Seit dem 4. April ist die Bundesnetzagentur Treuhänderin von Gazprom Germania, ein Tochterunternehmen des russischen Energieriesen Gazprom. Gestern warnte die Behörde, der Gesellschaft drohe die Insolvenz. Sie fordert daher alle Banken, Unternehmen und Kunden dazu auf, ihre Geschäfte mit Gazprom Germania weiterzuführen.
Der operative Betrieb, so heißt es in einem Schreiben an die Geschäftspartner, sei ohne die Beschaffung von Betriebsmitteln und das Angebot von Dienstleistungen gefährdet. „Ohne Zugang zu Finanzmitteln droht der Gruppe die Zahlungsunfähigkeit“, schreibt Behördenpräsident Müller.
Gazprom Germania: essentielle Funktionen wie Speicher und Fernleitungen bedroht
Die Folgen für das deutsche und europäische Energieversorgungssystem seien „massiv“, sie reichten vom Zusammenbruch des Gashandels, über eine Störung im Gastransport bis in die Ebene der nachgelagerten Endkundenlieferanten und Stadtwerke, bis hin „zu einer zusätzlichen Gefährdung der Versorgungssicherheit durch einen möglichen Verlust der Speicherkapazitäten“.
Gazprom Germania gehören auch Wingas und die Astora GmbH, welche die größten Gasspeicher in Deutschland und Österreich betreiben. Außerdem hält Gazprom Germania Anteile an der Gascade GmbH und zwei weiteren Fernleitungsgesellschaften. Müller schreibt deswegen: „Die Gazprom Germania GmbH Unternehmensgruppe erfüllt zentrale und für die Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa essentielle Funktionen.“
„Unerlässlich für die Aufrechterhaltung der Energieversorgung“
Die Bundesnetzagentur setze sich mit allen verfügbaren Mitteln dafür ein, dass ein ordentlicher Geschäftsbetrieb sichergestellt sei. „Die Fortführung des Geschäftsbetriebs der Gazprom Germania GmbH und ihrer Tochtergesellschaften ist unerlässlich für die Aufrechterhaltung der Energieversorgung in Deutschland und anderen europäischen Ländern“, betonte Müller in seinem Schreiben.
Erst vor wenigen Tagen hatte Filip Ton, Chef von EON-Deutschland, geschätzt, dass die Gasspeicher in Deutschland nur zu einem Viertel gefüllt seien. Müller hatte vor den schwerwiegenden Folgen einer Gasknappheit gewarnt: „Es ist leider nicht völlig auszuschließen, dass wir Entscheidungen treffen müssen, die furchtbare Konsequenzen für Unternehmen, für Arbeitsplätze, für Wertschöpfungsketten, für Lieferketten, für ganze Regionen haben.“ Er appellierte an die Kunden, bereits jetzt Gas einzusparen. Die Bundesnetzagentur unternähme bereits alles, um nicht die „dritte Stufe des Notfallplans Gas“ ausrufen zu müssen.