Über den Angriff mehrerer vermummter Täter auf ein Drehteam der „heute-show“ am 1. Mai in Berlin gibt es bis jetzt nur sehr spärliche Informationen – sowohl von der Polizei als auch von dem Sender selbst. Sieben Mitarbeiter des Meinungsmagazins des ZDF, die über die Demonstrationen in Berlin berichten wollten, waren gegen 16.25 Uhr während einer Drehpause in der Rochstraße von etwa 20 vermummten Personen eingekreist und angegriffen worden. Laut Polizei wurde das ZDF-Team geschlagen, offenbar auch mit einer Metallstange. Sechs Sender-Mitarbeiter mussten ins Krankenhaus. Einem Tonassistenten trat ein Täter nach Angaben von Zeugen ins Gesicht, als er am Boden lag. Der ZDF-Mitarbeiter Abdelkarim, der offenbar einen Bericht über den ersten Mai in Berlin für die heute-show liefern sollte, blieb unverletzt.
Gewalttat gegen ZDF-Mitarbeiter – und die laue Reaktion in Medien und Politik
Linksextreme stehen unter dringendem Verdacht, sechs Sender-Mitarbeiter am 1. Mai in Berlin ins Krankenhaus geprügelt zu haben. Anders als bei rechtsextremen Angriffen wird die Tat auffällig niedrig gehängt.
Die Verantwortlichen der Sendung kommentierten den schweren Überfall auf ihr Team allerdings erstaunlich zurückhaltend auf Twitter:
„Bei einem Dreh heute in Berlin ist unser Kamerateam angegriffen worden. Mehrere Teammitglieder sind im Krankenhaus, unser Reporter Abdelkarim ist unverletzt. Wir sind schwer betroffen und wünschen den Kollegen eine schnelle Genesung.“
Über die Täter und die Motive fand sich auch in anderen Stellungnahmen kein Wort.
Berlins Innensenator Andreas Geisel kommentierte den Angriff so: „Egal, ob rechts, links oder sonstwie motiviert, Gewalt gegen Medienvertreter ist durch nichts zu rechtfertigen.“
In Fällen, in denen Gewalttäter aus dem rechtsradikalen Spektrum stammen oder auch nur der Verdacht besteht, findet sich eine ‚egal ob rechts, links oder sonstwie‘-Formulierung eher nicht in Politikerstatements. Auch Außenminister Heiko Maas beschränkte sich in seiner Twitter-Botschaft auf die sehr allgemeine Formulierung „feige Gewalttäter“ ohne jede politische Zuordnung:
„Ich wünsche dem Team der heuteshow, das heute auf erschreckende Art und Weise angegriffen worden ist, gute Besserung. Wir stehen an Eurer Seite! Lasst Euch Euren Humor und Eure Leidenschaft nicht nehmen von feigen Gewalttätern.“
Für die auffällige Zurückhaltung gibt es offenbar einen Grund: Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft stammen die Schläger aus dem linken Lager: „Nach unseren ersten Erkenntnissen sind die Verdächtigen eher dem linken Spektrum zuzurechnen“ erklärte Behördensprecher Martin Steltner. Trotzdem zog bisher kein Politiker eine Verbindung zwischen den Gewalttätern und einer Partei – wie es sonst bei praktisch jedem rechtsradikalen Übergriff geschieht, der routinemäßig der AfD angelastet wird.
Die Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement Sawsan Chebli (SPD) versuchte sogar, indirekt doch eine Verbindung zwischen der Gewalttat und der AfD herzustellen: Sie retweetete eine Veröffentlichung des linksradikalen Portals „Volksverpetzer“, das die öffentlichen Reaktionen auf den Angriff beklagt: „AfD-FANS FEIERN HEUTE-SHOW-ANGRIFF“.
Im Fall der linken Maidemonstrationen in Berlin gäbe es allerdings gute Gründe, um nach politischen Helfern der Extremisten zu fragen. Die grüne Berliner Bundestagsabgeordnete Canan Bayram etwa unterstützt seit Jahren politisch das linksextremistische Zentrum in der Rigaer Straße, und demonstrierte unter anderem auch schon mit dem „Schwarzen Block“ zugunsten des gewaltverherrlichenden linksextremen Internetportals Indymedia. Auch die in Berlin mitregierende Linkspartei protegiert seit langem die linksradikale Szene der Stadt.
In der Vergangenheit hatte sich das ZDF auch eher sehr milde mit Linksextremismus befasst und beispielsweise in der Kindersendung „logo“ erklärt, zwischen Linken und Linksextremisten müsse man sorgfältig unterscheiden. Eine entsprechende Werbung für Differenzierung zwischen rechts und rechtsextrem suchte man bei dem Sender vergeblich.
Damit befindet sich der Sender durchaus im Einklang mit vielen linken Politikern. Erst kürzlich hatte sich die „Grüne Jugend“ in einem Tweet über die ihrer Meinung nach überzogene Kritik an Gewalttäten der Antifa lustig gemacht:
Bis heute setzte sich weder der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) noch linke Politiker mit den wiederholten linksextremen Attacken auf Medien-Mitarbeiter systematisch auseinander, sondern verurteilten sie nur ab und zu, ohne auf politische Hintergründe einzugehen. Dabei ist die Liste der Übergriffe in Deutschland und anderen Ländern mittlerweile lang – und es traf auch der Vergangenheit nicht nur konservative Journalisten.
- Am 25. Januar 2020 beispielsweise bedrohten Linksextremisten aus einer Demonstration in Leipzig zugunsten von Indymedia heraus eine taz-Berichterstatterin und drohten ihr Schläge an, falls sie weiter Bilder aufnehme. Die taz als betroffenes Medium berichtete darüber nur sehr zurückhaltend und fast entschuldigend. „Wenn jetzt fast schon genüsslich gejault wird, dass die Linken ja mindestens genauso ein Gewaltproblem haben wie die Rechten, ist das argumentativ arg kurz gesprungen“, belehrte das Blatt seine Leser.
- Im Januar 2020 zündeten Linksextreme das Auto des Berliner B.Z.-Journalisten Gunnar Schupelius an. In einem Bekennerschreiben auf Indymedia hieß es zur Begründung, der liberal-konservative Redakteur sei „als Stichwortgeber von Rassist*innen, Rechten und von Reaktionären auf allen Feldern“ aufgetreten. Die Täter verbanden den Anschlag mit der Drohung, ihn wieder anzugreifen, sollte er seine Berichterstattung nicht ändern.
- Im Dezember 2019 schütteten Linke dem Chefredakteur der liberal-konservativen Weltwoche in einem Züricher Café ein Getränk ins Gesicht.
- Und am 1. Mai 2019 attackierten mehrere Linksextreme den Weltwoche-Redakteur Alex Baur in Zürich und dessen aus Peru stammende Frau. Baur konnte sich allerdings wehren und kam unverletzt davon, es entstand nur Sachschaden.
- Im April 2019 erregte in den USA der gewalttätige Angriff der „Antifa“ in Portland, Oregon auf den konservativen Journalisten Andy Ngo landesweites Aufsehen. Mehrere Schläger hatten Ngo damals eingekreist, als er versucht hatte, über eine Demonstration zu berichten; sie schütteten ihm Flüssigkeiten ins Gesicht, bewarfen ihn mit Gegenständen, schlugen und traten ihn. Ngo trug eine Gesichtsverletzung davon.
Die Angriffe auf Köppel, Baur und Ngo wurden in den meisten deutschen Medien nicht aufgegriffen. Bisher forderte nur ein Politiker das Verbot der Antifa – das CDU-Mitglied Hans-Georg Maaßen, Ex-Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz.
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