Tichys Einblick
„Abgehoben und wirklichkeitsfremd“

Wegen Asylpolitik: Landrat tritt aus SPD aus

Mit Stefan Kerth, dem Landrat von Vorpommern-Rügen, verlässt ein angesehener Kommunalpolitiker die Partei. Zum Abschied schildert er in deutlichen Worten das Unbehagen an der Basis vor Ort gegen die Politik der Berliner Parteizentrale.

IMAGO / BildFunkMV

„Seit längerem nehme ich die Politik der SPD und des politischen Lagers links der Mitte als zu stark gesinnungsgeleitet und unzureichend an der Lebensrealität orientiert wahr“, schreibt der 47-Jährige an den Landesvorstand der Sozialdemokraten.

Vor allem die Asylpolitik der Ampel hält der 2018 gewählte und beliebte Landrat für verfehlt. Die Lage spitze sich immer weiter zu, doch die Bundesregierung ändere den Kurs nicht konsequent. „Was wir erleben, ist schlicht ein Realitätsschock in der Flüchtlings- und Migrationspolitik. Dieser zeigt uns schonungslos, dass wir illegaler Migration mit ihren Nebenfolgen im Moment ohnmächtig ausgeliefert sind.“

Die Bürger hätten gar keine andere Möglichkeit, als ihrer Unzufriedenheit an der Wahlurne Luft zu machen. „Der Erfolg der AfD ist nach meiner Beobachtung eine direkte Folge einer von vielen als abgehoben und wirklichkeitsfremd empfundenen Politik.“

Kerth will offenbar nicht zu einer anderen Partei wechseln. Stattdessen rechnet er mit der öffentlichen Debatte über angeblich rechtsradikale Tendenzen in den neuen Bundesländern ab: „Der Gedanke, dass u. a. eine berechtigt als naiv empfundene Flüchtlingspolitik Grund für regierungskritische Stimmungen im Osten sein könnte, wurde nicht ernsthaft in Erwägung gezogen.“

Nicht nur mit der Flüchtlingspolitik der SPD will der Landrat jetzt nichts mehr zu tun haben. Kerth kritisiert auch das Bürgergeld: Das befördere die Utopie eines anstrengungslosen Lebens.

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