Tichys Einblick
Ergebnis INSA-Umfrage

Frauen finden Rundfunkgebühren zu hoch, Männer mögen Inhalte der ÖRR-Sendungen nicht

Von ARD und ZDF in Auftrag gegebene Studien sagen den öffentlich-rechtlichen Sendern regelmäßig hohe Beliebtheitswerte nach. Doch eine unabhängige Umfrage deckt eine hohe Unzufriedenheit auf – vor allem bei arbeitenden Menschen. Männer kritisieren eher die Inhalte, Frauen die Gebühren.

IMAGO / BildFunkMV

Die Welt der öffentlich-rechtlichen Sender scheint in Ordnung zu sein: Das Bundesverfassungsgericht hat ihnen einen Freifahrtschein für Gebührenerhöhungen gegeben, die Koalition aus CDU, Linke und Ampel scheint daran nichts ändern zu wollen, und Umfragen sagen ihnen hohe Beliebtheitswerte nach. Zumindest die eigenen Umfragen. Gibt ein anderer sie in Auftrag, fällt auf: Die Stimmung kippt. Und der Kritiker von ARD und ZDF sieht anders aus, als sie das selbst gerne öffentlich zeichnen.

Stiftung Meinung & Freiheit
Umfrage: Hohe Unzufriedenheit mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Zu Umfragen hat Winston Churchill alles Nötige gesagt: Man dürfe nur denen glauben, die man selbst gefälscht habe. Etwa wenn es um öffentlich-rechtliche Sender geht. Zu deren Beliebtheitswerten sagen Umfragen Umwerfendes. Zumindest solange diese Umfragen von ARD, ZDF und Co selbst stammen. Spannender wird es, wenn andere sie bestellen – so wie eine Umfrage von Insa, die von der Stiftung „Meinung & Freiheit“ in Auftrag gegeben wurde. Der Chefredakteur von Tichys Einblick, Roland Tichy, ist Vorsitzender der Stiftung.

In den eigenen Umfragen kommen ARD und ZDF nicht gerade auf Zufriedenheitswerte von über 99 Prozent – aber immerhin doch auf Werte von fast 80 Prozent. Insa ermittelt andere Werte: Demnach gibt es zwar eine Mehrheit, die mit den öffentlich-rechtlichen Sendern zufrieden ist, aber sie fällt mit 47 zu 40 Prozent deutlich knapper aus als in ihren eigenen Umfragen. Die Gruppe derer, die sehr unzufrieden sind, ist zudem größer als die Gruppe derer, die sehr zufrieden sind.

Alles in allem finden die Befragten die öffentlich-rechtlichen Sender:
– sehr gut, 8 Prozent
– eher gut, 39 Prozent
– eher schlecht, 27 Prozent
– sehr schlecht, 13 Prozent

Ist das Glas für ARD und ZDF also halb voll? Nun: Gegenwärtig ist es noch voll, aber die Verantwortlichen haben Grund zur Sorge, wenn es um ihre Zukunft geht. Denn bei der Frage nach dem Resümee sind vor allem die in ihren persönlichen 30er und 40er Jahren stehenden Menschen kritisch. In diesen Gruppen finden 50 beziehungsweise 46 Prozent der Befragten die Öffentlich-Rechtlichen schlecht und nur 39 beziehungsweise 40 Prozent geben ihnen die Note „gut“.

Ihre Mehrheit in der Gesamtwertung verdanken ARD und ZDF vor allem den Alten: Menschen über 60 Jahre finden sie zu 55 Prozent gut und nur zu 32 Prozent schlecht. Bei den Menschen haben sie mit 44 zu 41 Prozent eine kleine Mehrheit. In diesem Altersbereich ist aber auch mit 15 Prozent die Gruppe am größten, die zu der Frage keine Antwort geben kann oder will.

Phoenix-Panel "Streaming kills TV?"
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk offenbart seine ganze Selbstgerechtigkeit
Die Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen unterscheidet sich nach Geschlechtern: Männer klagen eher als Frauen über die Inhalte, die auf den Sendern laufen. Frauen kritisieren die Art des gesamten Einzugsverfahrens der Gebühren – samt Zwangsverfahren bei Säumigkeit. Und bei ihnen gibt es mit 54 Prozent auch eine Mehrheit, die sagt: Die Gebühren sind zu hoch. Bei den Männern sagen das nur 49 Prozent.

Wie sieht also der typische Kritiker von ARD und ZDF aus? Wenn es nach deren Verantwortlichen geht, ist es der „alte weiße Mann“. Der ist zurzeit ohnehin das gesellschaftliche Feindbild. Deshalb will auch keiner so sein, was in der Konsequenz auch den Mut nähme, die Öffentlich-Rechtlichen öffentlich zu kritisieren. Doch die Zahlen von Insa ergeben ein anderes Ergebnis. Der Kritiker von ARD und ZDF ist am wahrscheinlichsten zwischen 30 und 49 Jahre alt, steht also mitten im Arbeitsleben – auch in Berufen, die körperlich hart sind. In dieser Gruppe sind es dann die Frauen, die sagen, dass von dem, was mühsam erarbeitet wird, zu viel an Mitarbeiter von ARD und ZDF abgeht.

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