Tichys Einblick
Energieversorgung in Schutt und Asche

KKW Grafenrheinfeld: Kühltürme gesprengt – die Reaktionen

Die Energieversorgung wird zersprengt – dem Ausland bleibt es vorbehalten, stirnrunzelnd auf die verrückten Vorgänge in Deutschland zu blicken. Magazine wie der Spiegel oder der Bayerische Rundfunk freuen sich sogar über das Ende einer „Hochrisikotechnologie“.

picture alliance / Wolfgang Maria Weber | R7172

Hurra – wir sprengen Kraftwerke in die Luft und alle freuen sich. Der Bayerische Rundfunk freute sich königlich über das Zerstören von wichtiger Infrastruktur. »Kühlturmsprengung – hier ist die beste Sicht« – so empfahl er Wandertipps zur Sprengung, anstatt einen Blick auf die aktuelle kritische Stromlage Bayerns zu werfen. Aber der BR formuliert im selben Atemzug ja auch Überschriften »Baum kollidiert mit Zug«.

Staub habe es gegeben, sodass sich Polizeikräfte mit FFP2-Masken behelfen mussten, so reportiert der BR illustrativ. Nur ein »Kraftwerkskleber« klebte sich an einem Strommast fest, oder genauer: kettete sich an. Die Sprengung musste um ein paar Stunden verschoben werde. »Das ist sicher nicht der Verlauf, den wir uns erhofft und erwartet haben«, sagte Schweinfurts Landrat Florian Töpper (SPD). Er sei erbost über die Aktion. Gut, bei Klimaklebern wäre das was anderes.

Nach 30 Sekunden war alles weg, die beiden Kühltürme in Schutt und Asche gelegt – wie die Energieversorgung Deutschlands. Der Reaktor stand bereits seit 2015 still, das Innenleben ist bereits ziemlich zerfleddert, das Reaktordruckgefäß ausgebaut.

Den »emotionalen« Moment hebt der Erste Bürgermeister von Grafenrheinfeld, Christian Keller (CSU), hervor: »Das ist eine Landmarke, die wir seit vielen Jahrzehnten kennen.« Viele Bürgerinnen und Bürger seiner Gemeinde hätten dort gearbeitet. Steuern in Höhe von mindestens 180 Millionen Euro habe Grafenrheinfeld in den vergangenen 30 Jahren mit dem AKW eingenommen. Dann versiegte die zuverlässige Steuerquelle und in der Stadtkasse fehlen sieben bis zwölf Millionen Euro. Jährlich. Die Gemeinde erhöhte die Grundsteuer und hob die Kindergartengebühren an.

Nur einer fehlte: Markus Söder, als Ministerpräsident Bayerns sonst überall zu finden, wo TV-trächtige Bilder zu erwarten sind. Er wusste wohl, warum er sich nicht als Abbruch-Ministerpräsident ablichten lassen wollte. Ihm ist der akute Strommangel in einem Industrieland wie Bayern bewusst; er hatte vorsichtig die Idee geäußert, die deutschen Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen. »Es ist meiner Meinung nach völlig unverantwortlich, die Kernenergie auslaufen zu lassen und damit die Probleme noch massiv zu potenzieren. Wer das tut, handelt leider unverantwortlich«, so Söder in einem Rundfunkinterview noch 2022. Er machte sich dafür stark, dass die Bundesländer selbst entscheiden sollen, ob die Kraftwerke in Betrieb gehen können und wollte Isar 2 in Eigenregie weiterbetreiben.

Windräder im »Chemiedreieck« Burghausen sollen es künftig richten. Auf die Idee wackliger Windräder in einer windarmen Gegend können nur Grüne kommen. Ein Hubert Aiwanger von den Freien Wählern eifert denen nach.

Die Energieversorgung wird zersprengt – dem Ausland bleibt es vorbehalten, stirnrunzelnd auf die verrückten Vorgänge in Deutschland zu blicken.

Auf X, dem früheren Twitter, schreibt erstaunt Mark Nelson, in vergangenen Generationen hat es das Leben von vielen Amerikanern gekostet, deutsche Infrastruktur zu zerstören. Heute tun sie es selbst. Kaum eine Verbesserung – erkennt er.

»Energie ist die Grundlage allen Wohlstands und Atomenergie ist bei weitem die sauberste und zuverlässigste Energiequelle. Dies ist ein Verbrechen gegen die Versprechen von Wissenschaft und Technologie und gegen alle zukünftigen Generationen.«

Seine deutschen Freunde fassen sich an den Kopf.

»Das internationale Echo auf die Sprengung der Kühltürme von Grafenrheinfeld ist groß«, stellt Anna Vero Wendland fest. »Und vernichtend für Deutschland. Im Ausland sieht man das klar als Symbol für unseren Abstieg.«

»Alte Denkmuster werden weggesprengt« – so der totalitäre Tonfall eines Ludwig Hartmann (Grüne), sogar Vizepräsident des Bayerischen Landtages. »Den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft.« Deutschland benötigt keinen Feind mehr, es hat die Grünen.

Gut, Kühltürme kann man wieder aufbauen, ebenso wie Kernkraftwerke. Die werden in einem künftigen energieverarmten, weitgehend deindustrialisierten Deutschland vermutlich von chinesischen oder russischen Anbietern gebaut. Es fehlt mittlerweile an eigener Kompetenz. Der »Fadenriss« ist gründlich gelungen. Mutwillige Zerstörung von Infrastruktur – das kann sich ein Jürgen Trittin auf die Fahne schreiben. Das war auch sein Lebenswerk.

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