in Sachsen nun über die Befragung 10-Jähriger die in deren Elternhäusern kursierenden politischen Ansichten aushorchen.

IMAGO / emil umdorf

Wer bislang seine Kinder vor ideologischer Indoktrinierung durch die Schulen beschützen wollte, hatte es bereits nicht leicht. Nun aber zeigte sich Sachsen, dass abseits von verpflichtendem Regenbogenfahnenappell und Genderbroschüren bereits die nächste Stufe im Kulturkampf eingeläutet wurde. Genauer gesagt: Der übergriffige Staat will über die Köpfe von Fünftklässlern Einblick darin erhalten, was im Schutz der eigenen vier Wände des Familienkreises so besprochen wird.

Der Fragebogen ist dabei Teil der Kampagne „Partner in Prävention“ und verwendet dabei die sogenannte CTC-Methode („Communities that care“) aus den USA. Was zunächst einmal nach wissenschaftlicher Methode und Sozialarbeit klingt, soll auch auf der Webseite von CTC Deutschland bestätigt werden. Es gehe dabei um ein „sicheres und gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen“. Jugendgewalt, Kriminalität, Alkohol- und Drogenmissbrauch und frühzeitiger Schulabbruch sollen verhindert werden.

Aber was wie das Sujet eines 90er-Jahre-Films über weiße Lehrer, die den Ghettokindern zeigen, dass auch sie cool sein können und dass die Jugendlichen alles aus sich machen können, wenn sie nur wollen, anmutet, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein DDR-Szenario, bei dem über die vermeintlich Schwächsten Einblick in die hinter verschlossenen Türen kursierenden Meinungen gewonnen werden soll.

Wenn Fünftklässler über den Sozialstaat sinnieren …

Fragen wie „Sorgst du dich um den Klimawandel?“ verstecken ihre ideologische Provenienz zwar mit der Subtilität eines Dampfhammers, überraschen heutzutage aber nicht mehr. Dass die Zielgruppe der gesteuerten Klimahysterie aber mittlerweile auf 10- bis 11-Jährige aus den 5. Klassen sich erstreckt, an die der Fragebogen gerichtet ist, stellt eine neue Hochwassermarke dar.

Spätestens aber wenn die vorpubertären Kinder Aussagen wie „Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg“, „Ausländer erhöhen die Kriminalität“, „Es gibt zu viele ausländische Schüler in deutschen Schulklassen“, oder „Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen“, mehr oder weniger zustimmen müssen, offenbart sich vollends, dass nicht wirklich die Meinung von Kindern, sondern das, was sie zu Hause aufgeschnappt haben, abgefragt werden soll.

Denn die Zahl der Fünftklässler, die sich wegen Ausländern um ihren Arbeitsplatz sorgen, dürfte überschaubar sein, mit Ausnahme womöglich kongolesischer Flüchtlingskinder, die um ihren Posten in Kobaltminen bangen müssten, wenn die E-Auto-Blase endlich platzt.

Kinderbespitzelung wird ihnen präsentiert von Bundesjustizministerium

Die Beantwortung des Fragebogens ist zwar offiziell freiwillig, allerdings kann schwerlich verifiziert werden, ob diese Freiwilligkeit im schulischen Rahmen – der prinzipiell immer ein autoritärer ist – auch angemessen kommuniziert wird. Mit anderen Worten: Selbst wenn auf die Freiwilligkeit hingewiesen wird, könnte über Phänomene wie Gruppenzwang und den Lehrerwunsch dennoch ein de facto Zwang entstehen.

In die Klassenzimmer getragen wird der Fragebogen übrigens vom Landespräventionsrat Sachsen unter dem Titel „Prävention im Team-Kinder- & Jugendbefragung“. Die „bundesweite Implementierung der Rahmenstrategie Communities That Care“ wird wiederum von Marco Buschmanns Bundesministerium der Justiz gefördert. Die Politik hat also auf jeden Fall ihre finanziellen Finger mit im Spiel bei der Bespitzelungskampagne für Fünftklässler.

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete und nunmehrige Verantwortliche für Familienpolitik der WerteUnion, Sylvia Pantel, kritisierte den Fragebogen scharf. Kinder würden auf „übergriffige Weise instrumentalisiert“ und die Schule missachte somit ihr Neutralitätsgebot. „Die Schüler werden ausgehorcht, um die politische Einstellung ihrer Eltern preiszugeben“, beklagte Pantel. So beginne die Bespitzelung von Familien. „Das erinnert fatal an die DDR.“

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