Berlins Umweltsenatorin Bettina Jarasch wurde jüngst unangenehm überrascht. Die Grüne hatte plakativ Werbung für die Mobilitätswende machen wollen: schöne Fotos für „geschützte Fahrradstreifen“ in Tempelhof. Dafür hatte Berlin neuerlich Parkplätze abgeräumt. Jarasch posiert für die Fotografen mit dem Fahrrad.
Das heißt also in letzter Konsequenz: Nur die Umweltsenatorin ist in Zukunft wichtig genug, um noch mit dem Auto vorfahren zu dürfen, während der Rest der Berliner strampelt? Hat ja sonst keiner wichtige Termine. Wie jeder weiß, arbeitet dank Geldtransfer sowieso niemand in der Bundeshauptstadt.
Die Posse Jarasch ist jedoch nicht das erste Mal. Sie bestätigt nur neuerlich die grüne Devise. Die Szene erinnert frappierend an einen Vorfall im Jahr 2017. Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann stieg etwa beim Wahlkampf vom Verbrenner-Dienstwagen ins Hybrid-Auto um. „Hoch lebe die grüne Doppelmoral!“, kommentierte der CDU-Politiker Thomas Eusterfeldhaus auf Facebook den Vorgang mit Foto.
Aber nicht nur mit dem Auto tun sich Grüne bekanntlich schwer. Wieder Kretschmann: Im selben Jahr, in dem sich der Ministerpräsident über seine Sardinenbüchse ausließ, flog er mit dem Hubschrauber ins Naturschutzgebiet, um dort zu wandern. Dafür flog er von Rheinfelden nach Bad Wurzach. Der Bürgermeister hatte ihn dazu eingeladen, sich die Pläne für einen Aussichtsturm anzuschauen. Erklärung? „Aufgrund des engen Terminkalenders des Ministerpräsidenten wäre der Termin in Bad Wurzach an diesem Tag bei Nutzung anderer Verkehrsmittel nicht möglich gewesen.“
Sven Giegold, heute Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, schaffte es 2019, zuerst die Ausrufung des „Klimanotstands“ im EU-Parlament zu feiern („Ein wichtiges Zeichen zur richtigen Zeit“) und nur wenig später per Kurzflug nach Frankfurt und von dort nach Berlin zu fliegen. In den sozialen Medien durfte er sich den Spottnamen „Sven Fliegold“ gefallen lassen. Flugscham betrifft eben nur andere, die „viel Zeit haben“.
Stichwort Vielflieger: Auch DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch hat bekanntlich sehr eigene Mobilitätsvorstellungen. Während seine Deutsche Umwelthilfe dem Auto wegen Klimaschutz den Krieg erklärt hat, ist Resch bekennender Vielflieger. Er ist Mitglied des sogenannten HON Circles bei der Lufthansa. Diesen höchsten Vielfliegerstatus erhält, wer innerhalb von zwei Jahren 600.000 Meilen fliegt. Der taz sagte er dazu einmal: „Meine persönliche Klimaschutzbilanz ist schlecht, daraus mache ich keinen Hehl. Das ist aber leider eine Folge meiner nationalen wie internationalen Umweltarbeit.“
In diesen Zusammenhang passt auch eine Statistik aus dem Jahr 2018. Die Bürgerinitiative „München Pro 3. Startbahn“ wertete dabei die sozialen Medien aus, genauer gesagt die Auslandsaufenthalte der jeweiligen Politiker. Ergebnis: Keiner flog so viel wie die Grünen. Die Chefin der Grünen in Bayern, Katharina Schulze, kam dabei besonders schlecht weg, obwohl sie zugleich eine der größten Gegnerinnen des Flughafenausbaus war. Das Klima zerstören, um es zu beschützen, so lautet wohl das Motto der selbsternannten Moralapostel. Ihre Glaubwürdigkeit haben sie ja längst verspielt.