Tichys Einblick
Gesundheitsminister / Pharmareferent

Karl Lauterbach wirbt für telefonische Bestellung des Medikaments Paxlovid

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wirbt immer offener für das Corona-Medikament Paxlovid. Man könne es auch telefonisch ordern, ist sein neuer Tweet. Wie bei den Impfdosen droht ihm, dass er das Medikament massenweise wegwerfen muss.

IMAGO/B. Elmenthaler, Photo Agency / Collage: TE

Hamburg hat seine Fischverkäufer. Sie sind so originell wie penetrant darin, ihre Ware anzupreisen. Berlin hat Karl Lauterbach (SPD). Der Gesundheitsminister ist kein Fischverkäufer, aber er wirbt trotz seines Amtes für ein Medikament. Ähnlich penetrant wie ein Fischverkäufer. Man könne es auch telefonisch ordern, hieß Lauterbachs jüngster Tipp auf Twitter.

Die Rede ist von Paxlovid. Das Medikament der amerikanischen Firma Pfizer soll bei schweren Covid-Verläufen verabreicht werden. Gedacht ist es für Ältere sowie für Menschen mit Vorerkrankungen. Das Gesundheitsministerium hat zu Beginn des Jahres nach eigenen Angaben eine Million Dosen bestellt. Wie TE exklusiv berichtet hatte, war davon aber nur ein Bruchteil von den Apotheken abgerufen worden.

Seit Juni ist Lauterbach auf Werbefeldzug für das Pfizer-Produkt. Ähnlich originell wie ein Hamburger Fischverkäufer. Ähnlich penetrant. Zuerst pries er es in der Sendung von Sandra Maischberger an. Als das nichts brachte, erlaubte er den Ärzten das Medikament direkt zu verschreiben – an den Apotheken vorbei. Wie das Ärzteblatt berichtet, sollen die Ärzte pro verschriebene Dosis eine Prämie von 15 Euro erhalten.

Nun hat Lauterbach alle Zurückhaltung aufgegeben. Auf Twitter preist er die Möglichkeit an, das Medikament per Telefon zu ordern – als „weiterer Tipp für Ältere“. Der Patient könne sich das Medikament telefonisch verschreiben lassen. Es genüge, wenn er dem Arzt die Symptome schildere, dann könne „der Bote das Medikament vorbeibringen“. Das könne Leben retten, argumentiert Lauterbach.

In den USA ist Paxlovid beliebter als in Deutschland. Laut Medienberichten wird es im Heimatland von Pfizer durchschnittlich 40.000-mal am Tag verabreicht. Auch Präsident Joe Biden (Demokraten) gehört zu den Empfängern. Allerdings erlitt er nach der Einnahme den „Rebound-Effekt“ und infizierte sich binnen weniger Tage erneut mit dem Corona-Virus.

Dem Werbefeldzug des deutschen Gesundheitsministers vorausgegangen ist eine parlamentarische Anfrage des gesundheitspolitischen Sprechers der CSU, Stephan Pilsinger. Er setzt Lauterbach unter Druck. Denn sein Ministerium musste auf Pilsingers Anfrage antworten, dass im Februar 280.000 Dosen Paxlovid zu verfallen drohen, wie zuerst das RND berichtete. Pilsinger kritisierte den Minister, nachdem der schon mindestens vier Millionen Impfdosen vernichten lassen musste: Es „zeigt, dass Karl Lauterbach nichts dazu gelernt hat“. Bevor die Paxlovid-Dosen verfallen, will Pilsinger sie an andere Länder verschenken lassen.

Und Lauterbach? Wirbt weiter für das Pfizer-Produkt. Kritik perlt an ihm ab. Sein Ministerium hat in der Antwort an Pilsinger zudem noch einen weiteren Vorschlag parat: Wenn Paxlovid weggeworfen werden müsse, weil das Haltbarkeitsdatum abläuft, könne man ja prüfen, ob man das Haltbarkeitsdatum verschiebt.

Anzeige
Die mobile Version verlassen