Tichys Einblick
Industriekrieg mit härtesten Bandagen

Glyphosat erneut als unbedenklich geprüft

Die EU-Kommission erteilte 2019 den Pflanzenschutzbehörden von Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Ungarn den entsprechenden Prüfauftrag. Der liegt nun vor.

IMAGO / Harry Koerber

Das Ergebnis ist eindeutig: Die Substanz ist nicht krebserregend, schädigt nicht das Erbgut, ebensowenig wie die Organe und ist für den Hormonhaushalt nicht gefährlich. Mehr Belege für Unbedenklichkeit gibt es kaum. In den Blick gerät wieder das angebliche Supergift Glyphosat. Denn dessen EU-weite Zulassung endet im Dezember 2022. Das Herbizid hatte zuletzt nur eine Zulassung über weitere fünf Jahre bekommen, üblich sind 15 Jahre. Vor weiteren Zulassungen werden neue Erkenntnisse und Arbeiten geprüft. Die EU-Kommission erteilte 2019 den Pflanzenschutzbehörden von Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Ungarn den entsprechenden Prüfauftrag.

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Jetzt liegt der Entwurf der vier nationalen Fachbehörden vor, die alle verfügbaren wissenschaftlichen Studien rund um Glyphosat geprüft haben. Auf 11.000 Seiten kommen die zuständigen Sicherheitsbehörden aus Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Ungarn laut dem Fachmagazin agrarheute zu dem Ergebnis, dass Glyphosat alle Voraussetzungen für eine weitere Zulassung erfülle. Eine sichere Anwendung in allen beantragten Einsatzgebieten sei möglich, so alle Behörden einstimmig. Voraussichtlich im September soll eine öffentliche Anhörung dazu stattfinden, die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit und Chemikalien werden dann Empfehlungen für oder gegen eine Verlängerung der Zulassung an die EU-Kommission abgeben.

Ab 2023 sollte bekanntlich Glyphosat komplett verboten werden, ginge es nach der deutschen Bundesumweltministerin und vielen NGOs. Schulze (SPD) will ein Verbot schon seit langem, übersieht allerdings, dass nicht sie dafür zuständig ist, sondern die EU. Und dort prüfen Fachgremien die Sicherheit nicht nach Gefühls- und Ideologie-, sondern Faktenlage.

Niederlage für NGOs
Bayer/Monsanto: Freispruch von der Umweltbehörde für Glyphosat
Und die ist eindeutig: Glyphosat gehört zu den am besten untersuchten Substanzen, wird seit 40 Jahren weltweit erfolgreich als Unkrautvernichtungsmittel verwendet. Denn Bauern wollen Nutzpflanzen auf ihren Feldern ernten und keine Unkräuter. Auch die strenge amerikanische Umweltbehörde EPA hält das Unkrautvernichtungsmittel für unbedenklich. Ein gleich wirksames und unschädliches alternatives Mittel gibt es bisher nicht, der Patentschutz ist längst abgelaufen, vor allem asiatische Firmen stellen das Herbizid in unterschiedlichen Zusammensetzungen her.

Das Mittel wird in der Regel kurz vor der Aussaat vor allem bei Raps, Körnerleguminosen und Wintergerste ausgebracht. Das Salz wird über die Pflanzenoberfläche aufgenommen und blockiert einen wichtigen Teilprozess bei der Photosynthese. Die Blätter welken daraufhin, das unerwünschte Unkraut stirbt ab, Nutzpflanzen können wachsen. Bakterien bauen den Wirkstoff im freien Feld nach etwa 14 Tagen ab, in Gewässern ist Glyphosat kaum nachweisbar.

Religion statt Wissenschaft
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Ins Gerede kam das Herbizid, seitdem mittlerweile 96.000 Kläger in den USA behaupten, Glyphosat habe bei ihnen zu Krebserkrankungen geführt, und die Schadensersatz fordern. Diese Klagen haben den Chemiekonzern Bayer in schweres Fahrwasser gebracht, denn der hatte den wichtigsten Hersteller von Glyphosat, den amerikanischen Saatgutriesen Monsanto, 2018 für 60 Milliarden Dollar gekauft. Eine Übernahme übrigens, die sich für Bayer sehr gut auszahlt.

Jetzt geht es um einen Industriekrieg, der mit härtesten Bandagen geführt wird. Der Hersteller von Saatgut und Pflanzenschutzmittel Monsanto/Bayer und finanzstarke NGOs, hinter denen wiederum ideologiegetränkte Firmen stehen, die beispielsweise Bioprodukte verkaufen wollen und Impfungen, Gentechnik und Chemotherapie ablehnen, da sie über ihre Alternativmedizin viele Millionen Dollar verdienen.
Da kommt ein Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat als Hebel im Kampf um die Vorherrschaft gerade recht. Glyphosat ist für sie eine Steilvorlage, um eine Gefahr für alles Leben zu konstruieren.

Im Verbotswahn
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Aussagen über die Gefährlichkeit von Glyphosat beruhen auf einer Einschätzung der IARC, der internationalen Agentur für Krebsforschung in Lyon, einer Unterorganisation der Weltgesund-heitsorganisation (WHO). Die IARC hat das Mittel in die Kategorie 2a eingestuft. Das bedeutet: Die Substanz ist grundsätzlich in der Lage, Krebs zu erzeugen. Rindfleisch, Lammfleisch und Ziegenfleisch befinden sich – nebenbei bemerkt – auch in dieser Kategorie.

Von jedem Produkt gehen theoretisch beliebig viele Gefahren aus – wie beim Salz. Zu viel davon kann auch tödlich sein. Sonnenstrahlen und Alkohol gehören nach der IARC in die Kategorie „sicher krebserregend“. Nach den IARC-Kategorien befindet sich in Gruppe 4 „wahrscheinlich nicht karzinogen“ lediglich eine Substanz, Caprolactam, ein Ausgangsstoff für Kunststoffproduktion.

Sturm ist nicht gleich Sturm
Wer Wind erntet . . . (1)
Das IARC steht damit weltweit allein da. Glyphosat gehört zu den weltweit toxikologisch am umfassendsten untersuchten Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen. Und alle anderen Institutionen, etwa das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die europäische EFSA, die amerikanische EPA und auch das JMPR, das ebenso wie das IARC zur WHO gehört, bewerten Glyphosat als nicht krebserregend.

Der Präsident des Bundesinstitutes für Risikobewertung, Andreas Hensel, sagte überdies: „Die Wissenschaft wird als Kampfmittel missbraucht.“ Und weiter: »Glyphosat ist seit 40 Jahren auf dem Markt. Es ist eine der am besten untersuchten Substanzen der Welt, es ist das wichtigste Pflanzenschutzmittel.«

Die Realität sieht knallhart aus: Ohne Einsatz von Glyphosat würde es in den großen Anbaugebieten in den USA und Asiens düster aussehen. Die Ernteergebnisse würden wieder auf frühere Quoten zurückfallen. Hungersnöte wären die Folge. Glyphosat ist das im Augenblick optimale Mittel gegen Unkräuter. Der Bauer will schließlich, dass Weizen, Mais und Soja wachsen und nicht die Unkräuter sich ausbreiten. Und ohne den Einsatz von 60, 70 Tonnen Glyphosat könnte die Deutsche Bahn übrigens ihre Gleise nicht frei von Bewuchs halten.


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