Tichys Einblick
Fritz Vahrenholt bei "Tichys Ausblick"

Das hausgemachte Energie-Drama

Fritz Vahrenholt, Hamburger Ex-Umweltsenator, stellt fest: Von Energienot und Gasknappheit dürfte in Deutschland im Grunde genommen keine Rede sein, denn es verfügt selbst über erhebliche Energievorräte.

Ohne sofortigen Stopp jener wahnwitzigen »Energiewende«, Abschaffung der CO2-Steuer und Rückkehr zu einer preiswerten und verfügbaren Energie wird die Deindustrialisierung Deutschlands nur noch dramatischer voranschreiten. Das ist das Ergebnis der Diskussion über die künftige Energieversorgung Deutschlands in der neuesten Ausgabe von Tichys Ausblick: »Kein Gas, keine Wirtschaft – wie gefährlich ist ein Energieboykott?« 

Sendung am 05.05.2022
Tichys Ausblick Talk: Kein Gas, keine Wirtschaft – Wie gefährlich ist ein Energieboykott?
Es ist ein hausgemachtes Drama: Von Energienot und Gasknappheit dürfte in Deutschland im Grunde genommen keine Rede sein. Deutschland verfügt selbst über erhebliche Energievorräte. Nicht nur über Braunkohle in den Tagebauen, auch Steinkohle – leider in großen Teufen, was sie teuer zu fördern macht. Deshalb verschwand der deutsche Steinkohlebergbau, obwohl diese Steinkohle von hoher Qualität und schwefelarm ist, und mit ihm seine bedeutende Bergbauindustrie, die einst auch ein wesentlicher Exportfaktor war. Insgesamt sollen nach Schätzungen 21,6 Milliarden Tonnen 1000 Meter und tiefer liegen; noch 300 Jahre hätten diese Energievorräte reichen können. 2018 wurde die Subventionierung eingestellt, dafür werden heute Windräder, Maisplantagen und die Umwandlung von Ackerland in Photovoltaikanlagen subventioniert. Die liefern übrigens nur einen lächerlichen Beitrag von 5 Prozent an der Primärenergie – außerordentlich dünn, vergleicht man die bereits sichtbaren Landschaftsverschandelungen und Subventionen.

Doch eingebettet in tiefe Erdschichten liegen außerdem noch gigantische Mengen an Erdgas. Nach einer Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe befinden sich vor allem im Niedersächsischen Becken, ein wenig im Oberrheingraben und unter der Nordsee erhebliche Vorräte an Erdgas. 

Der Nachteil: Die leicht zugänglichen Erdgasquellen ermatten langsam. Es muss nachgeholfen werden, damit das Gas aus Ritzen und Poren im Gestein herauskommt. »Fracking« heißt diese Technologie, die allerdings propagandistisch genauso wie die Kernkraft ins Abseits geschossen wurde. Grüne, SPD und FDP hatten im Koalitionsvertrag festgeschrieben, keine neuen Genehmigungen für Öl- und Gasbohrungen über die bisherigen hinaus erteilen zu wollen.

TE-Podcast
Beben in der Energiewelt
Künftig allerdings wird Gas benutzt, das mit derselben Technologie und mit denselben Methoden gewonnen wird – es kommt nur aus den USA. Das muss, damit sich der Transport lohnt, noch nach der Aufreinigung mit energieaufwändigen Methoden auf rund minus 162 Grad abgekühlt werden und in großen Tankern über den Teich gekarrt werden.

Das sorgt nicht nur bei Fritz Vahrenholt für Verwunderung: »Es kann ja nicht sein, dass wir Frackinggas aus USA importieren, aber hier wollen wir es nicht zulassen. Aus welchen Gründen eigentlich? Habeck hat gesagt aus Grundwasserschutzgründen. Das ist natürlich völliger Blödsinn, weil das Grundwasser 100 bis 200 Meter Tiefe liegt, und das Gas im Schiefergestein bei 1200 Metern.«

Das führte er erzürnt in der Diskussion über Energieversorgung in der neuesten Ausgabe von Tichys Ausblick aus: »Kein Gas, keine Wirtschaft – wie gefährlich ist ein Energieboykott?« Denn Blödsinn sei, so Vahrenholt, zu glauben, man könne ein Industrieland zu 100 Prozent mit Wind und Sonne versorgen. »Der entscheidende Fehler, der hier gemacht wird, ist, von ‚Marktsignalen‘ zu sprechen, die es aber nur in Deutschland und in Europa gibt. Der Markt weltweit sagt ganz was anderes.« 

Vahrenholt weiter: »Der Markt weltweit ist der, dass in Amerika ganz andere Signale gesetzt werden: Da sind Erdgas, Kernenergie und Kohle billig. In China, unserem Hauptwettbewerbsland, sind die Energiepreise niedrig.« Nur auf der »Insel Europa« hätten »wir« CO2-Zertifikate eingeführt, die so teuer sind, dass die Situation so dramatisch ist, wie wir sie heute haben.

Vahrenholts Fazit: »Dieser Wirtschaftsraum Europa ist hoffnungslos wettbewerbsunfähig gegenüber den Konkurrenten.« Preiswerte und verfügbare Energie, so wird in der Diskussion betont, sei die Grundvoraussetzung für eine prosperierende Volkswirtschaft. Doch jetzt wird die Energie künstlich teuer gemacht. Mit dramatischen Folgen: »Was nämlich passieren wird, ist, dass unter den Bedingungen, die wir hier haben, dass wir mit 20 Cent pro Kilowattstunde oder einem Erdgaspreis, der viermal so hoch ist wie in China oder in USA, sämtliche Industrie auswandern wird nach Amerika und nach USA«, führt Vahrenholt aus.

»Das Marktsignal weltweit ist: Wir machen den Zauber, den die europäischen Green-Dealer machen wollen, nicht mit. Das passiert in Indien so, das passiert in China, in den USA immer noch so.« Vahrenholt prognostiziert schließlich: »Wir werden einen Rückgang der Energiepreise nicht mehr sehen. Damit muss sich eigentlich eine Bundesregierung auseinandersetzen und sagen: Was bedeutet das denn eigentlich?«


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