Die Bilder von G 7 in Kanada gleichen alten Ölgemälden, auf denen Könige und Kaiser inmitten ihres Hofstaates zu sehen sind. Pflichtschuldig verbreiten die regierungstreuen Medien in Europa die Mär vom heimtückischen Trump, der aus der Ferne seine Zustimmung zur Anschlusserklärung der Zurückgebliebenen „unerwartet“ einkassiert.
Was hat sich Justin Trudeau dabei gedacht, als er Donald Trump nach seiner Abreise Richtung Singapore hinterherrief, dessen Äußerungen zum Thema Zoll seien „etwas beleidigend“ gewesen. Weiß der nördliche Nachbar nicht, dass es aus Trumps Wald nicht zurückschallt, wie hineingerufen wird, sondern wesentlich lauter und härter? Hat die französisch sprechende Oberschicht in Quebec noch immer nicht gelernt, dass der große englischsprachige Westen, dieser lange Gürtel an der US-Grenze bis Vancouver mit den nördlichen US-Nachbarn viel mehr verbindet als mit Quebec?
Merkel und Macron stützen sich stehend auf den Tisch (Juncker scheint überhaupt Halt zu suchen), blicken auf den sitzenden Trump, der ebenso wie Japans Abe die Arme verschränkt, die körpersprachliche Botschaft, bleibt mir vom Leibe.
Regierunssprecher Seibert verbreitete diese Bild-Lesart: „Im Mittelpunkt: Bundeskanzlerin Angela Merkel, dominant, beide Hände auf den Tisch gestützt, nach vorne gebeugt. Ihr Gegenüber, als Einziger sitzend und die Arme verschränkt: US-Präsident Donald Trump. Er hört Merkel mit angespannter Miene zu.“
Angespannte Miene? Die von Abe bestätigt seine verschränkten Arme: bleib mir vom Leib. Was immer wer aus Trumps Gesichtssprache liest, „angespannt“ sicher nicht.
In der nächsten Einstellung beugt sich Abe nach vorne, um zu hören, was Trump englisch sagt. Was er sagt, scheint Merkel nicht zu gefallen, so wie sie den Blick zu Trump vermeidet.
Macron, Merkel und wohl die meisten anderen begreifen bis heute nicht, dass ihnen mit Trump nicht bloß ein anderer US-Präsident begegnet, sondern wie dem ganzen US-Establisment mit den den EUlern vertrauen Clintons an der Spitze ein amerikanischer Business-Man. Ohne jedes Verständnis und extrem wenig Geduld für das ewige, nie endende Gerede tradierten Konferenzgeschwafels – Diplomatie genannt. Come to terms folks – ist der Geschmack von Donald Trump.
Da kann ich dem Experten nur zustimmen: „Die G7 ist ohnehin mehr Folklore als Politik, sie ist etwas aus der Zeit gefallen. Der Club bildet eine Welt ab, die es heute nicht mehr gibt.“
Noch sind nicht nur Macron und Merkel in Europa Old School, aber mit neuen Politikern an der Spitze ihrer Staaten kriegt Trump Zulauf, nicht die alte EU-Riege. Kein Zufall, dass sich innenpolitisch in den EU-Staaten das Gleiche abspielt. Es ist Zeitenwende und die Old School Leute merken es nicht. Nirgendwo zeigte sich das klarer als bei dem Vorschlag einer zollfreien G 7-Zone. Ein naheliegender Gedanke, doch solche Spontaneität bringt die verknöcherten Old School Mandarine zum Verstummen. Das haben wir noch nie so gemacht. Trump reist weiter und denkt sich, schlaft weiter Leute, um so leichter werde ich es haben. Ob das alles gut geht, was er einfach mal anstößt, ist eine andere Frage. Aber das Heft des Handelns nimmt ihm niemand mehr aus der Hand. Und jene Politiker, die überall neu kommen, werden sich an ihm ein Beispiel nehmen und nicht an dem an Jahren viel jüngeren, aber in seinem politischen Stil viel älteren Macron. Merkel? Läuft hinter dem jeweiligen französischen Präsidenten her. Sie denkt, da kann sie nichts falsch machen. Doch genau das tut sie.
Bei der Verwandlung des Ausgangsfotos High Stakes Stuff in eine Fotokarikatur spricht diese für sich selbst. In diesem Jahr ändern sich Prozesse, die ihre Mitwirkenden für unabänderlich hielten. Wer nicht rechtzeitig Teil der neuen wird, bleibt zurück – in jeder Bedeutung des Wortes. 2018 kann noch ein sehr gutes Jahr werden.
Die Kraftmeierei in den Sprüchen von Macron, Trudeau und anderen von der EU, sie stünde einig und stark gegen Trump, ist erstens hohle Luft. Zweitens stelle ich ihr gegenüber, was der bekannte Historiker Niall Ferguson den verbalen Kraftmeiern nach WELT online in der WamS ins Stammbuch schrieb:
«In den nächsten zehn Jahren werde sich entscheiden, ob die EU überlebt. Dagegen hält er einen Zerfall der Euro-Zone für weniger wahrscheinlich. „Für Brüssel könnte es in den nächsten zehn Jahren eng werden. Es ist sehr gut möglich, dass der Euro die EU überlebt“ … „Die EU ist die schwächste unter den großen Mächten“ … Auf der einen Seite stehe das Imperium Donald Trumps, auf der anderen die Volksrepublik China: Beide könnten Europa immer wieder vorführen … Den traditionellen Parteien, die die EU stützen, falle es immer schwerer, eine Mehrheit zu finden. „In mancher Hinsicht erinnert mich die EU an das alte Heilige Römische Reich. Das ist kein Gebilde, mit dem man ins 21. Jahrhundert gehen will“ …»