Aktuelle Stunden sind eigentlich Show-Veranstaltungen. Die Parteien tauschen sich im Parlament zu einem umstrittenen Thema aus, ohne dass dies Folgen hätte. Etwa die Verabschiedung eines Gesetzes. Nun hat die Linke zu einer Aktuellen Stunde zum Thema Krise in der Kindermedizin eingeladen. Und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sie genutzt, um eine Reform anzukündigen.
Auch künftig sollen Kinderpraxen aus der Budgetierung fallen, kündigt Lauterbach an. Bisher würden sich zu wenig angehende Ärzte für den Weg der Kinderheilkunde entscheiden. Das verschlimmere die aktuelle Krise. Werden niedergelassene Ärzte nach den tatsächlichen Fällen bezahlt statt nach einer pauschalen Abrechnung, sei damit zu rechnen, dass sie mehr verdienen werden – als Anreiz für angehende Ärzte, sich für Kinderheilkunde zu entscheiden.
Kommen in den Kliniken zusätzliche Honorarkräfte in der Kindermedizin zum Einsatz, kündigt Lauterbach an, sollen die Krankenhäuser diese über die Pflegebudgets vergütet bekommen. Einen Gesetzesentwurf dazu gebe es noch nicht, räumt Lauterbach ein. Er will diesen bis nächste Woche vorlegen, sagt er in der Aktuellen Stunde.
Ates Gürpinar hatte für die Linken die Aktuelle Stunde vorgestellt. Er will gleich das Profitsystem in der Medizin abschaffen. Dazu gehörten auch die Fallpauschalen. Ärzte und Pfleger würden Kinder nicht aus kommerziellen Gründen behandeln wollen. Müsse das gegenfinanziert werden, treibe es die Mitarbeiter aus dem Beruf. Betten und Stellen seien in der Kindermedizin abgebaut werden. Doch mit seiner Ankündigung einer kurzfristigen Reform hat Medienprofi Lauterbach den Linken die Show mit der Veranstaltung Aktuelle Stunde gestohlen.