Tichys Einblick
Ausgegeben als "afrikanischer Politiker":

Habeck von russischen Trollkomödianten mit Fake-Anruf düpiert

Robert Habeck wurde neuestes Opfer der russischen Komödianten Vovan und Lexus, die sich wieder einmal als afrikanische Politiker ausgaben und den Wirtschaftsminister dazu brachten, seine Gedanken über den Ukrainekrieg sowie die Getreidelieferungen nach Afrika telefonisch freizügig zu teilen.

IMAGO / Björn Trotzki

Das russische Troll-Comedy-Duo Vovan und Lexus hat es wieder einmal geschafft, einen Politiker mit geringem Aufwand in ein Fake-Telefonat zu verwickeln. Diesmal schafften Sie es, sich als vermeintlich afrikanische Politiker an Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck anzupirschen. In dem kurzen Telefonat, von dem bislang nur ein Ausschnitt auf YouTube veröffentlicht wurde, thematisieren die Russen die Getreidelieferungen aus der Ukraine, die zwar afrikanischen Ländern zugesagt wurden, zum großen Teil aber in europäische Silos wanderten.

Zu Beginn des Gesprächs sprechen die russischen Komödianten Habeck auf dessen Meinung zur Schwarzmeer-Initiative zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine an. Der grüne Wirtschaftsminister erzählt von einer Ausfuhr des Getreides per Zug, verweist aber darauf, dass es sich um ein „sehr, sehr ernstes Problem handele“, von dem Putin wisse. Habeck behauptet, dass der Kreml-Chef die gesamte Welt und insbesondere afrikanische Länder in Geiselhaft nehmen möchte und bat den vermeintlichen afrikanischen Politiker um eine „deutliche Position“ gegenüber Russland.

In bester Tradition der feministischen Außenpolitik seiner Parteikollegin Annalena Baerbock riet Habeck seinem Gesprächspartner: „Wenn die afrikanischen Staats- und Regierungschefs klar sagen: ‚Putin, tu das nicht‘, dann wird er darauf hören.“

Fehlgeleitete Getreidelieferungen und ein weiteres Jahr Ukrainekrieg?

Die Komiker aber bohrten nach und verwiesen darauf, dass offiziellen Zahlen zufolge weniger als 30 Prozent des Getreides der Ukraine tatsächlich an afrikanische Länder geliefert wurden, während 70 Prozent in europäischen Ländern blieben. Gleichzeitig würden russische Getreidelieferungen und Düngemittel in europäischen Häfen blockiert, weshalb auch UNO-Generalsekretär Guterrez sich für eine Aufhebung der Sanktionen aussprach, um diese Lieferungen wieder zu ermöglichen.

Zwar behauptete Habeck, dass diese Sichtweise der seinigen entspräche, fuhr danach aber fort, darüber zu spekulieren, dass Putin Angst habe, Einfluss in Afrika zu verlieren, und daher versuche, den afrikanischen Kontinent in westliche und russisch-chinesische Einflusssphären zu unterteilen. Anstatt auf die Frage nach der disproportionalen Verteilung der Getreidelieferungen – die dem ursprünglichen Abkommen widerspricht – einzugehen, zog Habeck es auch hier wieder vor, den angeblichen Politiker aus Afrika dazu aufzufordern, sich mit Europa zu verbünden und Druck auf Putin auszuüben, denn dies sei „die einzige Sprache, die Putin versteht“.

Als Vovan und Lexus Habeck aber darauf ansprachen, dass die Ukraine die Aufhebung dieser Embargos blockiere, was zu einer Verschärfung der Lage auf dem afrikanischen Kontinent führen würde, zog Habeck es vor, über die Brutalität des Kriegs in der Ukraine zu sprechen, und äußerte die Vermutung, dass der Krieg wohl noch mindestens ein weiteres Jahr andauern würde. Hatte Habeck das Memo aus Washington nicht erhalten, demzufolge die finanzielle Unterstützung der Ukraine aus Washington zum Jahresende eingestellt würde? Oder war dies bereits ein Eingeständnis Habecks, dass Europa diesen finanziellen Ausfall ausgleichen würde?

Abschließend kommentierte der Wirtschaftsminister noch den Gasmarkt, speziell jenen für LNG, den er als großen Markt bezeichnete, aber die Preise seien noch „viel zu hoch“.

Bedingt unterhaltsam, dennoch eine Entblößung

Wie bereits in der Vergangenheit sind die „Telefonstreiche“, wie Vovan und Lexus ihre durchwegs politisch angehauchten Telefonate nennen, mit Vorsicht zu genießen, da die veröffentlichten Mitschnitte fast immer merkliche Schnitte aufweisen, die vor allem den Zusammenhang zwischen Fragen und Antworten in Frage stellen. Der rein humoristische Faktor speist sich dabei eher aus der Frage, wie die recht plump wirkenden Verkleidungen als „afrikanische Politiker“, obwohl die Komödianten mit schwersten russischen Akzenten sprechen, durchgehen können.

Dennoch wurde auch dieser Telefonstreich vom Wirtschaftsministerium bestätigt, wenngleich die konkrete Abfolge von Fragen und Antworten sowie der besprochenen Inhalte nicht näher bestätigt werden konnte. Zwar bleibt es bemerkenswert, wie viele Politiker und die dazugehörigen Institutionen auf die – für Zuseher – oberflächlich anmutende Verkleidung hereinfallen, dennoch kann sich das Wirtschaftsministerium damit trösten, dass auch viele andere Politiker, darunter erst unlängst die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, auf die russischen Trollkomödianten hereinfallen.

Was unabhängig vom Gesamtkontext der Gespräche aber bleibt, ist die Feststellung, dass Robert Habeck an eine Verlängerung des Ukrainekriegs um ein weiteres Jahr glaubt und es trotz gegenläufiger Zeichen für ratsam hält, vermeintlichen afrikanischen Politikern nahe zu legen, Druck auf Wladimir Putin auszuüben. Es darf bezweifelt werden, dass diese Argumentationsschiene selbst bei echten afrikanischen Politikern mehr Früchte abwerfen würde, als sie es im Falle von Vovan und Lexus tat.

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