Die Messer-Delikte in Deutschlands Großstädten scheinen sich aktuell zu häufen. Um und über das Wochenende kam es allein in Hamburg zu diversen Messerattacken. Sieben Menschen wurden von Donnerstag bis Sonntag verletzt, heißt es laut offiziellen Polizei- und Medienberichten.
Am U-Bahnhof Burgstraße in Hamburg-Borgenfelde hat es bereits am frühen Donnerstagmorgen zwei Verletzte bei einer Messerstecherei gegeben. Drei Männer waren auf dem Bahnsteig miteinender in Streit geraten. Zwei von ihnen wurden durch den Einsatz eines Messers verletzt. Laut Polizei geschah der Vorfall gegen 5.50 Uhr im Bahnhof an der Hammer Landstraße. Ein 35-Jähriger erlitt Stichverletzungen am Arm und an der Hand, ein weiterer einen Stich in den Bauch.
Insgesamt wurden in Hamburg am Wochenende sieben Menschen durch den Einsatz von Messern verletzt. Erst vor anderthalb Wochen war es in der Hansestadt zu einer schockierenden Messer-Tat gekommen: Im Stadtteil Billstedt attackierte ein 29-Jähriger Afghane eine Frau, rammte ihr ein Messer direkt in den Kopf. Das 19-Jährige Opfer kam unter Lebensgefahr ins Krankenhaus.
Auch in Berlin war es ein Wochenende mit Alarmbereitschaft. Die Berliner Polizei ist in der Nacht zum Samstag erneut in den James-Simon-Park in Mitte ausgerückt. Dort hätten sich etwa 300 Personen aufgehalten, es habe mehrere gefährliche Körperverletzungen gegeben, zwei Personen seien durch Messerstiche verletzt worden. Der Park ist immer wieder Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen gewalttätigen Gruppen.
Am Samstagabend wurde ein junger Mann aus Moldawien an der Sonnenallee von Unbekannten angegriffen und durch Messerstiche am Bauch verletzt. Alarmierte Polizisten konnten wenig später zwei Moldawier festnehmen. Dabei wurde auch die Tatwaffe sichergestellt.
In Berlin-Spandau attackieren sich zwei mittelalte Männer gegenseitig – einer zieht ein Messer, der andere prügelt mit einer Eisenstange auf seinen Kontrahenten ein. Im östlichen Stadtteil Reinickendorf muss ein 26-Jähriger schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein Unbekannter habe ihn nahe einer Bushaltestelle attackiert und ihm mehrere Schnittverletzungen im Gesicht, am Rumpf und an den Armen zugefügt.
Die Zahl der Gewalttaten mit einem Messer hat laut polizeilicher Kriminalstatistik abgenommen. Waren es 2019 noch 5.780 Fälle, sank die Zahl 2020 auf 4.669 und 2021 weiter auf 4.397. Aber: Die Brutalität dabei stieg offenbar an. Während 2019 noch fast ein Drittel der Angegriffenen unverletzt blieb und in der Statistik keine Todesopfer genannt werden, starben im folgenden Jahr 37 Menschen bei Messerattacken, 338 wurden schwer verletzt. Im vergangenen Jahr starben 30 Menschen durch Messerangriffe.
Die Polizei zeigt sich alarmiert. „Die Qualität der Messer-Angriffe nimmt deutlich zu“, sagt der Berliner GdP-Chef Stephan Weh. Klingen seien nicht mehr nur ein „Accessoire“ zur Abschreckung. Sie würden gezielt eingesetzt, um durch Stiche ganz bewusst schwere Verletzungen und in Einzelfällen den Tod anderer Menschen in Kauf zu nehmen. „Hier muss Berlins Justiz umdenken“, erklärt Weh gegenüber der „B.Z.“ Berlins Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Bodo Pfalzgraf, fordert Handeln der Politik. „Ich fordere von der Innensenatorin einen Messergipfel, damit das Problem ganzheitlich bekämpft werden kann.“