Der Schwanz wackelt mit dem Hund: Seit dem vergangenen Freitag haben die Terminbörsen mit ihren Millionen von Kontrakten wieder einmal die Preisherrschaft über den viel geringeren Handel mit physischem Gold erobert. Das Edelmetall selbst muss sich vorübergehend dieser Herrschaft beugen. Mit seinem inneren Wert und seiner Funktion als Antipode des immer wertloser werdenden Papiergelds hat das zwar wenig zu tun, aber dergleichen ist den Spekulanten an den Terminbörsen egal. So lautet das vorläufige Fazit zum jüngsten Preissturz. Denn am Montag fiel der Preis für eine Feinunze (31 Gramm) mit 1.089 Dollar auf den tiefsten Stand seit gut fünf Jahren.
Darüber hinaus gibt es Erklärungsversuche, denen es jedoch überwiegend an Logik mangelt. Ein besonders putziges, das durch die ständige Wiederholung nicht besser wird, läuft darauf hinaus, dass die US-Notenbank Fed irgendwann noch in diesem Jahr den Leitzins erhöhen werde. Das stärke den Dollar als Antipoden des Goldes. Dass das Wachstum der US-Wirtschaft gerade offiziell von 3 auf 2 Prozent korrigiert wurde, was nicht gerade für einen starken Dollar spricht, wird bei solchen Überlegungen einfach ausgeklammert.
Müssen Anleger, die Gold besitzen, sich jetzt Sorgen um ihren Schatz machen? Alles andere als das, denn die Entwertung des Papiergeldes schreitet munter fort, was besonders deutlich an den gestiegenen Aktienkursen und Immobilienpreisen, aber auch an den Preissprüngen von Kunstwerken und Oldtimern abzulesen ist. Diese alternative Betrachtungsweise lässt viel über den Kaufkraftschwund des Papiergeldes erkennen, nur halt unter umgekehrten Vorzeichen.
Aber warum kann Gold den Aktien und Immobilien nicht Paroli bieten? Unter anderem, weil es keine den Aktiendividenden und Immobilienmieten adäquaten Erträge abwirft. Weitere Begründungen gehen bis zur Preismanipulation – was in Anbetracht der wilden Terminbörsen gar nicht so abwegig ist. Zum Trost für Goldbesitzer sei ein Argument hinzugefügt, das in der gängigen Diskussion noch relativ selten vorgebracht wird: Der weltweite Schuldenberg muss Anleger über kurz oder lang zwangsläufig misstrauisch gegenüber dem Papiergeld machen, das ja stark auf Vertrauen und bestimmt nicht auf Misstrauen beruht. Goldbesitzer und solche, die es werden wollen, brauchen also nur noch etwas Geduld, bis der Misstrauensfall eintritt und den Goldpreis nach oben zieht.