In der Affäre Lucke spielt der „Allgemeine Studierenden-Ausschuss“ (AStA) der Universität Hamburg eine besonders unrühmliche Rolle. Eigentlich ist ein AStA die gewählte Interessenvertretung der Studentenschaft. Naiverweise könnte man also eigentlich annehmen, dass der AStA dafür eintritt, dass Hamburgs angehende Betriebswirte ungestört Vorlesungen des Betriebswirtschafts-Professors Bernd Lucke besuchen können.
Aber die Verteidigung von Bildung hat offensichtlich für die Akteure des AStA eben keine höchste Priorität. Außer wenn man sie von „rechts“ angegriffen sieht. Ist es ein Zufall, dass der Hamburger ausgerechnet nach den gewalttätigen Aktionen linksextremistischer Aktivisten gegen einen Professor der eigenen Universität nicht etwa gegen diese Gewalttäter protestierte, sondern eine „Hamburger Erklärung gegenseitiger Solidarität bei Angriffen von Rechts auf Bildung und Kultur“ unterstützt? Auf einem Plakat dazu steht: „Antifaschistisch handeln!“
Ganz offensichtlich fühlen sich die Akteure des Hamburger AStA getroffen und mangels Argumenten überziehen sie nun diese Kritiker mit dem Vorwurf der Verharmlosung der Judenverfolgung. Das ist maßlos, unverfroren und geradezu grotesk selbstgerecht. Und es ist übrigens das, was es den inkriminierten Autoren vorwirft: nicht nur eine Bagatellisierung, sondern auch eine Instrumentalisierung des Holocaust.
Wirklich überraschen kann das Agieren des Hamburger AStA in der Causa Lucke niemanden, der einmal eine deutsche Hochschule von innen gesehen hat. Dümmliche Selbstgerechtigkeit, historische Unbildung und linker Radikalismus haben in den ASten deutscher Hochschulen seit jeher eine feste Burg. Das ist ein Dauerskandal des deutschen Hochschulsystems, an den man sich leider gewöhnt hat. Wie ist das möglich?
Es ist ein fataler Zirkel: Da sich im AStA fast nur Linksradikale bis Linksextremisten (inklusive Spaß-Linke unter Namen wie „Die Autonomen Alkoholiker_innen“) tummeln, wollen die meisten nichtlinken Studenten mit dieser Institution verständlicherweise generell nichts zu tun haben. Die Wahlbeteiligung zu den Studierendenparlamenten, die wiederum den AStA beschicken, ist fast überall sehr gering, oft weit unter zehn Prozent. Man wählt sich und seine Kumpels selbst. So haben sich die ASten seit Jahrzehnten als gemütliches Soziotop linker Subkultur halten können – ausgestattet mit offizieller, demokratischer Scheinlegitimation und satten Etats für antifaschistischen Aktivismus. Und weitestgehend unbehelligt von nichtlinken Einsprüchen.
Eine Auflösung dieses Circulus vitiosus wäre wohl nur möglich, wenn mehr Studenten selbst von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten, und den jahrzehntelang von einer Subkultur-Generation an die nächste vererbten Filz beseitigen. Dass die Studentenorganisationen der Union, also der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), oder die Liberalen Hochschulgruppen dabei besonders erfolgreich wären, kann man nicht gerade behaupten.