Für Arbeitnehmer ist Karl Lauterbach (SPD) der Minister, der ihnen ständig höhere Beiträge für die Pflege- und für die Krankenversicherung abverlangt. Der dafür sorgt, dass sie für mehr Geld von der Kasse weniger Leistungen bezahlt bekommen. Der Krankenhäuser sterben lässt. Pflegeheime auch. Und unter dem die Eigenanteile für die Pflegeheime ins Grenzenlose steigen. Für die Medien aber ist Lauterbach ein entschlossener Macher.
RBB24 Inforadio porträtierte jüngst den Gesundheitsminister. Im Radio. Sodass im Kopfkino die Bilder abliefen, wie eine öffentlich-rechtliche Mitarbeiterin vor dem Haus in der Berliner Mauerstraße ausharrt. In der Hand ein Schild: „Karl, ich will ein Kind von Dir“. Die Mitarbeiterin lobte Lauterbach als den Mann, der alle Probleme angehe. Sie befragte Doris Pfeiffer nach ihm. Die meinte, och jo, ganz gut. Pfeiffer ist die Vorsitzende des Dachverbands der Krankenkassen, sie muss mit Lauterbach noch zusammenarbeiten. Für die RBB-Mitarbeiterin war Pfeiffers verhaltener Zuspruch Beleg genug, dass die Fachwelt Lauterbach genauso zu Füßen liege wie sie selbst. Pfeiffer schränkte aber ein, dass Lauterbach die Probleme im Gesundheitswesen nicht lösen werde. Anlass für die RBB-Mitarbeiterin, über die eigensüchtigen Lobbyisten im Gesundheitswesen zu klagen, gegen die Lauterbach kämpfen müsse. Armer Karl. Tapferer Karl.
Wer sich diese Liebe der Medien zu Lauterbach erklären will, muss sich einer alten Weisheit bedienen: Folge dem Geld. Mehr als 4,5 Millionen Euro hat sich Lauterbach für Öffentlichkeitsarbeit in seinen Haushalt gestellt. Beziehungsweise von Finanzminister Christian Lindner (FDP) genehmigt bekommen. Eigentlich wollte Lauterbach 7,5 Millionen Euro an Medien verteilen. Die Zahlen gehen aus den Antworten auf eine Anfrage hervor, die drei Bundestagsabgeordnete an die Bundesregierung gestellt haben: Martin Sichert, Kay-Uwe Ziegler und Christina Baum (alle drei AfD).
1,7 Millionen Euro hat Lauterbach demnach im vergangenen Jahr an die Medien verteilt. Alleine bis zum September. Der größte Teil davon geht an den Topf „Print-Publikationen / Online-Publikationen“. An welche Medien und nach welchen Kriterien Lauterbach das Geld verteilt, ist in der Antwort nicht zu finden. Aber jeder Leser kann den Test für sich selbst machen: Inseriert das Gesundheitsministerium in meiner Zeitung? Wie berichtet meine Zeitung über Lauterbach?