Ungewohnt witzig gab sich der Lokalteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: Die Abkürzung IAA heißt künftig: Ist aber anderswo. Seit 1951 war die IAA mit Frankfurt verbunden; ein Geldbringer. Sie ist die einzige Messe ohne öffentlichen Zuschuss. Mit einer Million Besucher zu ihrer besten Zeit war sie Imagebringer und Geldmaschine. Der Bruch mit der Stadt hatte sich im vergangenen Jahr angedeutet, weil die Polizei zuließ, dass Demonstranten den Messe Zugang blockierten und Oberbürgermeister Feldmann sich als Auto-Gegner in der Stadt positionierte. Seine vorbereitete Rede, die er auf dem Eröffnungsabend nicht halten durfte, publizierte er trotzdem und kam sich sehr schlau vor: Wer braucht schon Auto? In den vergangenen Wochen musste er wie zur Strafe die Frankfurter Bewerbung bei der Bewerbung der Städte Frankfurt, Köln, Hamburg, Berlin, Stuttgart und München verteidigen.
Weil das so ist, wird auch München keine Chance haben. In München gehört der „Vierzylinder“, das Hochhaus von BMW im Olympiaviertel, zum Wahrzeichen der Stadt. Das BMW-Logo auf dem immer noch modern wirkenden Gebäude aus den 70ern wäre in TV-Sendungen und Bildern zu sehen, unvermeidlich und untragbar für den Erzkonkurrenten Daimler aus Stuttgart. Dessen Stern auf dem dortigen Hauptbahnhof ist ebenfalls ein unübersehbarer Kennzeichen. Unter dem Logo des Konkurrenten auftreten? Das kommt nicht in Frage.
Aber Berlin hat einen großen Vorteil: Die VW-Stadt Wolfsburg ist praktisch eine Art Vorort. Viele VW-Manager wohnen in Berlin, auch der entscheidende Marketing-Chef. Längst hat VW, ohnehin dominiert vom Land Niedersachsen, die Zeichen auf politische Korrektheit gestellt. Man gibt sich mit Begeisterung regenbogenbunt und divers; der klassische Golffahrer passt nicht mehr zum neuen Image. Mit dem lautstarken Bekenntnis zum E-Auto soll der Betrug beim Diesel vergessen gemacht werden. Da passt die Verbeugung vor den Propheten der mobilen Stagnation, man huldigt dem Zeitgeist und vollzieht, was die Politik gerade an Irrsinn fordert. Und abends hängt man nicht im Hotel herum, sondern läßt sich ins Eigenheim am Stadtrand chauffieren, um den ganzen Unsinn wieder zu vergessen.
Damit stehen die Zeichen gut für Berlin und die weitere Zentralisierung der Stadt.
Auch Peter Feldmann, der Verlierer von Frankfurt, muss ich um seine Zukunft nicht sorgen. Die dortige Arbeiterwohlfahrt, wo er als Altersheimmanager schon vorher gut bezahlt war, hat ihm ein Austrags-Pöstchen freigehalten, wofür er sich bekanntlich reichhaltig bedankt hat. Nur ein unschönes Problem am Rand: Gegen führende Funktionäre der AWO ermittelt nach langem hin und her nun doch die Staatsanwaltschaft. Zu offenkundig sind die Vorwürfe, zu massiv die Betrügereien, als dass sie sich selbst in Filzfurt noch länger hätten unter den Filzteppich kehren lassen. So bleibt Frankfurt ohne Auto-Messe, aber vielleicht mit einem Bürgermeister, der nun wirklich eine Ausstellung ist, das für Versagen, Filz und Amigowirtschaft mit Altersheimen steht. Es ist also alles gut, nur die IAA ist weg.