Kehraus. Aschekreuz. Im kommenden Jahr sollen wir Kinder nicht mehr als Indianer verkleiden, Mädchen nicht mehr als Prinzessin, sondern als Pirat, Jungs nicht mehr als Scheich dafür als Meerjungfrau. Der Genderirrsinn kennt keine Grenzen. man könnte den Deckel zumachen, Karneval vorbei, aber er geht ja ganzjährig weiter. Das ist ja Teil eines Umerziehungsprogramms und der Fall Hamburg nicht der einer irregeleiteten Kindergartenleiterin.
Das Rote Kreuz ist Kooperationspartner, die AWO, die Diakonie und beispielsweise der Paritätische Gesamtverband. „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ ist ein Kooperationsprojekt der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Wer sich also darüber aufregt, dass die private Amadeu Antonio Stiftung querfinanziert vom Familienministerium die Kindergärten mit ihrem verqueren Gedankengut und diversen „Handreichungen“ penetriert, der muss nun erkennen, dass die Liste der Player noch breiter aufgestellt ist, wenn die Wohlfahrtsverbände ebenfalls fleißig mitmischen und dafür noch vom Familienministerium subventioniert werden.
So veröffentlicht eine „Fachstelle Kinderwelten“ im Rahmen eines Projektes „KiDs – Kinder vor Diskriminierung schützen!“ regelmäßig kurze Infobriefe, in denen nach Selbstauskunft „einzelne Aspekte aus der pädagogischen Praxis und gelebtem Alltag mit Kindern vorurteilsbewusst und diskriminierungsfrei behandelt werden. „KiDs aktuell“ richte sich dabei nach Auskunft der Internetseite „an Eltern und pädagogische Fachkräfte“.
Wer bis hierher die berechtigte Hoffnung hatte, dass Kindergärten genug mit ihrer eigentlichen Arbeit, der Kinderbetreuung zu tun haben, also solche und weitere Infopapiere wie lästige Werbung vom Discounter um die Ecke gerne mal in den Papiermüll entsorgen, der hat sich zu früh gefreut. Mindestens eine Hamburger Kita jedenfalls liest und handelt dann nach Vorgabe. Die „Kita Eulenstraße – Elbkinder Vereinigung Hamburger Kitas“ so jedenfalls berichten aktuell eine Reihe von überregionalen und Hamburger Zeitungen, würde im Kita-Alltag „sehr auf eine kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste Erziehung“ achten. Genauer sollen die Kinder beim Faschingsfest vorgeschrieben bekommen, in welchen Kostümen sie erscheinen dürfen und in welchen nicht. Es gibt also eine Pfui-Bäh-Kostümliste. Federschmuck muss vor Betreten der Kita besser abgelegt werden, dann, wenn Eltern keine erzieherische Standpauke riskieren wollen.
„Indianer“ geht nämlich gar nicht. Besagter Artikel, den die Kita-Leitung sich so zu Herzen genommen hatte, schreibt zum Thema Rothäute:
„Der Begriff wurde im Zuge der Kolonialisierung Nord- und Südamerikas der damaligen Bevölkerung aufgezwungen und steht somit in Zusammenhang mit der brutalen Vernichtung großer Teile dieser Personengruppe.“ Der Überbegriff „Indianer“ ergäbe so viel Sinn, wie sich als ,Europäer‘ zu verkleiden und ein Kostüm mit Dirndl, Holzschuhen und Baskenmütze auszudenken, heißt es da weiter.
Fasching in der Kita darf also kein verrücktes Kostümfest mehr sein, es muss neuerdings politisch korrekt Sinn machen. Soll gendergerecht passieren, soll sogar Demokratie lehren nach Vorstellung des Familienministeriums. Ja, es ist furchtbar. Ja, es wird nicht besser, wenn Kostüme eine politische Botschaft transportieren sollen schon bei Kita-Kindern. Der Irrsinn in Fahrt: Mädchen sollen jetzt Piraten sein und Jungs als Meerjungmänner zum Fasching. Steht tatsächlich so in dieser Anleitung. Eine Vergewaltigung der kindlichen Fantasie und der Lust am Rollenspiel.
„Ich möchte Sie bitten, gemeinsam mit Ihren Kindern bei der Auswahl des Kostüms darauf zu achten, dass durch selbiges keine Stereotype bedient werden“, bat die Kita die Eltern im Vorfeld schriftlich. Explizit waren auch Scheich-Verkleidungen verboten – was war hier der pädagogische Gedanke dahinter? Weil der Vati des einen oder anderen Kita Kindes zu Hause 365 Tage im Jahr den Pascha im langen Kaftan gibt? Wir wissen es nicht.
Aber was sollen die Kinder nun konkret anziehen, wenn sie sich zum Fasching verkleiden sollen, was darf die handwerklich so geschickte Oma an der Nähmaschine zusammenbasteln, wenn es nicht das fertige Kostüm aus dem Supermarkt sein soll? Die Verkleidungen sollen jedenfalls nicht „geschlechtsstereotyp“ sein. Empfohlen werden Fabelwesen und Tiere als „diskriminierungssensible Alternative“. Wäre es nicht so jämmerlich wahr, es müsste tatsächlich von Leuten erfunden werden, die es nicht gut meinen mit Kindern.
Wer noch eigene Kinder hat, der weiß um die Lust und den Spaß bei der Wahl eines Kostüms, der weiß auch um die Kreativität und die Genauigkeit in den Vorstellungen, der weiß, welche Rolle ihr Kind für ein paar Stunden gerne einnehmen würde. Der Meerjungmann gehört ganz sicher nicht dazu, die Piratin bei Mädchen schon eher. Was Eltern hier aber tunlichst vermeiden sollten: Selbst hier noch, wo es um Spaß am Verkleiden geht, pädagogisch lenkend und irgendwie politisch korrekt einzugreifen. Es nervt nicht nur die Kinder, es muss auch für die Eltern anstrengend sein, wenn sie selbst nicht wissen, was denn nun eigentlich korrekt ist und also am Kindergartentor auf die Gnade der Kostümbeschau des strengen Kita-Personals hoffen müssen.
Eltern sollten hier einmal energisch genug vorgehen, sich ggf. zusammentun und die Leitung solcher Broschüren-hörigen Kindertagesstätten einmal ins Gebet nehmen und, wenn nötig, in die Schranken weisen zum Wohle der Kinder. Hätten Eltern die Auswahl, gebe es ein größeres Angebot an Kindergärten, dann könnte man schon bei der Wahl auf so auffälligen Irrsinn achten und sich entsprechend gegen so eine politische Kita entscheiden.
Die Hamburger Kita Eulenstraße ist heute telefonisch leider nicht erreichbar. Mit so einer massiven Berichterstattung hatte im Hause wohl niemand gerechnet, um die Nachfragen zu bearbeiten, hätte man besser eine Extra-Pressestelle eingerichtet. Als dann nach dem fünften Versuch doch noch eine freundliche Dame erreichbar ist, will sie sich „bitte nicht“ dazu äußern müssen, sie hätte leider auch gar keine Zeit.
Na klar, sie hat ja auch einen Beruf, sie muss Kinder bespaßen, Essen und Trinken anbieten, Spiele vorbereiten, Streit schlichten, Toilettengänge begleiten oder beim Zähneputzen helfen. Oder eben auf politisch korrekte Faschingskostüme der Kleinsten achten? Nein, das bitte einfach sein lassen und gerne auch weniger vom Familienministerium subventionierte Broschüren lesen.
Ein praktisches Beispiel? Stellen sie sich einmal vor, eines der Mädchen oder Jungen hätte mit wachem Auge zufällig oder heimlich den Eltern beim Nachrichtenschauen über die Schulter geschaut und einen die kindliche Seele verstörenden Bericht über ein Selbstmordattentat gesehen. Nun möchte es als Selbstmordattentäter zum Fasching und sich dafür ein paar Pakete Würstchen um den Bauch binden. Klar, klingt total bescheuert, aber dieses schräge Beispiel verdeutlicht etwas anderes: Verkleidungen sind nicht ausschließlich Ausdruck von Zustimmung, Begeisterung oder Identifikation. Eine Verkleidung kann auch eine Verarbeitung von etwas sein, über das die Kinder intensiv nachdenken und mit dem sie sich auf diese Weise auseinandersetzen. Was nicht heißt, dass man das Kind nicht behutsam davon abringen könnte, als Selbstmordattentäter zu gehen. Vielleicht wäre ja ein Indianerkostüm viel schöner.
Leider war also die Kita am Telefon in Zeitnot. Interessant wäre die Antwort auf die Frage gewesen, ob ein Kind mit oranger Schwimmweste, Notfallgoldfolie um die Schultern und schwarzer Farbe im Gesicht politisch korrekt als „Flüchtling übers Mittelmeer“ durchgegangen wäre. Ja, solche albernen Fragen muss man sich stellen, wenn der vom Familienministerium finanzierte politische Dünnsinn diverser privater Vereine, Verbände und Stiftungen immer tiefer eindringt in die Selbstbestimmung von Familien und politisches Kapital daraus schlagen will, das beispielsweise die Auswahl von Kitas so knapp ausfällt und Eltern nehmen müssen, was da ist.
Müssen? Nein, hier kann man sich einmal an Modellen aus dem linken Milieu der 1970er Jahre orientieren und mit gleich gesinnten freiheitlich eingestellten Eltern einen privaten freien Kindergarten eröffnen. Dann nämlich, wenn man seine Kinder mehr liebt, als irgendeine neudeutsche Ideologie, die ihren Wahnsinn jetzt schon am Indianerkostüm austoben möchte. Mal vom bösen weißen Cowboy ganz abgesehen, der wohl als Kostümidee schon so abseitig ist, dass er in der Hamburger Kita Eulenstraße gar nicht mehr zur Sprache gekommen ist.
Dazu raten übrigens einige Leser: Gründen Sie ihren eigenen Kindergarten, statt diesen Blödsinn weiterzumachen.