Die CDU hat das parteienübergreifende Bündnis zur Corona-Politik schon vorher verlassen: Als die Fraktion im Frühjahr im Bundestag gegen eine allgemeine Impfpflicht stimmte und als sie im September die Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes ablehnte. Nun sind die von der Union geführten Länder Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein vorgeprescht und haben die Isolationspflicht aufgehoben. Es soll nur noch derjenige krank zu Hause bleiben, der Symptome zeigt.
Entsprechend sind auch seine Vorschläge aus dem Interview einzuordnen: Es müsse eine weitgehende Rückkehr ins normale Leben geben. Spätestens im Frühjahr solle Corona offiziell für beendet erklärt werden. Warum erst im Frühjahr? Warum nur eine weitgehende Rückkehr in ein normales Leben? Merz baut sich Rückzugswege ein, damit er sich von den Forderungen bei Bedarf distanzieren kann.
Der Mann hinter Merz’ Vorsicht ist Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Ihm wirft Merz einen „fast schon sirenenhaften Alarmismus“ vor. Das tut er jetzt, da Lauterbach sein Blatt oft überreizt hat mit Warnungen wie der vor der „absoluten Killervariante“. Was aber, wenn im Winter die Infektionszahlen wieder hochgehen und Lauterbach doch erneut Oberwasser bekommen könnte? Merz baut sich Fluchtwege ein. Auch wenn er gegenüber Funke sagt: „Die Zeit der hohen Infektionsgefahr mit schwerem Krankheitsverlauf ist vorbei.“