Tichys Einblick
Weitere prominente Unterstützer

„Gender-Sprache“: Der Widerstand wird größer

Debatten in politischen Gremien in Hannover und Wiesbaden.

imago/Christian Ohde

Der Aufruf gegen den Unfug der sog. Gender-Sprache zeigt Wirkung. Mit Stand vom 6. April 2019 hatten 67.000 Unterstützer den Aufruf unterzeichnet. Außerdem konnten die Initiatoren eine weitere Liste von mehr als hundert Prominenten veröffentlichen, die den Aufruf unterstützen. Darunter sind hochrangige vormalige Politiker wie Kristina Schröder, Dieter Althaus, Werner Münch und Hans-Joachim Mayer von der CDU sowie Wolfgang Thierse und Jürgen Zöllner von der SPD, ferner zahlreiche Professoren, wie etwa Prof. Gertrud Höhler, Lehrerrepräsentanten wie Heinz-Peter Meidinger und Anton Huber, Verleger, Publizisten, Ärzte usw. Siehe die aktuelle Liste, in die man sich nach wie vor eintragen kann. (Am Rande: Dass sich bislang keine namhaften aktiven Politiker des bürgerlichen Lagers als Unterstützer der Aktion fanden, ist bezeichnend für die Profil- und Orientierungslosigkeit dieses Lagers.)

Rückenwind erfuhr die Aktion durch die Ergebnisse der INSA-Umfrage vom März 2019. Auf die Frage „Wie wichtig oder unwichtig ist Ihrer Meinung nach gendergerechte Sprache für die Gleichstellung der Frau in Deutschland?“ antworteten nur 27,1 Prozent der befragten Männer bzw. 27,9 Prozent der befragten Frauen mit „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“, jeweils über 60 Prozent dagegen machten ihre Kreuz bei „sehr unwichtig“ oder „eher unwichtig“ (der Rest entfällt auf „weiß nicht“ oder „keine Angabe“). Diese Präferenzen sind über Bundesländer, Geschlechter und Parteien ähnlich; auch bei den Anhängern der Grünen bewerteten 60,1 Prozent der Befragten die Gendersprache mit „sehr unwichtig“ oder „eher unwichtig“. Fast neun von zehn Befragten verwenden privat keine genderneutrale Sprache, 74,6 Prozent auch beruflich nicht, mehr als die Hälfte empfindet einschlägige Vorschriften durch Behörden oder Arbeitgeber als störend, 75,3 Prozent lehnen gesetzliche Vorschriften zur Sprachneutralisierung ab.

Gender-Zoff im Hessischen Landtag und im Rat der Stadt Hannover

Die CDU-Ratsfraktion in Hannover ist am 4. April im städtischen Gleichstellungsausschuss mit einem Antrag gegen eine gendergerechte Verwaltungssprache nach einer zeitweise hitzigen Debatte gescheitert. Die rot-grün-gelbe Ampelkoalition hält an der Neuregelung der Stadtverwaltung fest, in der Kommunalverwaltung eine genderneutrale Verwaltungssprache einzuführen. Wähler werden danach zu Wählenden, Wählerverzeichnisse zu Wählendenverzeichnissen, Rednerpulte zu Redepulten, Rednerlisten zu Redelisten. Statt der Anrede „Herr“ und „Frau“ sollen andere Formen der Ansprache wie „Guten Tag“ oder „Liebe Gäste“ verwendet werden. Sprache verändere sich demokratisch von unten nach oben, so die CDU in ihrem Antrag.

Gender-Stadt
Hannover nicht mehr Zentrum von Hochdeutsch
Ein Umdenken oder gar ein Abstellen realer Ungleichberechtigungen habe eine Sprachregelung „von oben“ noch nie bewirkt. Und: Verwaltungssprache müsse sich möglichst nahe an der Alltagssprache orientieren, um möglichst viele Einwohner zu erreichen. Der Vorstoß der Stadt Hannover, gendergerechte Sprache zu nutzen, hatte übrigens sogar für herbe Kritik von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gesorgt; er hatte zur Praxis im SPD-geführten Rathaus im Januar 2019 gesagt: „Politik und Verwaltung müssen aufpassen, sich nicht zu sehr von der Alltagssprache der Menschen zu entfernen.“ Die Grünen im Ausschuss dagegen meinten: Es sei ein „Kulturbruch“ nötig; man müsse mit der herkömmlichen Sprache aufräumen und Frauen endlich auch sprachlich mitmeinen. Siehe: hier.

Ebenfalls am 4. April diskutierte das Plenum des Hessischen Landtags über einen AfD-Antrag zum Thema „Gendersprache in hessischen Ministerien, Landesbehörden und der Landtagsverwaltung abschaffen“. Die antragstellende Fraktion wollte, dass in der Vergangenheit vom Hessischen Landtag beschlossenen Regelungen, die eine „geschlechtergerechte Sprache“ zum Gegenstand haben, außer Kraft gesetzt werden. Zur Begründung dieser Forderungen wird u.a. angeführt, dass die meisten Behörden und öffentlichen Einrichtungen immer absurdere Sprachregelungen hervorgebracht hätten. Der AfD-Antrag stieß auf heftigen Widerspruch der fünf übrigen Fraktionen. Sandra Funken (CDU) meinte, es müsse die Balance gehalten werden zwischen dem sprachlichen Ausdruck der Gleichstellung und einer Komplizierung etwa durch Gendersternchen. Sprache müsse lesbar und verständlich bleiben. Ähnlich argumentierte der FDP-Parlamentarier Jürgen Lenders. Gleichberechtigung müsse sich ohne Verrenkungen in der Sprache widerspiegeln. „Sprache ist kein Denkmal, sie bildet den Entwicklungsstand der Kultur ab“, sagte Lisa Gnadl von der SPD. Auch sie wandte sich dagegen, die Neutralisierung der Sprache „ins Kuriose zu überdrehen“. Ulrich Wilken (Linke) erklärte, Sprache müsse die Erfolge des Kampfes um Gleichberechtigung abbilden. Sozialminister Kai Klose (Grüne) wies darauf hin, dass seit 2015 gesetzlich geregelt sei, dass die Gleichberechtigung auch sprachlich zum Ausdruck gebracht werden müsse. Daran habe sich die Landesverwaltung zu halten. Der Antrag der Fraktion der AfD wurde schließlich an den Hauptausschuss überwiesen.

Zwischenfazit: Die Gender-Fanatiker kriegen die „Kuh nicht mehr vom Eis.“ Und die Initiatoren der Aktion gegen den sprachlichen Gender-Unfug werden noch manche Duftmarke setzen. Vor allem aber gilt es, noch mehr „Bürger von der Straße“ für die Aktion gegen den Unfug der Gender-Sprache zu gewinnen. Denn hier geht es nicht um die Frage der Gleichstellung der Frau oder des sprachlichen Sichtbarmachens von Frauen, sondern qua Orwellsche Sprachmanipulation um ein verqueres Menschen-, Familien- und Gesellschaftsbild.


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