Tichys Einblick
Die dunkle Seite der Pastoralen

Katrin Göring-Eckardt ätzt im Bundestag, als es um ermordeten Polizisten geht

Katrin Göring-Eckardt führt die Menschenwürde so locker im Mund wie andere ein "Guten Morgen". Doch sie selbst leistet sich Aussetzer gegen diese Würde. Der jüngste betrifft den in Mannheim ermordeten Polizisten Rouven L.

picture alliance / Geisler-Fotopress | Bernd Elmenthaler

Katrin Göring-Eckardt ist die evangelischste unter den ohnehin reichlich evangelischen Grünen. Zwischen 2009 und 2013 war sie Präses der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands. Wenn sie am Pult redet, ist das immer wie eine Sonntagspredigt: Während sie sich selbst in Richtung Gott salbadert, dösen die Zuhörer langsam weg. Auch weil Göring-Eckardt aufgeblähte Worte benutzt wie „die Unantastbarkeit der menschlichen Würde“, „die unzerstörbare Freiheit einer jeden und eines jeden, egal welchen Vornamens“ oder „ja, wir sind verschieden und das ist gut so.“

Doch sind Göring-Eckardts Sonntagsreden vorbei und werden die Zuhörer allmählich wieder wach, zeigt die grüne Apparatschicki und ehemalige Küchenhilfe ihr wahres Gesicht. Besonders in den letzten Tagen. Zuerst pöbelte sie auf X gegen weiße Fußballer und freute sich, dass die deutsche Nationalmannschaft nicht ausschließlich aus solchen bestehe. Wenn Göring-Eckardt im Rausch der EM ehrlich wird, ist von der „unzerstörbaren Freiheit einer jeden und eines jeden, egal welchen Vornamens“ scheinbar keine Rede mehr.

Nun hat die Berliner Zeitung einen noch viel gewichtigeren – und ekelhafteren – Aussetzer der pastoralen Politikerin aufgedeckt. Demnach hat der Innenausschuss über den Mord am Polizisten Rouven L diskutiert. Der wurde während seines Dienstes von einem islamistischen Täter hinterrücks angegriffen und abgestochen. Als der Innenausschuss diesen Mord behandelte, hat Göring-Eckardt laut Berliner Zeitung „mimimi“ dazwischengerufen. Im Fußball heißt es zum Beispiel „mimimi“, wenn ein Gefoulter seine Verletzung nicht so zelebrieren soll.

Als Angela Merkel (CDU) 2015 die Grenzen öffnete und das bisherige Asylrecht außer Kraft setzte, jubelte Göring-Eckardt. Die neu Ankommenden würden das Land bereichern und sie freue sich darauf. Ein islamistisch motivierter Mord an einem Polizisten stört da nur solche Predigten. „Mimimi“, möge der sich nicht so anstellen. Wenn ein Mord nicht in das Weltbild der grünen Apparatschicki passt, dann tut sie den halt ab. „Die Unantastbarkeit der menschlichen Würde“ ist für die Pastorale offensichtlich nur Teil einer Sonntagsrede, aber nicht Teil des eigenen politischen Alltags.

Göring-Eckardt war 2013 und 2017 die Spitzenkandidatin der Grünen bei den Bundestagswahlen. Wie schwach sie als Frontfrau war, zeigte sich erst, als Robert Habeck und Annalena Baerbock sie in der Position ablösten. Unter Göring-Eckardt dümpelte die Partei vor sich hin, musste im Wahlkampf 2017 sogar zwischenzeitlich den Rauswurf aus dem Bundestag fürchten. Kaum waren Baerbock und Habeck statt der ehemaligen Küchenhilfe das Gesicht der Grünen, gingen deren Umfragen wie Wahlergebnisse durch die Decke.

TE hat Göring-Eckardt zu dem Vorwurf der Berliner Zeitung angefragt, aber bisher keine Antwort erhalten. Sie wird auch nicht antworten. 2021 haben die Grünen sie mit dem Amt einer der vielen Vizepräsidenten des Bundestags abgefunden. Das ist ein Amt für Politiker, die politisch versagt haben, aber so fest im Apparat vernetzt sind, dass dieser meint, sie mit einem Goldenen Löffel im Mund versorgen zu müssen. Umso mehr Göring-Eckardt schweigt, desto besser ist es für die Grünen – die Partei kann nur noch hoffen, dass die pastorale Vizepräsidentin nicht mehr durch allzu viele Aussetzer auffällt.

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